Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
spinnen
ahd. spinnan, gemeingermanisches starkes Verb (got. spinnan, engl. spin), verwandt mit ↑ "Spindel", im Ablaut zu ↑ "spannen"; Konjunktiv Prät. spönne, jünger spänne;1 ›aus Fasern Fäden drehen‹,
1.1 ohne Objekt: sie will immer und ewig spinnen(Brüder A087 Jacob und Wilhelm Grimm, Die drei Spinnerinnen), Garn… aufs feinste gesponnen(ebenda), Hausgesponnenes Garn (Voß; L264 Daniel Sanders), Gegensatz zu »solchem, das in der fabrik gesponnen ist« (L059 DWb): so wohlfeil spinnen als der Engländer oder vielmehr seine maschinen (Moltke; L059 DWb);
1.2 transitiv, bezogen auf das Material: Flachs, Hanf etc. spinnen (L169 Matthias Kramer), das Produkt: einen Faden spinnen (ebenda), mit Präpositional-Objekt: das Männchen… spann das Stroh zu Gold (Brüder A087 Jacob und Wilhelm Grimm, Rumpelstilzchen), auf das fertige Produkt bezogen: selbstgesponnene Leinwand, Seile spinnen (L169 Matthias Kramer), dazu
⊚ Garn spinnen (1856; L162 Friedrich Kluge, Seemannssprache) ursprünglich seemannssprachlich »eine lange Geschichte erzählen über etwas, das sich niemals ereignet hat« (ebenda), in mythologischer Vorstellung ihr parcen, die ihr uns den lebensfaden spinnet (Lohenstein; L059 DWb);
2 übertragen nach der Vorstellung des langsamen Entstehens und Fortentwickelns von Gedanken, bereits mittelhochdeutsch: angehebt ze spinnen von der lieb (Konrad von Megenberg; L320 Trübner), über etwas sinnen und spinnen(Goethe), [gedanken] weiter zu spinnen (B.v.Arnim; L059 DWb), Den Proceß in die Länge spinnen (Forster; L264 Daniel Sanders), dazu seit frühem 20. Jahrhundert (ursprünglich süddeutsch) ›leicht verrückt sein‹ (1904; L320 Trübner): Oder war es, daß er auch schon meschugge war, zu spinnen anfing –? (A054 Hans Fallada, Blechnapf 19); dazu abspinnen, ausspinnen, fortspinnen, ⇑ "anspinnen", "entspinnen", "Gespinst".
Spinne ahd. spinna, festlandwestgermanisch, eigentlich dasjenige Tier, das spinnt; Die Spinn ubt sich mit Spinnen (L200 Josua Maaler), eine giftige Spinne (L169 Matthias Kramer), als die eigene Art vernichtendes Wesen Es ist ein ekler Anblick, wenn man eine Spinne die andere fressen sieht (A210 Wilhelm Raabe, Horacker; 12,344); als Symbol des Bösen: Die Spinne schwoll noch höher auf, funkelte schrecklich schwarz in Christines rot angelaufenem Gesichte (A079 Jeremias Gotthelf, Die schwarze Spinne;17,52), so auch im Abscheu ausdrückenden Ausruf Pfui Spinne! (1915; L320 Trübner); auf Menschen bezogen zur Bezeichnung von Niedertracht: zwei spinnen sind auf die kräuter dieses wortgartens gekrochen (J.Grimm, L059 DWb1,1854, LXVIII);
Spinn(en)gewebe Neutr. , landschaftliche Nebenformen Spinnweb, Spinnewebe, Spinnenwebe Fem. ; ahd. spinnawebbi, mhd. spinne(n)weppe; häufig übertragen »etwas Feines, Zartes,.. fein Gedachtes, was keinen Halt.. hat« (L033 Joachim Heinrich Campe): seine hoffnung ist eine Spinneweb (A180 Martin Luther, Hiob 8,14);
spinnefeind bis ins 18. Jahrhundert spinnenfeind, Anfang des 16. Jahrhunderts (Luther), nach der Beobachtung, daß Spinnen einander anfallen und aussaugen (über den adjektivischen Charakter des Wortes ↑ "Feind"); Die Frau ward ihrer Stieftochter spinnefeind (Brüder A087 Jacob und Wilhelm Grimm, Die drei Männlein).
