Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Stein
(ahd. ) gemeingermanisch (got. stains, engl. stone), urverwandt altslaw. stena ›Wand‹, griech. stia, lat. stiria ›Eiszapfen‹;1 ›festes mineralisches Naturprodukt‹, auf den einzelnen Körper bezogen in Redewendungen, biblisch: so werden die Steine schreien (A180 Martin Luther, Lukas 19,40), Wer vnter euch on sunde ist / der werffe den ersten stein auff sie (A180 Martin Luther, Johannes 8,7), neuer Wer im Glashaus sitzt, muss nicht mit Steinen werfen (L333 Karl Friedrich Wilhelm Wander 1,1695) ›eigene Fehler sollte man bei andern nicht tadeln‹; Stein des Anstosses (A180 Martin Luther, Jesaja 8,14), einem einen Stein in den Weg legen (L169 Matthias Kramer) ›jmdm. Schwierigkeiten bereiten‹, dazu der Gegensatz Alle Steine aus dem Weg räumen »alle Hindernisse« (L003 Johann Christoph Adelung 1780), mit Bezug auf die Schwere einem einen Stein von Hertzen/ von der Brust wältzen (L169 Matthias Kramer) ›jmdm. die Sorgen nehmen‹, auf die Härte er hat ein Herz wie ein Stein (L308 Kaspar Stieler), daran angeschlossen bei A035 Paul Celan: Wer sein Herz aus der Brust reißt… der steinigt den Stein (Wer sein Herz), es möchte einen Stein erbarmen(L169 Matthias Kramer), ein Tropfen auf dem heißen Stein (Holtei; L059 DWb), wenn etwas viel zuwenig ist; Stein der Weisen (1700; L059 DWb), bei Paracelsus philosophischer Stein, ursprünglich »der zum Goldmachen dienen soll« (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), übertragen ›grundlegende Erkenntnis‹, bei A200 Friedrich Nietzsche verfremdet: Oh Zarathustra, du Stein der Weisheit, du Schleuderstein, du Stern-Zertrümmerer(Zarathustra 148); anfangs und bis ins 19. Jahrhundert speziell ›Fels‹, so noch in Ortsnamen Stein am Rhein, Königsstein, auch in Burgennamen Hanstein, Ludwigstein bei Göttingen; übertragen
1.1 ⇓ "S132" medizinisch (1516; L059 DWb) ›Ablagerung in Geweben und Organen des Körpers‹; auf Obst bezogen
1.2 besonders ⇓ "S212" süddeutsch »Kern« (L169 Matthias Kramer), dazu Steinobst (mhd. );
2 als Stoffbezeichnung so hart als Stein (L003 Johann Christoph Adelung 1775), als Material der Bildhauer vom Meißel beseelt redet der fühlende Stein (A222 Friedrich Schiller, Der Spaziergang); formelhaft über Stock und Stein; mit Bezug auf seine Härte ⇓ "S243" Stein und Bein (Sachs; L059 DWb) (↑ "Bein"[1]), ⇓ "S228" intensivierend in Verbindung mit "schwören" und "frieren", so auch in steinhart (mhd. ), steinalt (16. Jahrhundert), steinreich (16. Jahrhundert); als Gemütsregung zu Stein werden (L169 Matthias Kramer) ›erstarren‹;
3 auf das bearbeitete Material bezogen Gehauwne Stein (L200 Josua Maaler), gebackener Stein (L308 Kaspar Stieler), dazu ↑ "Backstein", außerdem "Meilenstein", Grenzstein, Gedenkstein, Grabstein,Mühlstein, Schleifstein; speziell ›Figur bei Brettspielen‹, dazu
⊚ bei jmdm. einen Stein im Brett haben (↑ "Brett"); seit dem Mittelhochdeutschen kurz für "Edelstein": kraft der edlen steine (Oswald von Wolkenstein; L059 DWb). ⇑ "Gestein", "versteinern".
Steinbock (ahd. ); ›gemsenähnliches, gehörntes, im Hochgebirge lebendes Tier‹; seit dem Mittelhochdeutschen Bezeichnung eines der ⇓ "S222" Tierkreiszeichen, bei Konrad von Megenberg in der deutschen Übersetzung einer lateinischen Strophe dafür pok(›Bock‹) Daz zehende zaichen haizzt der stainpok, darumb, daz deu sunne danne ze perg steigt, als ain stainpok (Die deutsche Sphaera, L374 ATB90, 24). ↑ "Tierkreiszeichen"; vgl. L140 HWDA;
Steinbruch (mhd. ) »Ort, wo das in Bänken oder Schichten liegende Gestein von den Steinbrechern losgebrochen wird« (L003 Johann Christoph Adelung 1775); übertragen ›Quelle, Fundus‹: die mundarten der Oberdeutschen sind die steinbrüche, woraus unsere vorfahren die sprache gebaut haben(Klopstock; L059 DWb);
Steindruck (um 1800), ⇓ "S125" Lehnübertragung von Lithographie: als wären buchdruckerkunst und steindruck noch nicht erfunden (Jahn; L059 DWb);
Steingut (L003 Johann Christoph Adelung 1780) ›irdene Masse, die wie Porzellan verarbeitet ist‹ (↑ "Gut"[4]);
Steinkohle (1429 J.Grimm, Weisthümer 2,34), nach ihrem Aussehen benannt;
Steinmetz ahd. steinmezzo, mhd. steinmetze (daneben steinmeize, steinmeizel), zu mittellat. matio›Maurer‹; im Gegensatz zu "Bildhauer" mit dem Begriff des Handwerklichen;
Steinpilz (um 1700), wohl nach seinem Aussehen und nach seinem festen Fleisch benannt (L203 Heinrich Marzell 1,612);
Steinwurf (Alsfelder Passionsspiele; L059 DWb); übertragen (nur) einen Steinwurf weit ›nah‹;
steinern mitteldeutsch um 1500 (L059 DWb); ⇓ "S075" übertragen ›gefühllos‹: Die welt… hat… ein eisern und steinern hertz (Luther; L320 Trübner), Titel bei A.Schmidt Das steinerne Herz (1956);
steinigen (15. Jahrhundert; W.L244 Wolfgang Pfeifer), durch Luthers Bibelübersetzung verbreitet für die Hinrichtungsart; übertragen ›verdammen‹: jeden anders denkenden steinigen (1816; L059 DWb).
