Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
still
ahd. stilli, mhd. stille, auch neuhochdeutsch noch zuweilen stille(engl. still), zu ⇑ "Stall", "stellen";1 ›ohne Bewegung‹: Das meer ist still (L200 Josua Maaler), in festen Verbindungen: stillstehen (dazu Stillstand), stilliegen, stillsitzen, stillhalten;
⊚ stille Wasser sind tief (Luther) auf das unergründliche Innere schweigsamer Menschen bezogen, der Stille Ozean (um 1870 nach engl. Pacific Ocean, dafür zuvor Stilles Meer), windstill; übertragen hier stehet mein Verstand still »das ist mir unbegreiflich« (L003 Johann Christoph Adelung 1775);
2 ›ohne Geräusch‹,
2.1 ›ruhig‹, daz der man swig… stille (Konrad von Würzburg; L059 DWb), Vorher sprach man viel davon, aber jetzt wird es wieder stille (L003 Johann Christoph Adelung 1775), in der festen Verbindung heimlich, still und leise / sucht Amor seinen zweck (1735; L059 DWb); als Aufforderung still, das kind schläft (1662; L059 DWb), auf dem Theater in der Teichoskopie still, sie kömmt! (Lessing; L059 DWb), auch als Aufforderung, nicht mehr zu weinen: sei still, es wird dir nichts geschehen (Droste-Hülshoff; L059 DWb), ↑ "mucksmäuschenstill"; atmosphärisch ›friedlich‹ (seit 16. Jahrhundert; L059 DWb) ein gerüglich vnd stilles Leben füren (A180 Martin Luther, 1.Timotheus 2,2), wie ist die Welt so stille (A037 Claudius, Abendlied), im Weihnachtslied von 1818 Stille Nacht, heilige Nacht; in stiller abgeschiedenheit, zufrieden mit der ehre, die mir die wissenschaft gibt(J.A089 Jacob Grimm, Kleinere Schriften 1,31), redensartlich wenden sie doch einmal ein paar stille stunden dazu an (Lavater; L059 DWb) ›wenn Zeit, Muße dazu ist‹; dazu der stille Freitag, die stille Woche ›Karwoche‹; speziell auf bestimmte Formen von Religiosität bezogen nach A180 Martin Luther, Psalm 35,20 die Stillen im Lande von ⇓ "S170" Pietisten, Herrnhutern: eine Person… , die nicht das Ausschweifende und Leere der großen Welt, und nicht das Trockne und Ängstliche der Stillen im Lande habe (A075 Johann Wolfgang von Goethe, I,22,310); seit Winckelmann (1755) edle Einfalt, stille Größe als Beschreibungsbegriff der klassischen Antike im Gegensatz zu Barock und Rokoko, in der deutschen Klassik dann im Sinn eines charakterlichen Ideals: Wo von ihrem Angesichte / Lieb' und stille Größe spricht (A131 Friedrich Hölderlin, Hymne an die Schönheit, 1,153);
2.2 auf geistige Vorgänge bezogen ›in sich gekehrt, andächtig‹, mit stiller betrachtung (1556; L059 DWb), stilles Gebet, stille Liebe (L169 Matthias Kramer), ein stilles glück, das sich vor dem lauten tage verschlieszt (Eichendorff; L059 DWb), um stille theilnahme bittet die trauernde wittwe (Raabe; L059 DWb); speziell ›heimlich‹ (ahd. ) heute nur noch in festeren Verbindungen stiller Wunsch (18. Jahrhundert), stiller Teilhaber (1933, 1874 stiller Gesellschafter; vgl. L059 DWb), stille Hoffnung, Reserve sowie substantivisch im Stillen (vereinzelt 17. Jahrhundert): ihn zu lieben, / so recht im Stillen (Goethe; Ch.L042 Christa Dill); dazu stillvergnügt (Wieland; L320 Trübner); seit dem Mittelhochdeutschen
2.3 im Sinn eines Wesenzugs ein stilles Kind (L169 Matthias Kramer), er war ein stiller und feiner… mensch (1756; L059 DWb).
Stilleben Neutr. (1776; L059 DWb), älter stilles Leben, nach niederländ. stilleven, engl. still-life, ›Gemälde, das eine Zusammenstellung von leblosen Gegenständen wiedergibt‹; dann auch übertragen und allgemeiner ›idyllisches, ruhiges Leben‹: dem anspruchslosen Stilleben einer seltenen und mannigfaltigen Pflanzenwelt (A075 Johann Wolfgang von Goethe, 412,333,14); heute umgangssprachlich scherzhaft auch zur Bezeichnung von Unordnung;
Stille ahd. stilli, mhd. stille;
1 zu still(1) in Windstille, Meeresstille, als einfaches Wort: der Wind legte sich, und ward eine große Stille (Luther); gewöhnlich
2 still(2) entsprechend: in der Stille, in aller Stille(frühnhd.) ›im Stillen‹. Zu Stille im Pietismus vgl. L184 August Langen;
stillen (ahd. ), altgermanisches schwaches Verb (altnord. stilla, engl. still);
1 zu still(1) jetzt nur noch in das Blut stillen; übertragen, bei Luther er stillete das Ungewitter, daß sich die Wellen legten, hierher auch (oder zu 2.2) ›aufhören machen‹ Schmerzen stillen; zu still(2)
2.1 ›zum Schweigen bringen‹, bis ins 19. Jahrhundert allgemein: daß ich das Murren der Kinder Israel stille (Luther), die ich mit Befehlen und Trinkgeldern nicht stillen kann (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 5.3.79); seither nur noch
2.2 ein Kind stillen ›säugen‹ (mhd. ), allgemeiner ›befriedigen‹ den Hunger, den Durst stillen, danach auch ein Verlangen, eine Begierde stillen.