1.1 ohne Objekt: sie will immer und ewig spinnen(Brüder A087 Jacob und Wilhelm Grimm, Die drei Spinnerinnen), Garn… aufs feinste gesponnen(ebenda), Hausgesponnenes Garn (Voß; L264 Daniel Sanders), Gegensatz zu »solchem, das in der fabrik gesponnen ist« (L059 DWb): so wohlfeil spinnen als der Engländer oder vielmehr seine maschinen (Moltke; L059 DWb);
1.2 transitiv, bezogen auf das Material: Flachs, Hanf etc. spinnen (L169 Matthias Kramer), das Produkt: einen Faden spinnen (ebenda), mit Präpositional-Objekt: das Männchen… spann das Stroh zu Gold (Brüder A087 Jacob und Wilhelm Grimm, Rumpelstilzchen), auf das fertige Produkt bezogen: selbstgesponnene Leinwand, Seile spinnen (L169 Matthias Kramer), dazu
⊚ Garn spinnen (1856; L162 Friedrich Kluge, Seemannssprache) ursprünglich seemannssprachlich »eine lange Geschichte erzählen über etwas, das sich niemals ereignet hat« (ebenda), in mythologischer Vorstellung ihr parcen, die ihr uns den lebensfaden spinnet (Lohenstein; L059 DWb);
2 übertragen nach der Vorstellung des langsamen Entstehens und Fortentwickelns von Gedanken, bereits mittelhochdeutsch: angehebt ze spinnen von der lieb (Konrad von Megenberg; L320 Trübner), über etwas sinnen und spinnen(Goethe), [gedanken] weiter zu spinnen (B.v.Arnim; L059 DWb), Den Proceß in die Länge spinnen (Forster; L264 Daniel Sanders), dazu seit frühem 20. Jahrhundert (ursprünglich süddeutsch) ›leicht verrückt sein‹ (1904; L320 Trübner): Oder war es, daß er auch schon meschugge war, zu spinnen anfing –? (A054 Hans Fallada, Blechnapf 19); dazu abspinnen, ausspinnen, fortspinnen, ⇑ "anspinnen", "entspinnen", "Gespinst".
Spinne ahd. spinna, festlandwestgermanisch, eigentlich dasjenige Tier, das spinnt; Die Spinn ubt sich mit Spinnen (L200 Josua Maaler), eine giftige Spinne (L169 Matthias Kramer), als die eigene Art vernichtendes Wesen Es ist ein ekler Anblick, wenn man eine Spinne die andere fressen sieht (A210 Wilhelm Raabe, Horacker; 12,344); als Symbol des Bösen: Die Spinne schwoll noch höher auf, funkelte schrecklich schwarz in Christines rot angelaufenem Gesichte (A079 Jeremias Gotthelf, Die schwarze Spinne;17,52), so auch im Abscheu ausdrückenden Ausruf Pfui Spinne! (1915; L320 Trübner); auf Menschen bezogen zur Bezeichnung von Niedertracht: zwei spinnen sind auf die kräuter dieses wortgartens gekrochen (J.Grimm, L059 DWb1,1854, LXVIII);
Spinn(en)gewebe Neutr. , landschaftliche Nebenformen Spinnweb, Spinnewebe, Spinnenwebe Fem. ; ahd. spinnawebbi, mhd. spinne(n)weppe; häufig übertragen »etwas Feines, Zartes,.. fein Gedachtes, was keinen Halt.. hat« (L033 Joachim Heinrich Campe): seine hoffnung ist eine Spinneweb (A180 Martin Luther, Hiob 8,14);
spinnefeind bis ins 18. Jahrhundert spinnenfeind, Anfang des 16. Jahrhunderts (Luther), nach der Beobachtung, daß Spinnen einander anfallen und aussaugen (über den adjektivischen Charakter des Wortes ↑ "Feind"); Die Frau ward ihrer Stieftochter spinnefeind (Brüder A087 Jacob und Wilhelm Grimm, Die drei Männlein).