Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
spät
ahd. spati, mhd. spæte, gotisch in den Steigerungsformen (spediza usw.), stammverwandt ⇑ "sparen", "sputen", urverwandt lat. spatium; das Adverb mhd. spate, spat noch in neuerer Zeit bei Dichtern und mundartlich;1 vom Ende eines Zeitabschnitts, im Superlativ genitivisch zur Bezeichnung einer äußersten Zeitgrenze sei spätestens um 8 uhr da (L059 DWb), bei L033 Joachim Heinrich Campe zum spätesten;
1.1 auf den Tagesablauf bezogen, Gegensatz "früh": es ist schon spat (L169 Matthias Kramer), spät zu Bette gehen… aufstehen… speisen (L003 Johann Christoph Adelung 1780), die späte Abendsonne (ebenda), in diesem Sinn auch ein später Gast, der zur fortgeschrittenen Abendstunde eintrifft; in der Frage Wie spät ist's, Bursche? (A222 Friedrich Schiller, Macbeth 2,1), seit dem Mittelhochdeutschen formelhaft mit früh verbunden, im Sinne von ›stets, den ganzen Tag‹: muß… laufen früh und spat (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,3112), von früh bis spät;
1.2 bezogen auf den Jahresverlauf, Gegensatz früh: Laub das spat reyset oder abfalt, spats opß [spätes Obst] (L200 Josua Maaler), im späten Sommer (L033 Joachim Heinrich Campe), Spätsommer, Spätherbst (L033 Joachim Heinrich Campe);
1.3 auf Lebensjahre bezogen ›alt‹, Gegensatz "jung": rechte Erfahrung kommt erst in spaten Jahren (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), spöttisch spätes Mädchen (L320 Trübner) veraltet von der unverheirateten reifen Frau; allgemeiner
2 zur Bezeichnung eines zeitlichen Endes, mit (mittelhochdeutsch adverbial) und ohne "zu" häufig, um einen verfehlten Zeitpunkt zu bezeichnen: zu spat kommen (L169 Matthias Kramer), es ist zu spat (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), so auch zum Ausdruck von Besorgnis wer weis ob es nicht morgen zu spat sey? (17. Jahrhundert; L059 DWb); spät zur Einsicht kommen (L033 Joachim Heinrich Campe), Das ist nun zu spät (ebenda), im ⇓ "S074" geflügelten Wort Spät kommt ihr, doch ihr kommt (A222 Friedrich Schiller, Piccolomini 1,1), im Komparativ ›irgendwann bestimmt‹, bei L169 Matthias Kramer im Positiv du wirsts fruh oder spat erfahren; wohl erst neuer
3 im Sinn einer Epochenbezeichnung der späte Goethe auf die letzte Phase seiner Schaffenszeit bezogen, im Komparativ das alterthum… ganz anders als die spätere zeit(J.Grimm; L059 DWb) ›die auf das Altertum folgende Zeit‹, das späte Barock, Spätgotik (L320 Trübner), Spätzeit;
4 zur Bezeichnung von Nachzeitigkeit spate nachkomner (L200 Josua Maaler) ›auf uns folgende Generationen‹. Substantivisch als Dichter- bzw. Gesellschaftsname: Teutscher Sprachschatz / … / in vielen Jahren gesamlet / von dem / Spaten [d. h. Kaspar Stieler] (1691). ↑ "verspäten".
Spätheimkehrer ⇓ "S144" ⇓ "S149" (um 1948) ›lange nach Kriegsende aus Gefangenschaft Zurückgekommener‹;
Spätlese (1867) zur Bezeichnung der Tätigkeit und des Produkts, eine Speculation auf die Spätlese zu wagen(F.Heyl, Gartenlaube 15,696a);
Spätzündung im 1.Weltkrieg ⇓ "S202" soldatensprachlich; heute auf die Explosion in Verbrennungsmotoren bezogen; umgangssprachlich wohl vom verspäteten Zeitzünder aufs Verstehen übertragen, dazu Spätzünder;
Spätling (A180 Martin Luther); zunächst ›spätgeborenes Lamm‹ (1.Mose 30,42), dann auch von Früchten, besonders Äpfeln; von Menschen: die Freude der Eltern über den holden Spätling (A197 Johann Karl August Musäus, Volksmärchen, Chronica; 3,14); heute zumeist von dichterischen Werken: spätling… die von deinem ruhm geweyhten lieder (J.Ch.Günther; L059 DWb).
