Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Speise
ahd. spisa, mhd. spise ( < ⇓ "S120" mittellat. spensa, zu lat. expendere, ⇑ "spenden", "Spesen"); zunächst1 ›der zum Lebensunterhalt erforderliche Vorrat, Haushaltung‹, frühzeitig auf die eßbaren Vorräte eingeschränkt ›Proviant‹, dann von allem Eßbaren ›Nahrung‹ (heute gehoben): Alles das zuder Speyß… dienet (L200 Josua Maaler), Speis und Trank (L308 Kaspar Stieler); jetzt gewöhnlich ›zubereitete Mahlzeit‹: Gesunde Speise, leichte Speisen, Speise zu sich nehmen (alle L308 Kaspar Stieler), die Speisen auftragen, abtragen (L003 Johann Christoph Adelung 1780); hierzu – meist gehoben – die Zusammensetzung Nachspeise für ›Nachtisch‹ (↑ "Nachtisch") (besonders süddeutsch; vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 4–33); norddeutsch speziell ›Mehlspeise‹, ›süße Speise‹ (L171 Paul Kretschmer 469);
2 fachsprachlich speziell, ⇓ "S033" bergmannssprachlich ›Mineralmischung‹, bei den Gießern ›Metallegierung‹ (mhd. ), Glockenspeise; landschaftlich (namentlich fränkisch) auch ›Mörtel‹, Speis, auch Mask. (L004 Johann Christoph Adelung, L109 Moriz Heyne). Als erstes Glied von Zusammensetzungen erscheint teils die Stammform Speise-, teils der Genitiv Plural Speisen-;
Speisesaal (L169 Matthias Kramer); im Privathaus »groszes gemach, worinnen herrschaftliche personen speisen« (18. Jahrhundert; L059 DWb); häufig von den großen Eßräumen bestimmter Institutionen (Internat, Hotel, Sanatorium) zur gleichzeitigen Verpflegung vieler Menschen: Bei den Mahlzeiten im bunten Speisesaal (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 190);
Speisewagen mhd. spisewagen ›Proviantwagen‹; dann erst wieder in neuerer Zeit (L320 Trübner) ›auf Fernreisen wie ein Restaurant gebrauchter Eisenbahnwagen‹;
speisen mhd. spisen, schwaches Verb, schweizerisch (G.Keller) auch stark (spies, gespiesen); mittelhochdeutsch und frühneuhochdeutsch häufig
1 ›mit Proviant versehen‹, daran anschließend fachsprachlich ›versorgen‹, frühneuhochdeutsch häufig auf Wasser bezogen: einen Brunnen, einen See speisen, seit dem 19. Jahrhundert (L059 DWb) zunehmend ⇓ "S220" technisch einen Dampfkessel mit Wasser speisen, eine Fabrik mit Strom speisen; allgemein (heute gehoben) jmdn. speisen ›zu essen geben‹, häufig in karitativem Sinn: Die Hungerigen speiset er / die Nacketen kleidet er (A180 Martin Luther, Tobias 1,20); seit dem 17. Jahrhundert und heute gehoben
2 ›essen‹, ⇓ "S218" »besonders von bessern, langern, feierlichen Mahlzeiten« (L033 Joachim Heinrich Campe), transitiv und intransitiv, dafür bis ins 18. Jahrhundert (L169 Matthias Kramer) sich speisen (zur landschaftlichen Abgrenzung von "essen" L171 Paul Kretschmer 469). ↑ "abspeisen".
2 fachsprachlich speziell, ⇓ "S033" bergmannssprachlich ›Mineralmischung‹, bei den Gießern ›Metallegierung‹ (mhd. ), Glockenspeise; landschaftlich (namentlich fränkisch) auch ›Mörtel‹, Speis, auch Mask. (L004 Johann Christoph Adelung, L109 Moriz Heyne). Als erstes Glied von Zusammensetzungen erscheint teils die Stammform Speise-, teils der Genitiv Plural Speisen-;
Speisesaal (L169 Matthias Kramer); im Privathaus »groszes gemach, worinnen herrschaftliche personen speisen« (18. Jahrhundert; L059 DWb); häufig von den großen Eßräumen bestimmter Institutionen (Internat, Hotel, Sanatorium) zur gleichzeitigen Verpflegung vieler Menschen: Bei den Mahlzeiten im bunten Speisesaal (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 190);
Speisewagen mhd. spisewagen ›Proviantwagen‹; dann erst wieder in neuerer Zeit (L320 Trübner) ›auf Fernreisen wie ein Restaurant gebrauchter Eisenbahnwagen‹;
speisen mhd. spisen, schwaches Verb, schweizerisch (G.Keller) auch stark (spies, gespiesen); mittelhochdeutsch und frühneuhochdeutsch häufig
1 ›mit Proviant versehen‹, daran anschließend fachsprachlich ›versorgen‹, frühneuhochdeutsch häufig auf Wasser bezogen: einen Brunnen, einen See speisen, seit dem 19. Jahrhundert (L059 DWb) zunehmend ⇓ "S220" technisch einen Dampfkessel mit Wasser speisen, eine Fabrik mit Strom speisen; allgemein (heute gehoben) jmdn. speisen ›zu essen geben‹, häufig in karitativem Sinn: Die Hungerigen speiset er / die Nacketen kleidet er (A180 Martin Luther, Tobias 1,20); seit dem 17. Jahrhundert und heute gehoben
2 ›essen‹, ⇓ "S218" »besonders von bessern, langern, feierlichen Mahlzeiten« (L033 Joachim Heinrich Campe), transitiv und intransitiv, dafür bis ins 18. Jahrhundert (L169 Matthias Kramer) sich speisen (zur landschaftlichen Abgrenzung von "essen" L171 Paul Kretschmer 469). ↑ "abspeisen".