Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Spur
ahd. spor, mhd. spur, verwandt mit ↑ "Sporn"; anfangs1 im ⇓ "S100" Jagdwesen ›Fußabdruck (eines Wildes, eines Menschen)‹, find ich im Schnee, ihr Herrn euch eine Spur – / … / ein ordentlicher Menschenfuß (H.v.A160 Heinrich von Kleist, Zerbrochener Krug, 11. Auftritt); in festeren Wendungen, häufig übertragen: Auf der Spur seyn, auf die Spur kommen (L308 Kaspar Stieler), die Spur verlieren (L169 Matthias Kramer), Der Spur eines Diebes nachgehen (L003 Johann Christoph Adelung 1780), ein gewisses gerücht, dem ich auf die spur gekommen bin (Schiller; L059 DWb) ›dessen Entstehung ich entdeckt habe‹; mit dem Begriff des Folgens auf deiner wahrheit spur / fortfahrend, bin ich… / … sehr geflissen (Weckherlin; L059 DWb),
⊚ auf jmds. Spuren wandeln; seit dem 18. Jahrhundert ⇓ "S220" technisch
1.1 kurz für Spurweite: Die Spur eines Wagens… Das Geleise (L033 Joachim Heinrich Campe), Spur halten, fahren (ebenda), Doppelte… Spur der Eisenbahn (L264 Daniel Sanders), dazu normalspurig (↑ "Normalspur"), breitspurig, heute auch vom Kraftfahrzeug ›Radabstand‹: die Spur vermessen (L097 GWb), von Straßen ›Bahn‹: die linke, rechte Spur der Autobahn; neuer auf das Tonband bezogen ›magnetisierter Streifen‹ (L337 WdG); seit dem 18. Jahrhundert verallgemeinert
2 ›Merkmal, Anzeichen einer Existenz‹, häufig im Plural: die Spuren der ehemaligen Verwüstung, die Spuren der Vorsehung entdecken(L003 Johann Christoph Adelung 1780), In der Geschichte finden sich… Spuren (L033 Joachim Heinrich Campe), die spuren des alters… die spuren der vorübergegangenen liebe (Novalis; L059 DWb); speziell im Kriminalwesen ›der Aufklärung eines Verbrechens dienender Hinweis‹: Spuren hinterlassen, sichern, verdächtige Spuren, alle Spuren verwischen (L201 Lutz Mackensen); speziell
3 ›geringe Menge‹: spuren vom gifte an dero cörper(1711; L059 DWb), häufig negiert nicht die Spur: nicht die geringste spur von der didaktischen klugheit (Lessing; L059 DWb), nicht die Spur von einem Geist,… alles ist Dressur (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,1172); negiert in der gesprochenen Sprache (L320 Trübner) ›Bist du müde?‹ ›Nicht die Spur!‹.
spurlos (Schiller; L320 Trübner), zumeist in festen Verbindungen: bis endlich alles… spurlos verschwindet (A118 Heinrich Heine, Harzreise 5,51), schnell und spurlos geht des Mimen Kunst,/ … an dem Sinn vorüber (A222 Friedrich Schiller, Wallenstein Prolog), häufig negiert: das ging nicht spurlos an ihr vorüber;
spuren zunächst
1.1 ›die (Wagen-)Spur einhalten‹ (L033 Joachim Heinrich Campe 1810);
1.2 ›eine Spur ziehen‹, beim Skifahren ich spure, lege die erste Spur im Neuschnee (L298 Sprach-Brockhaus 1940), übertragen von einer wahrnehmbaren gerichteten Bewegung: Der Blick spurt im Nebel: / die auf Widerruf gestundete Zeit / wird sichtbar am Horizont (A004 Ingeborg Bachmann, Die gestundete Zeit); umgangssprachlich um 1940 auch
2 ›gehorchen‹;
spüren ahd. spurien, spurren, mhd. spürn, altgermanisches schwaches Verb; zunächst
1 im Jagdwesen ›Wild suchen‹, intransitiv und transitiv, dazu aufspüren; verallgemeinert ›suchen‹, präpositional mit nach: nach einem princip zu spüren(I.Kant; L059 DWb), ↑ "nachspüren" (frühnhd.); seit dem Mittelhochdeutschen auch
2 ›merken‹, zunächst bis ins 19. Jahrhundert ›gewahr werden‹ Den Teufel spürt das Völkchen nie, / Und wenn er sie beim Kragen hätte (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,2181); seit dem 17. Jahrhundert ›empfinden, fühlen‹: Das ists ja, was den Menschen zieret, / … / Daß er im innern Herzen spüret, / Was er erschafft mit seiner Hand (A222 Friedrich Schiller, Glocke), In allen Wipfeln / Spürest du / Kaum einen Hauch (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Wandrers Nachtlied [Ein gleiches], I,1,98); auf Alkoholgenuß bezogen er spürt den wein(Lichtenberg; L059 DWb); erst neuer in den festen Verbindungen jmdn. etwas spüren lassen, etwas zu spüren bekommen (beide L320 Trübner); dazu verspüren, ↑ "Gespür";
Spürhund ahd. spurihunt; seit dem Frühneuhochdeutschen auch übertragen abwertend ›Spitzel‹: des dewffels [Teufels] spürhünt und nachjager (Sachs; L059 DWb).
