Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Spiel
ahd. / mhd. spil, der Stamm ist auf das Westgermanische beschränkt; ursprünglich und bis ins Mittelhochdeutsche auch ›Jagd‹ (dazu Windspiel ↑ "Wind") bzw. ›Tanz‹ (vgl. L239 PBB69,419), dann allgemein1 ›unterhaltende, frei gewählte Beschäftigung‹, Gegensatz "Arbeit", »allerley kurtzweyl« (L200 Josua Maaler), gar schöne Spiele spiel' ich mit dir (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Erlkönig), Ach / und alle die holdseeligen Spiele der Liebe (A131 Friedrich Hölderlin, Hyperion 75); häufig in festeren Verbindungen: die jugend liebt die freude, / … , der frühling lust und spiel (Hofmannswaldau; L059 DWb), Wie mit dem Stab des Götterboten / … / … wiegt[er] es zwischen Ernst und Spiele (A222 Friedrich Schiller. Die Macht des Gesanges); philosophisch als Ideal menschlicher Handlung gedeutet: der mensch ist nur dann an leib und seele gesund… , wenn ihm alle seine verrichtungen… zum spiele werden(Wieland; L059 DWb), Ich kenne keine andere Art, mit großen Aufgaben zu verkehren, als das Spiel (A200 Friedrich Nietzsche, Ecce Homo; 6,297); danach übertragen in festen Wendungen und redensartlich zur Bezeichnung von Willkür, Unberechenbarkeit u.ä.: gott treibet also sein spil (Luther; L059 DWb), Falsch… grausames Spiel (L308 Kaspar Stieler), Und sie deuchten dem Herrscher ein Spiel (A131 Friedrich Hölderlin, Der Archipelagus), Rechtschaffenheit, Gewissen, alles ist ihm nur ein Spiel (L003 Johann Christoph Adelung 1780), sein Spiel mit Einem treiben (L264 Daniel Sanders), Es spielt' ein kühnes Spiel… das mächtge Schicksaal (A131 Friedrich Hölderlin, Die Völker schwiegen, schlummerten), der zufall spielt zuweilen solche spiele (Wieland; L059 DWb), des Lebens wechselvolles Spiel (A222 Friedrich Schiller, Glocke); so als Grundwort in "Gaukelspiel", "Ränkespiel", Intrigenspiel, Verwirrspiel, auch in "Wortspiel", Gedankenspiel: Spiel mit Worten und Gedanken, motiviert durch… Lusteffekte der Erfahrung, wäre… die erste Vorstufe des Witzes(1905 S.A063 Sigmund Freud, IV,121); auf die Willkür von optischen und Naturerscheinungen bezogen: Welch ein Spiel der Farben!(J.P.Hebel; L264 Daniel Sanders), Am kühlen Bache, wo ich der Wellen Spiel / … sah (A131 Friedrich Hölderlin, Die Heimath), Spiel des Lichtes auf ihren Flächen und Kanten (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 357), dazu Farbenspiel, Gebärdenspiel, "Mienenspiel", Wasserspiel; auf bestimmte Spiele bezogen: die Priester… lieffen in das Spielhaus / vnd sahen / wie man den Pallen schlug vnd ander spiel treib (A180 Martin Luther, 2.Makkabäer 4,14), dazu "Gesellschaftsspiel", "Pfänderspiel", Geduldspiel, Ratespiel,heute auch Rollenspiel, Lernspiel; mittelhochdeutsch im Sinne von ›Ritterspiel‹, daran anschließend von der öffentlichen Darbietung zur Unterhaltung anderer speziell
1.1 »Schauwspiel« (L200 Josua Maaler), so häufig frühneuhochdeutsch als Titel: ein spil, der walbruder genannt (L059 DWb), von Hofmannsthal wiederaufgenommen: Jedermann. Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes erneuert; so heute zumeist im Kompositum: "Schauspiel", "Trauerspiel", "Lustspiel", Schäferspiel, "Singspiel", "Vorspiel", "Nachspiel", Zwischenspiel, Puppenspiel, Osterspiel, Weihnachtsspiel, "Fastnachtsspiel", Fernsehspiel, "Laienspiel"; übertragen
⊚ eine Rolle in jmds. Spiel spielen (Schiller; L264 Daniel Sanders); auf die ⇓ "S141" Musik bezogen
