Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Spruch
(mhd. ) zu ↑ "sprechen"; anfangs1 ›Gesprochenes‹, so noch umgangssprachlich (ursprünglich süddt. soldatensprachlich; L123 Paul Horn, Soldatensprache), häufig im Plural
⊚ Sprüche machen/ klopfen ›prahlerisch daherreden‹ (Sprüchemacher ↑ "Macher"), in der Jugendsprache mit der besonderen Funktion »der Profilierung und Selbstdarstellung der Sprücheklopfer« (L106 Helmut Henne, Jugend 127); so auf Geschriebenes bezogen seit frühem 20. Jahrhundert an den wänden standen alberne sprüche (L059 DWb); heute auch abwertend von in einer bestimmten Situation in gleicher Formulierung Vorgebrachtem (z. B. als Anliegen, Bitte), häufig im Diminutiv
⊚ sein Sprüchlein hersagen (L337 WdG), auch noch in Zusammensetzungen: ⇑ "Anspruch", "Ausspruch", "Einspruch", "Widerspruch", "Zuspruch"; daneben
2 auch auf Geschriebenes bezogen ›kurze (gereimte) Lebens-, Volksweisheit‹, als überliefertes Gedankengut obe er der alten sprüche wære fro (Walther v. d.Vogelweide; L059 DWb), Djs sind die Sprüch Salomo… / Zu lernen Weisheit (A180 Martin Luther, Sprüche Salomos 1,1), religiösen Inhalts ain gaistlichen spruch gemacht (L059 DWb), bevor wir's lassen rinnen, / Betet einen frommen Spruch (A222 Friedrich Schiller, Glocke); ›Zauberformel‹ zieh deinen Kreis, sprich deine Sprüche (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,2530); speziell bei Handwerkern, Gesellenspruch (L169 Matthias Kramer), als wissenschaftlicher Gegenstand: O.Schade, Handwerksleben in Brauch, Spruch und Lied (1856), "Denkspruch" ↑ "denken"; als ⇓ "S127" literarische Gattung
3 im 15./ 16. Jahrhundert ›kürzere Dichtung (in Reimpaaren), die nicht zum Singen bestimmt ist‹, dagegen seit Mitte des 19. Jahrhunderts (Simrock) auf die älteren Minnesänger bezogen ›strophisches Gedicht (das auch gesungen wurde)‹, Sangspruch (H.Schneider, in: L255 1RL1928/ 29), Gegensatz "Lied", heute literaturwissenschaftlich weiter differenziert, dazu Spruchdichtung (L059 DWb) (vgl. L256 2RL1984); seit dem Mittelhochdeutschen auch speziell
4 ⇓ "S181" ›Rechtsurteil‹: Spruch eines Richters (L200 Josua Maaler), zum Spruch kommen (L305 Christoph Ernst Steinbach), sich dem Spruch widersetzen (1460; L059 DWb), dazu spruchreif (L059 DWb),
Spruchkammer ⇓ "S144" 1946 eingerichtet zur Verfolgung nationalsozialistischen Unrechts: Für den ersten Rechtszug werden in den Stadt- und Landkreisen Spruchkammern gebildet (Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus vom 5.3.1946, hg. von E.Schullze, Artikel 24,2), ↑ "Mitläufer".
⊚ Sprüche machen/ klopfen ›prahlerisch daherreden‹ (Sprüchemacher ↑ "Macher"), in der Jugendsprache mit der besonderen Funktion »der Profilierung und Selbstdarstellung der Sprücheklopfer« (L106 Helmut Henne, Jugend 127); so auf Geschriebenes bezogen seit frühem 20. Jahrhundert an den wänden standen alberne sprüche (L059 DWb); heute auch abwertend von in einer bestimmten Situation in gleicher Formulierung Vorgebrachtem (z. B. als Anliegen, Bitte), häufig im Diminutiv
⊚ sein Sprüchlein hersagen (L337 WdG), auch noch in Zusammensetzungen: ⇑ "Anspruch", "Ausspruch", "Einspruch", "Widerspruch", "Zuspruch"; daneben
2 auch auf Geschriebenes bezogen ›kurze (gereimte) Lebens-, Volksweisheit‹, als überliefertes Gedankengut obe er der alten sprüche wære fro (Walther v. d.Vogelweide; L059 DWb), Djs sind die Sprüch Salomo… / Zu lernen Weisheit (A180 Martin Luther, Sprüche Salomos 1,1), religiösen Inhalts ain gaistlichen spruch gemacht (L059 DWb), bevor wir's lassen rinnen, / Betet einen frommen Spruch (A222 Friedrich Schiller, Glocke); ›Zauberformel‹ zieh deinen Kreis, sprich deine Sprüche (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,2530); speziell bei Handwerkern, Gesellenspruch (L169 Matthias Kramer), als wissenschaftlicher Gegenstand: O.Schade, Handwerksleben in Brauch, Spruch und Lied (1856), "Denkspruch" ↑ "denken"; als ⇓ "S127" literarische Gattung
3 im 15./ 16. Jahrhundert ›kürzere Dichtung (in Reimpaaren), die nicht zum Singen bestimmt ist‹, dagegen seit Mitte des 19. Jahrhunderts (Simrock) auf die älteren Minnesänger bezogen ›strophisches Gedicht (das auch gesungen wurde)‹, Sangspruch (H.Schneider, in: L255 1RL1928/ 29), Gegensatz "Lied", heute literaturwissenschaftlich weiter differenziert, dazu Spruchdichtung (L059 DWb) (vgl. L256 2RL1984); seit dem Mittelhochdeutschen auch speziell
4 ⇓ "S181" ›Rechtsurteil‹: Spruch eines Richters (L200 Josua Maaler), zum Spruch kommen (L305 Christoph Ernst Steinbach), sich dem Spruch widersetzen (1460; L059 DWb), dazu spruchreif (L059 DWb),
Spruchkammer ⇓ "S144" 1946 eingerichtet zur Verfolgung nationalsozialistischen Unrechts: Für den ersten Rechtszug werden in den Stadt- und Landkreisen Spruchkammern gebildet (Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus vom 5.3.1946, hg. von E.Schullze, Artikel 24,2), ↑ "Mitläufer".