Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
sperren
(ahd. ) schwaches Verb zu ↑ "Sparren";1 ›den Zugang/ Durchgang hemmen/ verhindern‹, mit verschiedenen Objekten; bezogen auf den Gegenstand, der an der Fortbewegung gehindert oder darin gehemmt wird: einen Fluß sperren, ein Rad, einen Wagen sperren (durch den Hemmschuh); auf die verhinderte Tätigkeit: im Fall der Not die Ausfuhr zu sperren, sowie zur Pestzeit die Zufuhr (Möser), übertragen daß unwillkürliche Schauder unsere kühnste Entschlossenheit sperren (Schiller); besonders süddeutsch (L171 Paul Kretschmer 420; L066 Jürgen Eichhoff, Karte 4–6) wie absperren, versperren, zusperren ›schließen‹ (↑ "abschließen") bezogen auf das, wodurch der Zugang zu einem Raum vermittelt wird: ein Wehr, eine Thür sperren (L169 Matthias Kramer), alle sperrten sie die thür mir vor der nasen! (1815; L059 DWb), die Grenze sperren, mit gegenständlichem Subjekt ›schlecht schließen‹: die thür, der fensterladen sperrt (L059 DWb); bezogen auf den ganzen Raum, zu dem der Zugang verhindert wird: eine Gasse… sperren (L169 Matthias Kramer), die strasze ist… für den wagenverkehr gesperrt (L059 DWb), die Handlung ist gesperrt (L169 Matthias Kramer), einen Hafen, eine Kirche sperren; hierher auch übertragen ›den Gebrauch verhindern‹ einem sein gehalt sperren (L059 DWb), Konto, Urlaub sperren (beide L320 Trübner), Strom, Gas, Telefon sperren; von lebenden Wesen, die an der freien Bewegung gehindert werden, in Verbindung mit einer Raumbestimmung: einen Vogel in den Käfig, jmdn. ins Gefängnis sperren/ einsperren, auch jmdn. aus dem Haus sperren, absperren, ↑ "aussperren" (dazu "Aussperrung"); ohne Raumangabe als Lehnbedeutung nach engl. to bar: einen Spieler sperren ›ihm die Teilnahme an Wettkämpfen verbieten‹; veraltet
2 ›den Abstand vergrößern‹ (Beine, Maul sperren), so noch in "sperrangelweit"/ sperrweit (offenstehen) und fachsprachlich im Buchdruck (L033 Joachim Heinrich Campe): die Buchstaben, die Zeilen sperren, besonders im Partizip gesperrt: eine bemerkung… , welche wohl verdiente gesperrt gedruckt zu werden (Goethe; L059 DWb) (Gegensatz kompreß);
3 reflexiv ›sich sträuben‹: sperre dich wider jre bande nicht (A180 Martin Luther, Sirach 6,26), phraseologisch ich hätte mich mit händ' und füszen dagegen gesperrt (Pestalozzi; L059 DWb); daran wohl angelehnt ↑ "Sperenzchen".
Sperrsitz Anfang des 19. Jahrhunderts (vgl. L264 Daniel Sanders) ›Sitz im Theater, Zirkus oder Kino, auf den nur der Mieter ein Anrecht hat‹ (veraltet); zudem ›besonders günstige und abgetrennte Sitzreihe in Kino, Zirkus, Theater‹;
Sperrstunde (L059 DWb) »zeit der sperrung, so der stadtthore«, dann auch ›Polizeistunde‹ (1896; L320 Trübner);
Sperre Fem. (mhd. ); zu sperren(1), konkret die Sperren des Tores (Freytag), auf Bahnhöfen kurz für Bahnsteigsperre (Ende des 19. Jahrhunderts; L320 Trübner), in den 1960er Jahren aufgehoben; übertragen auf die Maßnahme bezogen Grenzsperre, Kontinentalsperre, Getreidesperre; zu sperren(2) in Kiefersperre, umgangssprachlich Maulsperre;
sperrig mhd. sperric ›was verschließbar ist‹; zu sperren(2) ›sich weit auseinanderdehnend, viel Raum einnehmend‹, sperrige Güter; landschaftlich alemannisch auch zu sperren(3) ›widerstrebend‹: wie ein sperriges schreiendes Ferkel(G.Keller), dazu "Gesperre".
2 ›den Abstand vergrößern‹ (Beine, Maul sperren), so noch in "sperrangelweit"/ sperrweit (offenstehen) und fachsprachlich im Buchdruck (L033 Joachim Heinrich Campe): die Buchstaben, die Zeilen sperren, besonders im Partizip gesperrt: eine bemerkung… , welche wohl verdiente gesperrt gedruckt zu werden (Goethe; L059 DWb) (Gegensatz kompreß);
3 reflexiv ›sich sträuben‹: sperre dich wider jre bande nicht (A180 Martin Luther, Sirach 6,26), phraseologisch ich hätte mich mit händ' und füszen dagegen gesperrt (Pestalozzi; L059 DWb); daran wohl angelehnt ↑ "Sperenzchen".
Sperrsitz Anfang des 19. Jahrhunderts (vgl. L264 Daniel Sanders) ›Sitz im Theater, Zirkus oder Kino, auf den nur der Mieter ein Anrecht hat‹ (veraltet); zudem ›besonders günstige und abgetrennte Sitzreihe in Kino, Zirkus, Theater‹;
Sperrstunde (L059 DWb) »zeit der sperrung, so der stadtthore«, dann auch ›Polizeistunde‹ (1896; L320 Trübner);
Sperre Fem. (mhd. ); zu sperren(1), konkret die Sperren des Tores (Freytag), auf Bahnhöfen kurz für Bahnsteigsperre (Ende des 19. Jahrhunderts; L320 Trübner), in den 1960er Jahren aufgehoben; übertragen auf die Maßnahme bezogen Grenzsperre, Kontinentalsperre, Getreidesperre; zu sperren(2) in Kiefersperre, umgangssprachlich Maulsperre;
sperrig mhd. sperric ›was verschließbar ist‹; zu sperren(2) ›sich weit auseinanderdehnend, viel Raum einnehmend‹, sperrige Güter; landschaftlich alemannisch auch zu sperren(3) ›widerstrebend‹: wie ein sperriges schreiendes Ferkel(G.Keller), dazu "Gesperre".