Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Stadt
ahd. / mhd. stat, ⇓ "S052" anfangs ›Statt‹ (↑ "Statt"); seit dem 12. Jahrhundert spezialisiert ›größere Siedlung‹, ausgehend von Verbindungen mit dem Ortsnamen, der ursprünglich den befestigten Teil der Stadt, die "Burg" (früher auch Bezeichnung für Stadtin unserem Sinn) bezeichnen konnte, aber auch einen Berg, einen Fluß, die Bewohner: diu stat ze Niuwenberg, ze Babenberc, ze Wiene(ursprünglich Flußbezeichnung), ze München (bei den Mönchen); daneben auch in Zusammensetzungen mit Ortsbezeichnungen; die Form -stett in Ortsnamen wie Eichstett ist der alte Dativ; Vnd du Menschenkind… entwirff… die stad Jerusalem (A180 Martin Luther, Hesekiel 4,1), im Sinn einer Befestigung grosse und feste Stedte (A180 Martin Luther, 4.Mose 13,29), mit näherer Bestimmung die grosse Stad / das heilige Jerusalem (Offenbarung 21,10), daher Heilige StadtJerusalem‹; Gegensatz "Dorf": Von der Dörfer, von der Städte / Wildem Brande (A222 Friedrich Schiller, Glocke), Gegensatz "Land", häufig in der festen Verbindung in der stat und… auf dem lant (Städtechronik; L059 DWb), ohne Ortsangabe (in) die Stadt u.ä. »sagen die Inwohner des herum liegenden Landes« (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), daher in der Stadt speisen (L169 Matthias Kramer) bezogen auf die nächstgelegene; als administratives Regelwerk »Wohnort mehrerer bürgerlicher Familien, welche mit besonderen Stadt- und Bürgerrechten begabet, und gewisse besondere Nahrungsgewerbe zu treiben befugt sind« (L003 Johann Christoph Adelung 1780): die rehte der stad und der burger (Weisthümer; L059 DWb); reich entfaltet das Bild der Stadt: Der Gott der Stadt / Auf einem Häuserblocke sitzt er breit (G.Heym), v. a. im Krieg: sie ist gefallen / Babylon / die grosse Stad (A180 Martin Luther, Offenbarung 14,8), Stadt beschieszen (L308 Kaspar Stieler), eine Stadt… verwüsten… einäschern (L169 Matthias Kramer), eine Stadt… wieder aufrichten (L169 Matthias Kramer), ⇓ "S144" so von der Trümmerlandschaft nach dem 2. Weltkrieg: Rotterdam… war die erste zerstörte Stadt, die ich sah… damals war ich ganz verwirrt, ich sah die Menschen, sah die Trümmer (A018 Heinrich Böll, Und sagte kein einziges Wort 186); metonymisch personifiziert Und an den Ufern sah ich die Städte blühn(A131 Friedrich Hölderlin, Gesang des Deutschen); als Personalkollektivum bezogen auf die Einwohner von einem kargen Filtze / redet die gantze Stadt vbel (A180 Martin Luther, Sirach 32,29), die ganze Stadt weiß es (L003 Johann Christoph Adelung 1780); ›Verwaltungdasz ein Herr von Würzburg der statt das umbgeld daselbst geben habe (Weisthümer; L059 DWb), heute bei der Stadt arbeiten, angestellt sein; als Vergleichsmotiv Unsere Sprache kann man ansehen als eine alte Stadt: Ein Gewinkel von Gäßchen und Plätzen, alten und neuen Häusern (A282 Ludwig Wittgenstein, PU§18).Städter mitteldt. steter (13. Jahrhundert; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), häufig zur Bezeichnung bestimmter Charakterzüge im Gegensatz zu 2"Bauer": uraltes landvolk, eure hütten / verschont der städter stolz und neid (Hagedorn; L059 DWb);
städtisch 1482 stetisch (L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt); als Verwaltungsbegriff Gegensatz "staatlich": städtisches Recht (L308 Kaspar Stieler), in städtischem Dienst(Freytag; L059 DWb); Gegensatz "ländlich": städtische Sitten (L308 Kaspar Stieler), städtisch gekleidet (G.Keller; L059 DWb); ↑ "urban".
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Stadt