Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
spannen
ahd. spannan, altgermanisch (engl. span), verwandt mit ↑ "Spange", ursprünglich stark (reduplizierend), am längsten im Partizip gespannen; das Kausativum mhd. spenen (altnord. spenna) ist wieder mit spannen zusammengefallen; transitiv, zunächst1.1 ›straffen‹, seit dem Althochdeutschen auf den Bogen bezogen, dazu ↑ "überspannen", dann auch von Feuerwaffen: Büchse spannen (L308 Kaspar Stieler), den Hahn spannen (L003 Johann Christoph Adelung 1780), auf Zugtiere bezogen (nach dem Straffen des Geschirrs) spannen das Vieh an den Wagen, daß es ziehen soll (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), dazu vorspannen, ⇑ "abspannen", "anspannen", "ausspannen", "einspannen", übertragen die Heiden wie Zugvieh vor ihre Wagen gespannt (A222 Friedrich Schiller, Räuber 2,3),
⊚ einen in den/ vor seinen Karren spannen ›zu einer Arbeit ausnutzen‹ (Wieland; L059 DWb); allgemeiner ein Seil spannen, wenn die saite aufs höheste gespannet ist, so zerspringet sie gerne (Luther; L059 DWb), ↑ "gespannt", dazu seit dem 18. Jahrhundert (L003 Johann Christoph Adelung 1780) veraltet Span (mhd. ) ›Zwist‹; daran anschließend auf den menschlichen Körper bezogen die Sehnen spannen (mhd. ), Nerven spannen (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), dazu ↑ "entspannen"; übertragen seit dem 18. Jahrhundert zur Bezeichnung gesteigerter Konzentration deine aufmerksamkeit… nicht deine phantasie sollte jetzt gespannt sein (Jean Paul; L059 DWb), auch als ereignis spannt es mir weniger die erwartung(Schleiermacher; L059 DWb), dazu intransitiv spannt er still und hoffnungsvoll, / Viel Beute zu erlangen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Fischerin); von den Augen ›neugierig schauen‹ (Ganghofer; L320 Trübner), heute umgangssprachlich auf den nach erotischen Einblicken suchenden Voyeur bezogen, dazu umgangssprachlich intransitiv
⊚ auf etwas spannen (mhd. ) ›begierig auf etwas sein‹: sie schien auf ganz Entscheidendes zu spannen (Mörike); seit dem 18. Jahrhundert das Partizip Prät. auf etwas gespannt seyn (L169 Matthias Kramer), das Partizip Präsens seit dem 19. Jahrhundert auf Geschriebenes bezogen ›fesselnd‹: in ihrer Geschichte stecken bleiben, wo diese am spannendsten wurde (1853 Ludwig; L320 Trübner), umgangssprachlich in der ungeduldigen Aufforderung mach's nicht so spannend, wenn jemand weitschweifig wird; mit dem Begriff des Zusammenziehens
1.2 ⇓ "S220" technisch ›fesseln, festklemmen‹: etwas in den Schraubstock spannen (L144 Johann Karl Gottfried Jacobsson 1784), von der Strafe auf die Folter spannen (L308 Kaspar Stieler), übertragen auf die folter der prüfung gespannt (Gotter; L059 DWb), abgeblaßt ›neugierig machen‹, so auch die neugier auf die folter spannen(L059 DWb); mit dem Begriff der Ausdehnung
1.3 ein Zelt (mhd. ), Tuch spannen, ein Gewölbe spannen(L033 Joachim Heinrich Campe), neuer reflexiv (L320 Trübner) eine Brücke spannt sich über den Fluß, dazu bespannen, ↑ "aufspannen"; im Sinne von ›zu eng sein‹ die beinkleider spannten, wo es nicht gehörig war (Anzengruber; L059 DWb), auch die Haut spannt nach einer Verletzung, nach dem Sonnenbad.
