Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Stachel
"S077" Mask. , früher auch Fem. (erhalten im schwachen Plural Stacheln), deutsche Ableitung aus ↑ "stechen", ahd. stahhil(la), gegenüber ↑ "Angel" seit Luther allgemein verbreitet;1Spitze, Dorn‹, auf Tiere und Pflanzen bezogen;
2spitzer (metallener) Gegenstand‹ z. B. am Gürtel Bestandteil der Schnalle, speziell zum Antreiben von Vieh, übertragen früher waren mir anfeindungen ein willkommener stachel (Huch; L059 DWb),
wider den Stachel lecken/ löcken (↑ "löcken"); übertragen mit der Vorstellung des Quälenden, den Stachel tief in die Seele eindrücken, es ist ein Stachel in seinem Herzen zurückgeblieben, biblisch Stachel des Todes (↑ "Tod");
Stachelbeere 1664, hochdeutsch neben vielen landschaftlichen Synonymen (L048 DWAII);
Stacheldraht »zu zäunen und gehegen gebraucht« (L059 DWb), übertragen ›Gefängnis‹: hinter Stacheldraht, so auch bis Ende 1989 auf die Grenze zwischen BRD und DDR bezogen: Verlangt sie vielleicht, daß wir alle an der Zonengrenze knien und den Stacheldraht wegbeten? (M.v.d.A093 Max von der Grün, Irrlicht 186);
Stachelschwein 1556 ⇓ "S124" Lehnübersetzung von lat. porcus spinosus; gleichbedeutend dornswin (1350 Konrad von Megenberg);
stacheln (frühnhd.) ›stechen‹, zumeist übertragen zu Stachel(2) ›treiben‹: wie gestachelt durch einen geheimen groll (C.F.Meyer; L059 DWb), dazu gleichbedeutend ↑ "anstacheln", aufstachelnaufhetzen‹;
stach(e)lig frühneuhochdeutsch, ursprünglich und bis Mitte des 18. Jahrhunderts auch stachlich, stachlicht; übertragen ›verletzend‹ häufig auf den sprachlichen Ausdruck bezogen: da spottet der prophet… mit stachlichen worten (Luther; L059 DWb).
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