1.2 konkret: Spill / Für Trummen vnd pfeyffen (L200 Josua Maaler), daher mit klingendem Spiel (L169 Matthias Kramer), Glockenspiel, Saitenspiel, auch von der musikalischen Darbietung: Dieser Tonkünstler ergetzte durch sein vortreffliches Spiel (L033 Joachim Heinrich Campe), übertragen
⊚ das Spiel verderben (Luther; L059 DWb);
1.3 auf die sportlichen Wettkämpfe des Altertums bezogen: die in olympischen spielen siebenmahl siegende griechen (Lohenstein; L059 DWb), so heute von den nach bestimmten Regeln ausgetragenen Sportveranstaltungen: trotz seiner Brustschwäche bot er alles auf, um nachmittags bei Spiel und Sport seinen Mann zu stehen (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 622), dazu Ballspiel, Fußballspiel, Freundschaftsspiel, Auswärtsspiel, Angriffsspiel, ↑ "Endspiel"; seit dem Mittelhochdeutschen auch
1.4 ›Glücksspiel‹ »als karten vnd würffelspil« (L200 Josua Maaler): spil ist der tumben ougenweide / swie ez lere untriuwe und meineide (Konrad von Haslau; L059 DWb), verbottne Spil (L200 Josua Maaler), sie zog das geld, das spiel war aus(Sachs; L059 DWb), das Spiel verlieren (L308 Kaspar Stieler), gewonnen Spiel (Luther; L264 Daniel Sanders), im Diminutiv ein Spielchen machen (L003 Johann Christoph Adelung 1780), Geld auf das Spiel setzen (ebenda), übertragen
⊚⊚ etwas aufs Spiel setzen (vgl. L033 Joachim Heinrich Campe), etwas steht auf dem Spiel (vgl. L003 Johann Christoph Adelung 1780), vom berechnenden Verhalten Ich habe ein gewagtes Spiel gespielt(A222 Friedrich Schiller, Stuart 4,6), zum Ausdruck von Beteiligtsein: da ist… der alte Adam auch mit jm spiel (Luther; L059 DWb), gott hätte seine hand bey allem im spiele (Lessing; L059 DWb),
⊚⊚ etwas/ jmdn. ins Spiel bringen (L305 Christoph Ernst Steinbach) ›die Aufmerksamkeit auf etwas/ jmdn. lenken‹, wir lassen diesen berühmten mann aus dem spiel (I.Kant; L059 DWb) ›nicht beteiligen, beachten‹, gute Miene zum bösen Spiel machen(Eiselein; L059 DWb) von Widrigkeiten, die jmd. scheinbar nicht bemerkt, abgekartetes Spiel (1711; L320 Trübner) von der planvollen Hintergehung; metonymisch ein Spiel Karten (L169 Matthias Kramer), zu Weihnachten ein Spiel geschenkt bekommen (L264 Daniel Sanders), Brettspiel, Schachspiel; übertragen ›eine Anzahl zusammengehöriger Gegenstände‹: ein Spiel Stricknadeln; auf die Betätigung von Kindern bezogen
1.5 ohne den Begriff des Zeitvertreibs: und daz kinden töhte [›brauchbar wäre‹] / zuo ir kintlichen spil (Hartmann von Aue; L059 DWb), ein Kind in seinem Spiele stören (L003 Johann Christoph Adelung 1780), Die Nachahmung ist die beste Kunst des Kindes und das treibende Motiv der meisten seiner Spiele (1905 S.A063 Sigmund Freud, IV,211), dazu Kinderspiel; seit dem 18. Jahrhundert
2 »freye Bewegung und dann jede bestimmte Bewegung überhaupt« (L003 Johann Christoph Adelung 1780), Spiel des Steuers »die Hin- und Herbewegung des Steuers an den Schiffen« (L033 Joachim Heinrich Campe), heute häufig auf Kraftfahrzeuge bezogen, die Lenkung hat zuviel Spiel, schlagwortartig wohl auch mit Bezug zu (1) freyes Spiel von Kräften (1798 Schelling; L027 Büchmann 321971); speziell ⇓ "S100" jägersprachlich
3 ›Schwanz bestimmter Vögel‹ (vgl. L033 Joachim Heinrich Campe), daher Spielhahn (um 1550) ›Birkhahn‹. ⇑ "Beispiel", "Federspiel", "Kirchspiel", "Widerspiel"; "Gespielin"; "kostspielig".
