Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Staub
ahd. stoub, mhd. stoup (stoubes) zu ↑ "stieben" (gotisch und althochdeutsch dafür eine andere Bildung stubjus, ahd. stubbi Neutr. ); als Stoffbezeichnung, für das einzelne Staubkorn das Diminutiv Stäubchen; feinste Schwebeteilchen im Sinne von ›Schmutz, Dreck‹, dazu Staubsauger (1910 L059 DWb), aufwertend zur Kennzeichnung hohen Alters: mit ehrwürdigem staube bedeckte handschrift (Wackenroder; L059 DWb), gelehrter Staub (L305 Christoph Ernst Steinbach); umfassender ›Schutt‹: meine Städte sinken in den Staub(A222 Friedrich Schiller, Jungfrau 1,5); auch ›Erde‹ zur Bezeichnung von Erniedrigung: In Staub mit allen Feinden Brandenburgs (H.v.A160 Heinrich von Kleist, Homburg 5,11); Staub soll er fressen, und mit Lust (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust l,334), im Staub kriechen, von Wertlosigkeit tritt in staub mit hohn / die niedern leidenschaften (Voß; L059 DWb), von Vergänglichkeit, v. a. biblisch: Es ist alles von staub gemacht / vnd wird wieder zu staub (A180 Martin Luther, Prediger Salomo 3,20),⊚⊚ sich den Staub von den Füßen (Schuhen) schüttelnfür immer einen Ort verlassen‹ (nach Matthäus 10,14), sich aus dem Staub machen (frühnhd.) ursprünglich ›den Kampfplatz im Schutz des Staubes fliehend verlassen‹, Staub aufwirbeln (1919; L320 Trübner) ›Aufsehen erregen‹; auch von anderen feinen Stoffen, dazu Staubregen, Blütenstaub.
stauben ahd. / mhd. stouben; auf kleinste umherfliegende Partikel bezogen, häufig unpersönlich Es staubt in der Mühle (L003 Johann Christoph Adelung 1775), heute auch mit sächlichem Subjekt Der Teppich staubtsondert Staub ab‹, mit persönlichem Subjekt ›Staub aufwirbelnStaube nicht so!, ›Staub entfernenMit seinem Taschentuch staubte er von seinen Ärmeln die Spinnengewebe(H.Mann; L337 WdG); dazu "abstauben", entstauben, dagegen ohne den Begriff des Kausativen
verstauben mhd. verstöuben, im Partizip Perfekt auch übertragen ›überlebtverstaubte menschenkenntnisse (Th.Mann; L059 DWb); wie stauben auch
stäuben mhd. stöuben, ⇓ "S107" Bewirkungswort zu "stieben";
1stieben machen‹, ›stieben‹: Funken stäuben, Asche, Wasser stäubt, unpersönlich es stäubt, literarisch ähnlich auch persönlich: noch stäuben die Wege (Goethe), übertragen von der schnellen Bewegung, bei der Staub aufgewirbelt wird: trottieren und stäuben zu hellen Scharen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Prolog zum Puppenspiel 9), in stäubendem Lauf (Voß);
2 als Tätigkeitsbezeichnung ›Staub von etwas beseitigen‹;
3 anders als stauben auch als transitives Kausativum mit persönlichem Subjekt ›kleinste Teilchen auf, über etwas streuennam das kalb… verbrands… vnd steubts auffs wasser (A180 Martin Luther, 2.Mose 32,20), Zucker auf die Speisen stäuben (L033 Joachim Heinrich Campe); dazu abstäuben, ausstäuben, bestäuben, zerstäuben;
staubig mhd. stoubec, stoubic, ⇓ "S146" Nebenform staubicht; auch übertragen die Beredsamkeit staubigen Pedanten… überlassen (A121 Johann Gottfried Herder 5,627).
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