Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
sprengen
(ahd. ) ⇓ "S107" Bewirkungswort zu ↑ "springen"; der ursprünglichen Bedeutung am nächsten1 mit lebendigen Wesen als Objekt ›zu schnellem Laufen veranlassen‹, bis ins 18. Jahrhundert auch auf Menschen, seit dem Mittelhochdeutschen besonders auf das Pferd bezogen, zunächst auch transitiv: rasch auf den Drachen spreng' ich's los (Schiller), bereits mittelhochdeutsch auch elliptisch (↑ "rennen"), daher intransitiv ›sich in schnellem Ritt fortbewegen‹, dann auch das Pferd als Subjekt: es sprengten die stampfenden Rosse nach der Stadt (Voß), vornen sprengte des Todes Roß(Strachwitz); daneben
2 auf Flüssigkeiten als Objekt bezogen (bis ins 19. Jahrhundert auch auf trockene Substanzen, L033 Joachim Heinrich Campe) ›durch gleichmäßiges Spritzen befeuchten‹, speziell von Weihwasser: Vnd wil rein Wasser vber euch sprengen / das jr rein werdet (A180 Martin Luther, Hesekiel 36,25), präpositional: der mit dem Sprengwasser gesprenget hat / sol seine Kleider waschen (A180 Martin Luther, 4.Mose 19,21), dann auch das Besprengte als Objekt: Leinwad sprengen (L308 Kaspar Stieler), Den Boden sprengen… zum Auskehren (L169 Matthias Kramer); seit dem 17. Jahrhundert
3zerbersten machen, bewirken, daß etwas in Stücke zerspringt‹: einen Gurt, Fesseln, eine Tür, das Eis, die Schale sprengen, speziell sprengen, mit Pulver (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), einen Felsen sprangen (L305 Christoph Ernst Steinbach), eine Brücke sprengen;
die Bank sprengen »in Glücksspielen« (L003 Johann Christoph Adelung 1780); abstrakt ›gewaltsam auflösen‹, von Menschengruppen: gesprengt suchen die reiter schutz (Freytag; L059 DWb), eine Versammlung sprengen (L320 Trübner), floskelhaft den Rahmen, den Raum sprengen(ebenda) ›überschreiten‹; übertragen liebe sprengt die kett entzwey(Gryphius; L059 DWb), Da geht einer kaputt,… Der Mann schweigt, sonst würde es ihn jetzt sprengen (A.Muschg, Literatur als Therapie? 1981,55).
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