Spannkraft ⇓ "S123" Lehnschöpfung »bey einigen ein Nahme der Elasticität, wofür doch Schnellkraft üblicher ist« (L003 Johann Christoph Adelung 1780), auf den physischen Zustand bezogen ich hatte noch jugendliche spannkraft (Wackenroder; L059 DWb), abstrakt die Spannkraft des Endlichen läßt nach(A222 Friedrich Schiller, Räuber 4,5);
Spannweite (1876ff.; L059 DWb); zunächst ⇓ "S220" technisch Spannweite einer Brücke, heute vor allem auf die ausgebreiteten Flügel von Vögeln bezogen (auch auf Flugzeuge); übertragen die Spannweite seines Geistes (1896ff.; L059 DWb);
Spanne ahd. spanna, ›ausgespannte Hand‹: wer fasset den Himmel mit der Spanne (Luther), auch ›Maß der ausgespannten Hand‹; übertragen, zum Ausdruck eines geringen Umfangs will ich keine spanne weichen (Rückert; L059 DWb), als Zeitbegriff eine kurze Spanne Zeit (Hölty); seit früherem 20. Jahrhundert kaufmannssprachlich auch ›Preisunterschied‹: die Spanne… zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis (L379 Duden, Stilwörterbuch 1934), dazu Gewinnspanne, Preisspanne, Verdienstspanne (L320 Trübner);
Spann Mask. , frühneuhochdeutsch zu spannen(1.1) von Zugtieren, dazu Hand- und Spanndienste ›dem Gutsherrn oder der Kirche zu leisten‹, ↑ "Vorspann"; seit dem 18. Jahrhundert zu spannen(1.3) »der vordere erhabene Theil des menschlichen Fußes, zu dessen beiden Seiten sich die Knöchel befinden« (L003 Johann Christoph Adelung 1780), auch "Rist", schwäbisch "Reihen" (L171 Paul Kretschmer 467f.);
Spannung (L169 Matthias Kramer 1678); zunächst
1 ›Zwist, Streit‹: die spannung mit Österreich(Prutz; L059 DWb), dazu »in jüngster Zeit« Spannungsfeld, spannungsgeladen »besonders in Übertragung auf politische Zustände« (L320 Trübner 1955); daneben
2.1 konkret Spannung des Bogens (L308 Kaspar Stieler), der Nerven (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), dazu seit Mitte des 19. Jahrhunderts
2.2 ›Ladungsdifferenz zwischen elektrischen Polen‹ (1854ff.; L264 Daniel Sanders); dann auch aus (2.1) übertragen
3.1 »ein Zustand da das Gemuth gespannt ist, die Krafte desselben angestrengt sind« (L033 Joachim Heinrich Campe 1810): kam seine Seele wieder in Spannung(Freytag; L320 Trübner), so in der Psychoanalyse daß die Lebenstriebe… Spannungen mit sich bringen, deren Erledigung als Lust empfunden wird (S.A063 Sigmund Freud, III,271); seit Anfang des 19. Jahrhunderts häufig auf literarische Werke bezogen die erfundene Spannung einer Novelle(Hauff); speziell
3.2 ›große Erwartung‹ mit großer Spannung zuhoren (L033 Joachim Heinrich Campe), in höchster spannung(F.Th.Vischer; L059 DWb), Die Spannung auf die unmittelbar bevorstehende Begegnung mit dem Präfekten… wurde durch das Warten von Augenblick zu Augenblick erhöht (A154 Hermann Kasack, Stadt 26).
⊚ einen in den/ vor seinen Karren spannen ›zu einer Arbeit ausnutzen‹ (Wieland; L059 DWb); allgemeiner ein Seil spannen, wenn die saite aufs höheste gespannet ist, so zerspringet sie gerne (Luther; L059 DWb), ↑ "gespannt", dazu seit dem 18. Jahrhundert (L003 Johann Christoph Adelung 1780) veraltet Span (mhd. ) ›Zwist‹; daran anschließend auf den menschlichen Körper bezogen die Sehnen spannen (mhd. ), Nerven spannen (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), dazu ↑ "entspannen"; übertragen seit dem 18. Jahrhundert zur Bezeichnung gesteigerter Konzentration deine aufmerksamkeit… nicht deine phantasie sollte jetzt gespannt sein (Jean Paul; L059 DWb), auch als ereignis spannt es mir weniger die erwartung(Schleiermacher; L059 DWb), dazu intransitiv spannt er still und hoffnungsvoll, / Viel Beute zu erlangen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Fischerin); von den Augen ›neugierig schauen‹ (Ganghofer; L320 Trübner), heute umgangssprachlich auf den nach erotischen Einblicken suchenden Voyeur bezogen, dazu umgangssprachlich intransitiv
⊚ auf etwas spannen (mhd. ) ›begierig auf etwas sein‹: sie schien auf ganz Entscheidendes zu spannen (Mörike); seit dem 18. Jahrhundert das Partizip Prät. auf etwas gespannt seyn (L169 Matthias Kramer), das Partizip Präsens seit dem 19. Jahrhundert auf Geschriebenes bezogen ›fesselnd‹: in ihrer Geschichte stecken bleiben, wo diese am spannendsten wurde (1853 Ludwig; L320 Trübner), umgangssprachlich in der ungeduldigen Aufforderung mach's nicht so spannend, wenn jemand weitschweifig wird; mit dem Begriff des Zusammenziehens
1.2 ⇓ "S220" technisch ›fesseln, festklemmen‹: etwas in den Schraubstock spannen (L144 Johann Karl Gottfried Jacobsson 1784), von der Strafe auf die Folter spannen (L308 Kaspar Stieler), übertragen auf die folter der prüfung gespannt (Gotter; L059 DWb), abgeblaßt ›neugierig machen‹, so auch die neugier auf die folter spannen(L059 DWb); mit dem Begriff der Ausdehnung
1.3 ein Zelt (mhd. ), Tuch spannen, ein Gewölbe spannen(L033 Joachim Heinrich Campe), neuer reflexiv (L320 Trübner) eine Brücke spannt sich über den Fluß, dazu bespannen, ↑ "aufspannen"; im Sinne von ›zu eng sein‹ die beinkleider spannten, wo es nicht gehörig war (Anzengruber; L059 DWb), auch die Haut spannt nach einer Verletzung, nach dem Sonnenbad.