1.1 ⇓ "S132" medizinisch (1516; L059 DWb) ›Ablagerung in Geweben und Organen des Körpers‹; auf Obst bezogen
1.2 besonders ⇓ "S212" süddeutsch »Kern« (L169 Matthias Kramer), dazu Steinobst (mhd. );
2 als Stoffbezeichnung so hart als Stein (L003 Johann Christoph Adelung 1775), als Material der Bildhauer vom Meißel beseelt redet der fühlende Stein (A222 Friedrich Schiller, Der Spaziergang); formelhaft über Stock und Stein; mit Bezug auf seine Härte ⇓ "S243" Stein und Bein (Sachs; L059 DWb) (↑ "Bein"[1]), ⇓ "S228" intensivierend in Verbindung mit "schwören" und "frieren", so auch in steinhart (mhd. ), steinalt (16. Jahrhundert), steinreich (16. Jahrhundert); als Gemütsregung zu Stein werden (L169 Matthias Kramer) ›erstarren‹;
3 auf das bearbeitete Material bezogen Gehauwne Stein (L200 Josua Maaler), gebackener Stein (L308 Kaspar Stieler), dazu ↑ "Backstein", außerdem "Meilenstein", Grenzstein, Gedenkstein, Grabstein,Mühlstein, Schleifstein; speziell ›Figur bei Brettspielen‹, dazu
⊚ bei jmdm. einen Stein im Brett haben (↑ "Brett"); seit dem Mittelhochdeutschen kurz für "Edelstein": kraft der edlen steine (Oswald von Wolkenstein; L059 DWb). ⇑ "Gestein", "versteinern".
Steinbock (ahd. ); ›gemsenähnliches, gehörntes, im Hochgebirge lebendes Tier‹; seit dem Mittelhochdeutschen Bezeichnung eines der ⇓ "S222" Tierkreiszeichen, bei Konrad von Megenberg in der deutschen Übersetzung einer lateinischen Strophe dafür pok(›Bock‹) Daz zehende zaichen haizzt der stainpok, darumb, daz deu sunne danne ze perg steigt, als ain stainpok (Die deutsche Sphaera, L374 ATB90, 24). ↑ "Tierkreiszeichen"; vgl. L140 HWDA;
Steinbruch (mhd. ) »Ort, wo das in Bänken oder Schichten liegende Gestein von den Steinbrechern losgebrochen wird« (L003 Johann Christoph Adelung 1775); übertragen ›Quelle, Fundus‹: die mundarten der Oberdeutschen sind die steinbrüche, woraus unsere vorfahren die sprache gebaut haben(Klopstock; L059 DWb);
Steindruck (um 1800), ⇓ "S125" Lehnübertragung von Lithographie: als wären buchdruckerkunst und steindruck noch nicht erfunden (Jahn; L059 DWb);
Steingut (L003 Johann Christoph Adelung 1780) ›irdene Masse, die wie Porzellan verarbeitet ist‹ (↑ "Gut"[4]);
Steinkohle (1429 J.Grimm, Weisthümer 2,34), nach ihrem Aussehen benannt;
Steinmetz ahd. steinmezzo, mhd. steinmetze (daneben steinmeize, steinmeizel), zu mittellat. matio›Maurer‹; im Gegensatz zu "Bildhauer" mit dem Begriff des Handwerklichen;
Steinpilz (um 1700), wohl nach seinem Aussehen und nach seinem festen Fleisch benannt (L203 Heinrich Marzell 1,612);
Steinwurf (Alsfelder Passionsspiele; L059 DWb); übertragen (nur) einen Steinwurf weit ›nah‹;
steinern mitteldeutsch um 1500 (L059 DWb); ⇓ "S075" übertragen ›gefühllos‹: Die welt… hat… ein eisern und steinern hertz (Luther; L320 Trübner), Titel bei A.Schmidt Das steinerne Herz (1956);
steinigen (15. Jahrhundert; W.L244 Wolfgang Pfeifer), durch Luthers Bibelübersetzung verbreitet für die Hinrichtungsart; übertragen ›verdammen‹: jeden anders denkenden steinigen (1816; L059 DWb).