Spielart (L308 Kaspar Stieler); seit dem 18. Jahrhundert übertragen in der Biologie »ein natürlicher Körper, welcher sich nur durch zufällige Abweichungen von den übrigen Körpern seiner Art unterscheidet« (L003 Johann Christoph Adelung 1780), daher auch allgemeiner ›Variante‹: küster nur… die spielart eines schulmeisters (Immermann; L059 DWb);
Spielball (L200 Josua Maaler); seit dem 19. Jahrhundert v. a. ⇓ "S027" übertragen, zumeist negativ bewertet: spielball in der hand eines herzlosen betrügers (Alexis; L059 DWb);
Spielfilm ›unterhaltender Film mit durchgehender Handlung‹ (vgl. L337 WdG), dafür zunächst Lichtspiele »kinematographische Vorführungen« (L344 Wessely-Schmidt 61925);
Spielhölle (um 1830) »Schimpfwort der verderblichen Bade-Spielbanken« (L181 Otto Ladendorf);
Spielmann ahd. / mhd. spilman; bis ins 16. Jahrhundert ›Musiker, Schauspieler, Gaukler‹, dazu Spielmannsdichtung (19. Jahrhundert): Vogt, Leben und Dichten deutscher Spielleute im Mittelalter (1876); dann ›Volksmusikant‹ »der zu dantz machet« (L037 Petrus Dasypodius); seit dem 18. Jahrhundert speziell vom Militärmusiker, »Trompeter, Pauker, Trumler und Pfeifer« (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), so noch heute auf Mitglieder von Zügen nichtmilitärischer Kapellen bezogen, dazu Spielmannszug;
Spielraum (1716; L059 DWb) »nicht zu weit und nicht zu eng« (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch) auf den Kugellauf von Geschützen bezogen; seit dem 18. Jahrhundert v. a. übertragen ›Entfaltungsmöglichkeit, Freiheit‹: da innerhalb des… festen rahmens der individualität spielraum gewährt… zu selbständiger… bethätigung (Prutz; L059 DWb); bei A282 Ludwig Wittgenstein philosophisch akzentuiert: Die Wahrheitsbedingungen bestimmen den Spielraum, der den Tatsachen durch den Satz gelassen wird (Tractatus 4.463);
Spielregel (Krünitz; L059 DWb); heute im Plural häufig übertragen von bestimmten Verhaltensweisen: die politischen, demokratischen Spielregeln kennen (L097 GWb);
Spielsachen frühes 18. Jahrhundert, ⇓ "S172" nur im Plural: einem Kinde Spielsachen schenken (L033 Joachim Heinrich Campe);
Spielteufel (1561; L320 Trübner); übertragen »spielsüchtiger Mensch, um ihn hart zu benennen« (L033 Joachim Heinrich Campe);
Spielverderber (1575; L320 Trübner); übertragen wenn sich jmd. einer bestimmten Vorgehensweise nicht anpassen will, häufig negiert: ich bin kein spielverderber (L059 DWb);
Spielzeug (1520; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) »die Spielsachen der Kinder zusammengenommen« (L033 Joachim Heinrich Campe), wie Spielball (s.oben) früher, auch übertragen Spielzeug eines grillenhaften Glücks (A222 Friedrich Schiller, Piccolomini 4,4).