⊚ stille Wasser sind tief (Luther) auf das unergründliche Innere schweigsamer Menschen bezogen, der Stille Ozean (um 1870 nach engl. Pacific Ocean, dafür zuvor Stilles Meer), windstill; übertragen hier stehet mein Verstand still »das ist mir unbegreiflich« (L003 Johann Christoph Adelung 1775);
2 ›ohne Geräusch‹,
2.1 ›ruhig‹, daz der man swig… stille (Konrad von Würzburg; L059 DWb), Vorher sprach man viel davon, aber jetzt wird es wieder stille (L003 Johann Christoph Adelung 1775), in der festen Verbindung heimlich, still und leise / sucht Amor seinen zweck (1735; L059 DWb); als Aufforderung still, das kind schläft (1662; L059 DWb), auf dem Theater in der Teichoskopie still, sie kömmt! (Lessing; L059 DWb), auch als Aufforderung, nicht mehr zu weinen: sei still, es wird dir nichts geschehen (Droste-Hülshoff; L059 DWb), ↑ "mucksmäuschenstill"; atmosphärisch ›friedlich‹ (seit 16. Jahrhundert; L059 DWb) ein gerüglich vnd stilles Leben füren (A180 Martin Luther, 1.Timotheus 2,2), wie ist die Welt so stille (A037 Claudius, Abendlied), im Weihnachtslied von 1818 Stille Nacht, heilige Nacht; in stiller abgeschiedenheit, zufrieden mit der ehre, die mir die wissenschaft gibt(J.A089 Jacob Grimm, Kleinere Schriften 1,31), redensartlich wenden sie doch einmal ein paar stille stunden dazu an (Lavater; L059 DWb) ›wenn Zeit, Muße dazu ist‹; dazu der stille Freitag, die stille Woche ›Karwoche‹; speziell auf bestimmte Formen von Religiosität bezogen nach A180 Martin Luther, Psalm 35,20 die Stillen im Lande von ⇓ "S170" Pietisten, Herrnhutern: eine Person… , die nicht das Ausschweifende und Leere der großen Welt, und nicht das Trockne und Ängstliche der Stillen im Lande habe (A075 Johann Wolfgang von Goethe, I,22,310); seit Winckelmann (1755) edle Einfalt, stille Größe als Beschreibungsbegriff der klassischen Antike im Gegensatz zu Barock und Rokoko, in der deutschen Klassik dann im Sinn eines charakterlichen Ideals: Wo von ihrem Angesichte / Lieb' und stille Größe spricht (A131 Friedrich Hölderlin, Hymne an die Schönheit, 1,153);
2.2 auf geistige Vorgänge bezogen ›in sich gekehrt, andächtig‹, mit stiller betrachtung (1556; L059 DWb), stilles Gebet, stille Liebe (L169 Matthias Kramer), ein stilles glück, das sich vor dem lauten tage verschlieszt (Eichendorff; L059 DWb), um stille theilnahme bittet die trauernde wittwe (Raabe; L059 DWb); speziell ›heimlich‹ (ahd. ) heute nur noch in festeren Verbindungen stiller Wunsch (18. Jahrhundert), stiller Teilhaber (1933, 1874 stiller Gesellschafter; vgl. L059 DWb), stille Hoffnung, Reserve sowie substantivisch im Stillen (vereinzelt 17. Jahrhundert): ihn zu lieben, / so recht im Stillen (Goethe; Ch.L042 Christa Dill); dazu stillvergnügt (Wieland; L320 Trübner); seit dem Mittelhochdeutschen
2.3 im Sinn eines Wesenzugs ein stilles Kind (L169 Matthias Kramer), er war ein stiller und feiner… mensch (1756; L059 DWb).
Stilleben Neutr. (1776; L059 DWb), älter stilles Leben, nach niederländ. stilleven, engl. still-life, ›Gemälde, das eine Zusammenstellung von leblosen Gegenständen wiedergibt‹; dann auch übertragen und allgemeiner ›idyllisches, ruhiges Leben‹: dem anspruchslosen Stilleben einer seltenen und mannigfaltigen Pflanzenwelt (A075 Johann Wolfgang von Goethe, 412,333,14); heute umgangssprachlich scherzhaft auch zur Bezeichnung von Unordnung;
Stille ahd. stilli, mhd. stille;
1 zu still(1) in Windstille, Meeresstille, als einfaches Wort: der Wind legte sich, und ward eine große Stille (Luther); gewöhnlich
2 still(2) entsprechend: in der Stille, in aller Stille(frühnhd.) ›im Stillen‹. Zu Stille im Pietismus vgl. L184 August Langen;
stillen (ahd. ), altgermanisches schwaches Verb (altnord. stilla, engl. still);
1 zu still(1) jetzt nur noch in das Blut stillen; übertragen, bei Luther er stillete das Ungewitter, daß sich die Wellen legten, hierher auch (oder zu 2.2) ›aufhören machen‹ Schmerzen stillen; zu still(2)
2.1 ›zum Schweigen bringen‹, bis ins 19. Jahrhundert allgemein: daß ich das Murren der Kinder Israel stille (Luther), die ich mit Befehlen und Trinkgeldern nicht stillen kann (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 5.3.79); seither nur noch
2.2 ein Kind stillen ›säugen‹ (mhd. ), allgemeiner ›befriedigen‹ den Hunger, den Durst stillen, danach auch ein Verlangen, eine Begierde stillen.