Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
stark
ahd. / mhd. starc(h), gemeingermanisch (engl. stark), verwandt ⇑ "Storch", "stracks"; anfangs wohl ›starr, steif‹, frühzeitig1.1widerstandsfähig‹, bis ins 18. Jahrhundert speziell ›gesund‹ (vgl. die Bedeutungsentwicklung von "krank"); allgemein
1.2 auf körperliche Kraft bezogen, Gegensatz "schwach", substantivisch im Komparativ
das Recht des Stärkern (L003 Johann Christoph Adelung 1780), in der festen Verbindung auf Kinder bezogen: du wirst groß und stark, du mußt auch etwas lernen (Brüder A087 Jacob und Wilhelm Grimm, Märchen von einem, der auszog);
1.2.1"S064" euphemistisch ›dick‹: starck und dicke von Leibe (L305 Christoph Ernst Steinbach);
1.2.2festein starcker Thurn [›Turm‹] (A180 Martin Luther, Richter 9,50), übertragen starck im glauben (A180 Martin Luther, Römer 4,20), starke Nerven haben (L033 Joachim Heinrich Campe); auch
2Intensitätsbegriff zur Bezeichnung einer großen Zahl,
2.1 umgangssprachlich zum Ausdruck von Empörung, bereits mittelhochdeutsch ›arg‹: ein starkes stück (L059 DWb), starker tobak (1887; L059 DWb), das ist stark (L033 Joachim Heinrich Campe), heute auch ⇓ "S060" Entzückungsruf;
2.2ausdrucksvolldie hellen starcken wort Christi (Luther; L059 DWb);
2.3kräftig‹ von Getränken; wohl erst neuer
2.4tüchtigein starker Spieler (L320 Trübner),
das ist meine starke Seite (ebenda); fachsprachlich
3 in der Grammatik seit J.Grimm die Unterscheidung zwischen schwacher und starker (L004 Johann Christoph Adelung regulärer und irregulärer) Flexion: [starke flexion] ist die ältere und (innerlich) einfachere (J.L095 Jacob Grimm, Deutsche Grammatik 1822,597), bei der sich der Wurzelvokal verändert: Das starke praet. muß als hauptschönheit unserer sprache… betrachtet werden (ebenda 836).
Stärke1 ahd. sterki(n), mhd. sterke; ›körperliche Kraft‹, übertragen ›Vermögen, Leistungsfähigkeit‹: eines seine Starcke und seine Schwache wissen (L169 Matthias Kramer);
stärken ahd. / mhd. sterken; ›kräftigen‹, transitiv, auf Wäsche bezogen ›steif machen‹ (mhd. ); reflexiv auch ›sich laben‹: da soll sich die kranke und schwache Großmutter… damit stärken (Brüder A087 Jacob und Wilhelm Grimm, Rotkäppchen), dazu erstarken, bestärken, ↑ "verstärken";
Stärke2 mhd. sterke, zu transitiv stärken; ›pflanzliche Substanz, besonders zum Steifen von Wäsche gebraucht‹;
Stärkung ahd. starchunga, mhd. sterkunge; als Handlungsbezeichnung und auf das Mittel bezogen: die Stärkung… der Lebensgeister (L033 Joachim Heinrich Campe).
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