1.1 »Schauwspiel« (L200 Josua Maaler), so häufig frühneuhochdeutsch als Titel: ein spil, der walbruder genannt (L059 DWb), von Hofmannsthal wiederaufgenommen: Jedermann. Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes erneuert; so heute zumeist im Kompositum: "Schauspiel", "Trauerspiel", "Lustspiel", Schäferspiel, "Singspiel", "Vorspiel", "Nachspiel", Zwischenspiel, Puppenspiel, Osterspiel, Weihnachtsspiel, "Fastnachtsspiel", Fernsehspiel, "Laienspiel"; übertragen
⊚ eine Rolle in jmds. Spiel spielen (Schiller; L264 Daniel Sanders); auf die ⇓ "S141" Musik bezogen
1.2 konkret: Spill / Für Trummen vnd pfeyffen (L200 Josua Maaler), daher mit klingendem Spiel (L169 Matthias Kramer), Glockenspiel, Saitenspiel, auch von der musikalischen Darbietung: Dieser Tonkünstler ergetzte durch sein vortreffliches Spiel (L033 Joachim Heinrich Campe), übertragen
⊚ das Spiel verderben (Luther; L059 DWb);
1.3 auf die sportlichen Wettkämpfe des Altertums bezogen: die in olympischen spielen siebenmahl siegende griechen (Lohenstein; L059 DWb), so heute von den nach bestimmten Regeln ausgetragenen Sportveranstaltungen: trotz seiner Brustschwäche bot er alles auf, um nachmittags bei Spiel und Sport seinen Mann zu stehen (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 622), dazu Ballspiel, Fußballspiel, Freundschaftsspiel, Auswärtsspiel, Angriffsspiel, ↑ "Endspiel"; seit dem Mittelhochdeutschen auch
1.4 ›Glücksspiel‹ »als karten vnd würffelspil« (L200 Josua Maaler): spil ist der tumben ougenweide / swie ez lere untriuwe und meineide (Konrad von Haslau; L059 DWb), verbottne Spil (L200 Josua Maaler), sie zog das geld, das spiel war aus(Sachs; L059 DWb), das Spiel verlieren (L308 Kaspar Stieler), gewonnen Spiel (Luther; L264 Daniel Sanders), im Diminutiv ein Spielchen machen (L003 Johann Christoph Adelung 1780), Geld auf das Spiel setzen (ebenda), übertragen
⊚⊚ etwas aufs Spiel setzen (vgl. L033 Joachim Heinrich Campe), etwas steht auf dem Spiel (vgl. L003 Johann Christoph Adelung 1780), vom berechnenden Verhalten Ich habe ein gewagtes Spiel gespielt(A222 Friedrich Schiller, Stuart 4,6), zum Ausdruck von Beteiligtsein: da ist… der alte Adam auch mit jm spiel (Luther; L059 DWb), gott hätte seine hand bey allem im spiele (Lessing; L059 DWb),
⊚⊚ etwas/ jmdn. ins Spiel bringen (L305 Christoph Ernst Steinbach) ›die Aufmerksamkeit auf etwas/ jmdn. lenken‹, wir lassen diesen berühmten mann aus dem spiel (I.Kant; L059 DWb) ›nicht beteiligen, beachten‹, gute Miene zum bösen Spiel machen(Eiselein; L059 DWb) von Widrigkeiten, die jmd. scheinbar nicht bemerkt, abgekartetes Spiel (1711; L320 Trübner) von der planvollen Hintergehung; metonymisch ein Spiel Karten (L169 Matthias Kramer), zu Weihnachten ein Spiel geschenkt bekommen (L264 Daniel Sanders), Brettspiel, Schachspiel; übertragen ›eine Anzahl zusammengehöriger Gegenstände‹: ein Spiel Stricknadeln; auf die Betätigung von Kindern bezogen
1.5 ohne den Begriff des Zeitvertreibs: und daz kinden töhte [›brauchbar wäre‹] / zuo ir kintlichen spil (Hartmann von Aue; L059 DWb), ein Kind in seinem Spiele stören (L003 Johann Christoph Adelung 1780), Die Nachahmung ist die beste Kunst des Kindes und das treibende Motiv der meisten seiner Spiele (1905 S.A063 Sigmund Freud, IV,211), dazu Kinderspiel; seit dem 18. Jahrhundert
2 »freye Bewegung und dann jede bestimmte Bewegung überhaupt« (L003 Johann Christoph Adelung 1780), Spiel des Steuers »die Hin- und Herbewegung des Steuers an den Schiffen« (L033 Joachim Heinrich Campe), heute häufig auf Kraftfahrzeuge bezogen, die Lenkung hat zuviel Spiel, schlagwortartig wohl auch mit Bezug zu (1) freyes Spiel von Kräften (1798 Schelling; L027 Büchmann 321971); speziell ⇓ "S100" jägersprachlich
3 ›Schwanz bestimmter Vögel‹ (vgl. L033 Joachim Heinrich Campe), daher Spielhahn (um 1550) ›Birkhahn‹. ⇑ "Beispiel", "Federspiel", "Kirchspiel", "Widerspiel"; "Gespielin"; "kostspielig".
