Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
spritzen
mhd. sprützen (Nebenform noch bis ins 19. Jahrhundert); zu ↑ "sprießen", das früher auch von hervorquellendem Wasser gebraucht wurde; ihm entspricht mit Metathese engl. spurt, spirt ›sprießen, spritzen‹; transitiv und intransitiv1 von Flüssigkeiten, intransitiv ›heftig hervorquellen‹: das Blut spritzte aus den Adern (L169 Matthias Kramer), der Koth ist ihm ins Gesicht gespritzt (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), die Feder spritzet (L033 Joachim Heinrich Campe) ›kleckst‹; auch allgemeiner ›stieben‹ spritze Funken (N.Lenau, Der Waffenschmied), auch auf festere Substanzen bezogen (vgl. L320 Trübner); einem… etwas ins Gesicht spritzen (L169 Matthias Kramer), ins Feuer, in den Brand… spritzen(ebenda), die Feuerwehr spritzt Wasser ›löschen‹; heute auch von Pflanzenschutzmitteln (L320 Trübner), Lacken im Sinne von ›lackieren‹ (ebenda), Getränken im Sinne von ›verdünnen‹, häufig im Partizip Prät. attributiv (z. B. gespritztes Bier ›Radler‹ ↑ "Radler"); vgl. dazu die verschiedenen Bedeutungen von Gespritztes, -ter bei L066 Jürgen Eichhoff, Karte 4–40ff.); speziell medizinisch jemanden in die Wunde spritzen (L173 Johann Georg Krünitz 162,139), bis ins 19. Jahrhundert vor allem auf natürliche Körperöffnungen bezogen Jemanden in den Hals spritzen (L003 Johann Christoph Adelung 1780), seither ›injizieren‹, auch intransitiv (heute häufig auf Rauschmittel bezogen);
2 übertragen auf die schnelle Bewegung hühner-kette von pilgern, die scheu auseinander spritzte (Jean Paul; L059 DWb), dann wieder seit früherem 20. Jahrhundert »sich beeilen« (L320 Trübner).
Spritzkuchen (um 1660), ›Kuchen aus dünnem Teig, der zum Backen in heißes Fett gespritzt wird‹, auch Spritzkrapfen, Spritzgebackenes;
Spritze ahd. sprizza, mhd. sprütze;
1 seit dem Mittelhochdeutschen zumeist speziell kurz für Feuerspritze (vgl. L308 Kaspar Stieler), dann auch von dem entsprechenden Fahrzeug: so wird die sprütze aus dem dorfe… viel zu spät kommen (Möser; L059 DWb), dazu scherzhaft
⊚ der erste Mann an der Spritze von jmdm. in entscheidender Position (mundartlich weit verbreitet; L059 DWb); ⇓ "S132" medizinisch seit dem 17. Jahrhundert (L134 Levinus Hulsius 1616; L059 DWb): die spritzen, wenn sie die klistier losdrükten (1650; L059 DWb), die Spritzen der Wundärzte (L003 Johann Christoph Adelung 1780), seit früherem 20. Jahrhundert kurz für Injektionsspritze (L320 Trübner), auch von der Injektion selbst: eine Spritze… geben (L320 Trübner), heute auch setzen; im Anschluß an die übertragene Bedeutung von spritzen veraltet
2 ›Ausflug‹ (⇓ "S211" studentensprachlich), erhalten als Bestimmungswort in
Spritzfahrt,
Spritztour (1820, L115 Helmut Henne/ L115 Georg Objartel 1;1846, L115 Helmut Henne/ L115 Georg Objartel 5,227);
spritzig bei L308 Kaspar Stieler spritzicht; bis ins frühe 20. Jahrhundert
1 ›spritzend‹, eine spritzige feder (L059 DWb), so heute nur noch ein spritziger Wein »der ein wenig moussiert« (L059 DWb); danach heute übertragen
2 ›lebhaft, geistreich‹, eine spritzige Rede; mit dem Begriff der Geschwindigkeit auf PKW's bezogen (L097 GWb);
Spritzer (L308 Kaspar Stieler), zunächst auf den Spuckenden bezogen; allgemein »angespritzter fleck« (L059 DWb), so auch zum Ausdruck geringer Größe: die erde, / ein spritzer jenes kleinen sterns (Liliencron; L059 DWb); österreichisch auch ›Schorle‹ (↑ "Schorlemorle").
2 übertragen auf die schnelle Bewegung hühner-kette von pilgern, die scheu auseinander spritzte (Jean Paul; L059 DWb), dann wieder seit früherem 20. Jahrhundert »sich beeilen« (L320 Trübner).
Spritzkuchen (um 1660), ›Kuchen aus dünnem Teig, der zum Backen in heißes Fett gespritzt wird‹, auch Spritzkrapfen, Spritzgebackenes;
Spritze ahd. sprizza, mhd. sprütze;
1 seit dem Mittelhochdeutschen zumeist speziell kurz für Feuerspritze (vgl. L308 Kaspar Stieler), dann auch von dem entsprechenden Fahrzeug: so wird die sprütze aus dem dorfe… viel zu spät kommen (Möser; L059 DWb), dazu scherzhaft
⊚ der erste Mann an der Spritze von jmdm. in entscheidender Position (mundartlich weit verbreitet; L059 DWb); ⇓ "S132" medizinisch seit dem 17. Jahrhundert (L134 Levinus Hulsius 1616; L059 DWb): die spritzen, wenn sie die klistier losdrükten (1650; L059 DWb), die Spritzen der Wundärzte (L003 Johann Christoph Adelung 1780), seit früherem 20. Jahrhundert kurz für Injektionsspritze (L320 Trübner), auch von der Injektion selbst: eine Spritze… geben (L320 Trübner), heute auch setzen; im Anschluß an die übertragene Bedeutung von spritzen veraltet
2 ›Ausflug‹ (⇓ "S211" studentensprachlich), erhalten als Bestimmungswort in
Spritzfahrt,
Spritztour (1820, L115 Helmut Henne/ L115 Georg Objartel 1;1846, L115 Helmut Henne/ L115 Georg Objartel 5,227);
spritzig bei L308 Kaspar Stieler spritzicht; bis ins frühe 20. Jahrhundert
1 ›spritzend‹, eine spritzige feder (L059 DWb), so heute nur noch ein spritziger Wein »der ein wenig moussiert« (L059 DWb); danach heute übertragen
2 ›lebhaft, geistreich‹, eine spritzige Rede; mit dem Begriff der Geschwindigkeit auf PKW's bezogen (L097 GWb);
Spritzer (L308 Kaspar Stieler), zunächst auf den Spuckenden bezogen; allgemein »angespritzter fleck« (L059 DWb), so auch zum Ausdruck geringer Größe: die erde, / ein spritzer jenes kleinen sterns (Liliencron; L059 DWb); österreichisch auch ›Schorle‹ (↑ "Schorlemorle").