1.1 auf den Tagesablauf bezogen, Gegensatz "früh": es ist schon spat (L169 Matthias Kramer), spät zu Bette gehen… aufstehen… speisen (L003 Johann Christoph Adelung 1780), die späte Abendsonne (ebenda), in diesem Sinn auch ein später Gast, der zur fortgeschrittenen Abendstunde eintrifft; in der Frage Wie spät ist's, Bursche? (A222 Friedrich Schiller, Macbeth 2,1), seit dem Mittelhochdeutschen formelhaft mit früh verbunden, im Sinne von ›stets, den ganzen Tag‹: muß… laufen früh und spat (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,3112), von früh bis spät;
1.2 bezogen auf den Jahresverlauf, Gegensatz früh: Laub das spat reyset oder abfalt, spats opß [spätes Obst] (L200 Josua Maaler), im späten Sommer (L033 Joachim Heinrich Campe), Spätsommer, Spätherbst (L033 Joachim Heinrich Campe);
1.3 auf Lebensjahre bezogen ›alt‹, Gegensatz "jung": rechte Erfahrung kommt erst in spaten Jahren (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), spöttisch spätes Mädchen (L320 Trübner) veraltet von der unverheirateten reifen Frau; allgemeiner
2 zur Bezeichnung eines zeitlichen Endes, mit (mittelhochdeutsch adverbial) und ohne "zu" häufig, um einen verfehlten Zeitpunkt zu bezeichnen: zu spat kommen (L169 Matthias Kramer), es ist zu spat (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), so auch zum Ausdruck von Besorgnis wer weis ob es nicht morgen zu spat sey? (17. Jahrhundert; L059 DWb); spät zur Einsicht kommen (L033 Joachim Heinrich Campe), Das ist nun zu spät (ebenda), im ⇓ "S074" geflügelten Wort Spät kommt ihr, doch ihr kommt (A222 Friedrich Schiller, Piccolomini 1,1), im Komparativ ›irgendwann bestimmt‹, bei L169 Matthias Kramer im Positiv du wirsts fruh oder spat erfahren; wohl erst neuer
3 im Sinn einer Epochenbezeichnung der späte Goethe auf die letzte Phase seiner Schaffenszeit bezogen, im Komparativ das alterthum… ganz anders als die spätere zeit(J.Grimm; L059 DWb) ›die auf das Altertum folgende Zeit‹, das späte Barock, Spätgotik (L320 Trübner), Spätzeit;
4 zur Bezeichnung von Nachzeitigkeit spate nachkomner (L200 Josua Maaler) ›auf uns folgende Generationen‹. Substantivisch als Dichter- bzw. Gesellschaftsname: Teutscher Sprachschatz / … / in vielen Jahren gesamlet / von dem / Spaten [d. h. Kaspar Stieler] (1691). ↑ "verspäten".
Spätheimkehrer ⇓ "S144" ⇓ "S149" (um 1948) ›lange nach Kriegsende aus Gefangenschaft Zurückgekommener‹;
Spätlese (1867) zur Bezeichnung der Tätigkeit und des Produkts, eine Speculation auf die Spätlese zu wagen(F.Heyl, Gartenlaube 15,696a);
Spätzündung im 1.Weltkrieg ⇓ "S202" soldatensprachlich; heute auf die Explosion in Verbrennungsmotoren bezogen; umgangssprachlich wohl vom verspäteten Zeitzünder aufs Verstehen übertragen, dazu Spätzünder;
Spätling (A180 Martin Luther); zunächst ›spätgeborenes Lamm‹ (1.Mose 30,42), dann auch von Früchten, besonders Äpfeln; von Menschen: die Freude der Eltern über den holden Spätling (A197 Johann Karl August Musäus, Volksmärchen, Chronica; 3,14); heute zumeist von dichterischen Werken: spätling… die von deinem ruhm geweyhten lieder (J.Ch.Günther; L059 DWb).