Spannkraft ⇓ "S123" Lehnschöpfung »bey einigen ein Nahme der Elasticität, wofür doch Schnellkraft üblicher ist« (L003 Johann Christoph Adelung 1780), auf den physischen Zustand bezogen ich hatte noch jugendliche spannkraft (Wackenroder; L059 DWb), abstrakt die Spannkraft des Endlichen läßt nach(A222 Friedrich Schiller, Räuber 4,5);
Spannweite (1876ff.; L059 DWb); zunächst ⇓ "S220" technisch Spannweite einer Brücke, heute vor allem auf die ausgebreiteten Flügel von Vögeln bezogen (auch auf Flugzeuge); übertragen die Spannweite seines Geistes (1896ff.; L059 DWb);
Spanne ahd. spanna, ›ausgespannte Hand‹: wer fasset den Himmel mit der Spanne (Luther), auch ›Maß der ausgespannten Hand‹; übertragen, zum Ausdruck eines geringen Umfangs will ich keine spanne weichen (Rückert; L059 DWb), als Zeitbegriff eine kurze Spanne Zeit (Hölty); seit früherem 20. Jahrhundert kaufmannssprachlich auch ›Preisunterschied‹: die Spanne… zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis (L379 Duden, Stilwörterbuch 1934), dazu Gewinnspanne, Preisspanne, Verdienstspanne (L320 Trübner);
Spann Mask. , frühneuhochdeutsch zu spannen(1.1) von Zugtieren, dazu Hand- und Spanndienste ›dem Gutsherrn oder der Kirche zu leisten‹, ↑ "Vorspann"; seit dem 18. Jahrhundert zu spannen(1.3) »der vordere erhabene Theil des menschlichen Fußes, zu dessen beiden Seiten sich die Knöchel befinden« (L003 Johann Christoph Adelung 1780), auch "Rist", schwäbisch "Reihen" (L171 Paul Kretschmer 467f.);
Spannung (L169 Matthias Kramer 1678); zunächst
1 ›Zwist, Streit‹: die spannung mit Österreich(Prutz; L059 DWb), dazu »in jüngster Zeit« Spannungsfeld, spannungsgeladen »besonders in Übertragung auf politische Zustände« (L320 Trübner 1955); daneben
2.1 konkret Spannung des Bogens (L308 Kaspar Stieler), der Nerven (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), dazu seit Mitte des 19. Jahrhunderts
2.2 ›Ladungsdifferenz zwischen elektrischen Polen‹ (1854ff.; L264 Daniel Sanders); dann auch aus (2.1) übertragen
3.1 »ein Zustand da das Gemuth gespannt ist, die Krafte desselben angestrengt sind« (L033 Joachim Heinrich Campe 1810): kam seine Seele wieder in Spannung(Freytag; L320 Trübner), so in der Psychoanalyse daß die Lebenstriebe… Spannungen mit sich bringen, deren Erledigung als Lust empfunden wird (S.A063 Sigmund Freud, III,271); seit Anfang des 19. Jahrhunderts häufig auf literarische Werke bezogen die erfundene Spannung einer Novelle(Hauff); speziell
3.2 ›große Erwartung‹ mit großer Spannung zuhoren (L033 Joachim Heinrich Campe), in höchster spannung(F.Th.Vischer; L059 DWb), Die Spannung auf die unmittelbar bevorstehende Begegnung mit dem Präfekten… wurde durch das Warten von Augenblick zu Augenblick erhöht (A154 Hermann Kasack, Stadt 26).