Spielart (L308 Kaspar Stieler); seit dem 18. Jahrhundert übertragen in der Biologie »ein natürlicher Körper, welcher sich nur durch zufällige Abweichungen von den übrigen Körpern seiner Art unterscheidet« (L003 Johann Christoph Adelung 1780), daher auch allgemeiner ›Variante‹: küster nur… die spielart eines schulmeisters (Immermann; L059 DWb);
Spielball (L200 Josua Maaler); seit dem 19. Jahrhundert v. a. ⇓ "S027" übertragen, zumeist negativ bewertet: spielball in der hand eines herzlosen betrügers (Alexis; L059 DWb);
Spielfilm ›unterhaltender Film mit durchgehender Handlung‹ (vgl. L337 WdG), dafür zunächst Lichtspiele »kinematographische Vorführungen« (L344 Wessely-Schmidt 61925);
Spielhölle (um 1830) »Schimpfwort der verderblichen Bade-Spielbanken« (L181 Otto Ladendorf);
Spielmann ahd. / mhd. spilman; bis ins 16. Jahrhundert ›Musiker, Schauspieler, Gaukler‹, dazu Spielmannsdichtung (19. Jahrhundert): Vogt, Leben und Dichten deutscher Spielleute im Mittelalter (1876); dann ›Volksmusikant‹ »der zu dantz machet« (L037 Petrus Dasypodius); seit dem 18. Jahrhundert speziell vom Militärmusiker, »Trompeter, Pauker, Trumler und Pfeifer« (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), so noch heute auf Mitglieder von Zügen nichtmilitärischer Kapellen bezogen, dazu Spielmannszug;
Spielraum (1716; L059 DWb) »nicht zu weit und nicht zu eng« (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch) auf den Kugellauf von Geschützen bezogen; seit dem 18. Jahrhundert v. a. übertragen ›Entfaltungsmöglichkeit, Freiheit‹: da innerhalb des… festen rahmens der individualität spielraum gewährt… zu selbständiger… bethätigung (Prutz; L059 DWb); bei A282 Ludwig Wittgenstein philosophisch akzentuiert: Die Wahrheitsbedingungen bestimmen den Spielraum, der den Tatsachen durch den Satz gelassen wird (Tractatus 4.463);
Spielregel (Krünitz; L059 DWb); heute im Plural häufig übertragen von bestimmten Verhaltensweisen: die politischen, demokratischen Spielregeln kennen (L097 GWb);
Spielsachen frühes 18. Jahrhundert, ⇓ "S172" nur im Plural: einem Kinde Spielsachen schenken (L033 Joachim Heinrich Campe);
Spielteufel (1561; L320 Trübner); übertragen »spielsüchtiger Mensch, um ihn hart zu benennen« (L033 Joachim Heinrich Campe);
Spielverderber (1575; L320 Trübner); übertragen wenn sich jmd. einer bestimmten Vorgehensweise nicht anpassen will, häufig negiert: ich bin kein spielverderber (L059 DWb);
Spielzeug (1520; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) »die Spielsachen der Kinder zusammengenommen« (L033 Joachim Heinrich Campe), wie Spielball (s.oben) früher, auch übertragen Spielzeug eines grillenhaften Glücks (A222 Friedrich Schiller, Piccolomini 4,4).