⊚ auf jmds. Spuren wandeln; seit dem 18. Jahrhundert ⇓ "S220" technisch
1.1 kurz für Spurweite: Die Spur eines Wagens… Das Geleise (L033 Joachim Heinrich Campe), Spur halten, fahren (ebenda), Doppelte… Spur der Eisenbahn (L264 Daniel Sanders), dazu normalspurig (↑ "Normalspur"), breitspurig, heute auch vom Kraftfahrzeug ›Radabstand‹: die Spur vermessen (L097 GWb), von Straßen ›Bahn‹: die linke, rechte Spur der Autobahn; neuer auf das Tonband bezogen ›magnetisierter Streifen‹ (L337 WdG); seit dem 18. Jahrhundert verallgemeinert
2 ›Merkmal, Anzeichen einer Existenz‹, häufig im Plural: die Spuren der ehemaligen Verwüstung, die Spuren der Vorsehung entdecken(L003 Johann Christoph Adelung 1780), In der Geschichte finden sich… Spuren (L033 Joachim Heinrich Campe), die spuren des alters… die spuren der vorübergegangenen liebe (Novalis; L059 DWb); speziell im Kriminalwesen ›der Aufklärung eines Verbrechens dienender Hinweis‹: Spuren hinterlassen, sichern, verdächtige Spuren, alle Spuren verwischen (L201 Lutz Mackensen); speziell
3 ›geringe Menge‹: spuren vom gifte an dero cörper(1711; L059 DWb), häufig negiert nicht die Spur: nicht die geringste spur von der didaktischen klugheit (Lessing; L059 DWb), nicht die Spur von einem Geist,… alles ist Dressur (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,1172); negiert in der gesprochenen Sprache (L320 Trübner) ›Bist du müde?‹ ›Nicht die Spur!‹.
spurlos (Schiller; L320 Trübner), zumeist in festen Verbindungen: bis endlich alles… spurlos verschwindet (A118 Heinrich Heine, Harzreise 5,51), schnell und spurlos geht des Mimen Kunst,/ … an dem Sinn vorüber (A222 Friedrich Schiller, Wallenstein Prolog), häufig negiert: das ging nicht spurlos an ihr vorüber;
spuren zunächst
1.1 ›die (Wagen-)Spur einhalten‹ (L033 Joachim Heinrich Campe 1810);
1.2 ›eine Spur ziehen‹, beim Skifahren ich spure, lege die erste Spur im Neuschnee (L298 Sprach-Brockhaus 1940), übertragen von einer wahrnehmbaren gerichteten Bewegung: Der Blick spurt im Nebel: / die auf Widerruf gestundete Zeit / wird sichtbar am Horizont (A004 Ingeborg Bachmann, Die gestundete Zeit); umgangssprachlich um 1940 auch
2 ›gehorchen‹;
spüren ahd. spurien, spurren, mhd. spürn, altgermanisches schwaches Verb; zunächst
1 im Jagdwesen ›Wild suchen‹, intransitiv und transitiv, dazu aufspüren; verallgemeinert ›suchen‹, präpositional mit nach: nach einem princip zu spüren(I.Kant; L059 DWb), ↑ "nachspüren" (frühnhd.); seit dem Mittelhochdeutschen auch
2 ›merken‹, zunächst bis ins 19. Jahrhundert ›gewahr werden‹ Den Teufel spürt das Völkchen nie, / Und wenn er sie beim Kragen hätte (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,2181); seit dem 17. Jahrhundert ›empfinden, fühlen‹: Das ists ja, was den Menschen zieret, / … / Daß er im innern Herzen spüret, / Was er erschafft mit seiner Hand (A222 Friedrich Schiller, Glocke), In allen Wipfeln / Spürest du / Kaum einen Hauch (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Wandrers Nachtlied [Ein gleiches], I,1,98); auf Alkoholgenuß bezogen er spürt den wein(Lichtenberg; L059 DWb); erst neuer in den festen Verbindungen jmdn. etwas spüren lassen, etwas zu spüren bekommen (beide L320 Trübner); dazu verspüren, ↑ "Gespür";
Spürhund ahd. spurihunt; seit dem Frühneuhochdeutschen auch übertragen abwertend ›Spitzel‹: des dewffels [Teufels] spürhünt und nachjager (Sachs; L059 DWb).