Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Sieg
ahd. sigu, sig, mhd. sige, gemeingermanisch (got. sigis, altnord. sigr); ›Überwindung des Gegners‹, zunächst ⇓ "S136" militärisch blutiger… unblutiger Sieg (L308 Kaspar Stieler), in typischen Verbverbindungen den Sieg darvon tragen (L308 Kaspar Stieler), erfechten (L003 Johann Christoph Adelung 1780), beim sportlichen Wettkampf Sieg in den olympischen Spielen (L264 Daniel Sanders) u.ä.; präpositional mit über (vgl. L059 DWb); auf Abstrakta bezogen und allgemeiner Sieg der Diplomatie (L264 Daniel Sanders); mit Heil verbunden ⇓ "S145" nationalsozialistischer »ritualisierter Antwortruf oder, meist dreimaliger, Wechselruf« (L281 Cornelia Schmitz-Berning), häufig auf Massenversammlungen: starker Beifall, Sprechchöre: ›Sieg Heil!‹, ›Wir grüßen unsern Führer!‹ (Sportpalastrede Goebbels 18.2.1943; zitiert nach H.Heiber, Goebbels Reden 1972,172ff.), ↑ "Endsieg"; in ethischer Deutung eyn frölicher sieg und uberwindung (Luther; L059 DWb), die schöne Spur / Zu seiner Tugend schwerem Siege (A131 Friedrich Hölderlin, Schicksaal),⊚ Sieg der Vernunft.
Pyrrhussieg (L218 Muret/ Sanders 1910) ⇓ "S055" »Erfolg, der, wie der Sieg des Pyrrhus über die Römer 279 v.Chr.., mit großen Verlusten errungen ist« (ebenda), vgl. L027 Büchmann, bildungssprachlich; Der Wahlerfolg… könnte sich… als ein Pyrrhussieg entpuppen (L099 3GWb).
sieghaft (ahd. sigihaft) in der älteren Sprache sehr üblich: die Sieghaften, die im Rücken keinen Feind mehr vermuten konnten (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Dichtung und Wahrheit 26,209,24), jetzt gehoben für
siegreich (mhd. sigeriche);
siegen (ahd. ubarsiginon); im Partizip Präsens: bei Marathon dort, wo die Knaben / Siegend starben (A131 Friedrich Hölderlin, Der Archipelagus), präpositional mit über; dazu besiegen, obsiegen;
Sieger mhd. segere, seit dem Frühneuhochdeutschen weiter verbreitet; in der Klassik häufig mit Objektsgenitiv: des Dragoniten sieger (Klopstock; L059 DWb), der sieger Asiens (Lichtwer; L059 DWb), heute auch ohne nähere Bestimmung vom Erfolgreichen: Ich Idiot wollte immer der Sieger sein (A208 Ulrich Plenzdorf, Leiden 147); häufig in der festen Wendung
⊚ Sieger und Besiegte (Freiligrath; L059 DWb); besonders häufig nach den Kriegen und Umbrüchen des 20. Jahrhunderts, vgl. Siegerstaaten (nach 1918), auf die nationalsozialistische Herrschaft bezogen aus der Sicht des erbitterten Opfers: Sprache des Siegers… man spricht sie nicht ungestraft (L158 Victor Klemperer, LTI 212), ⇓ "S144" nach 1945 Russisch, französisch, englisch, amerikanisch. Vier Siegernationen –vier Besatzungsgrenzen(R.Andreas-Friedrich, Schauplatz 75), wiederaufgenommen ⇓ "S231" nach 1989/ 90: Bei den Gesprächen zwischen Kohl und Modrow wurde nun die bedingungslose Kapitulation verlangt. Der Sieger diktiert dem Besiegten die Bedingungen (1990; L131 H/ S/ T 370); vgl. dazu die ⇓ "S149" neue Zusammensetzung
Siegerjustiz (Zeit 16.8.1985), seit Anfang der 1990er Jahre auf die Behandlung von DDR-Verbrechen durch die Justiz der BRD, dann auch auf die Zeit nach 1945 (besonders die Nürnberger Prozesse) bezogen.
Kantersieg ⇓ "S205" ›müheloser und (meist) deutlicher Sieg einer Mannschaft in Wettkämpfen, besonders in Ballsportarten‹, Kompositum aus dt. Sieg und engl. canter ›kurzer Galopp von Pferden‹ (L266 Daniel Sanders FWb (to win in a canter), Ungarns Verbandstrainer… strahlt nach dem Kantersieg gegen die Schweiz (Mannheimer Morgen 31.10.1959; L010 AWb).
Pyrrhussieg (L218 Muret/ Sanders 1910) ⇓ "S055" »Erfolg, der, wie der Sieg des Pyrrhus über die Römer 279 v.Chr.., mit großen Verlusten errungen ist« (ebenda), vgl. L027 Büchmann, bildungssprachlich; Der Wahlerfolg… könnte sich… als ein Pyrrhussieg entpuppen (L099 3GWb).
sieghaft (ahd. sigihaft) in der älteren Sprache sehr üblich: die Sieghaften, die im Rücken keinen Feind mehr vermuten konnten (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Dichtung und Wahrheit 26,209,24), jetzt gehoben für
siegreich (mhd. sigeriche);
siegen (ahd. ubarsiginon); im Partizip Präsens: bei Marathon dort, wo die Knaben / Siegend starben (A131 Friedrich Hölderlin, Der Archipelagus), präpositional mit über; dazu besiegen, obsiegen;
Sieger mhd. segere, seit dem Frühneuhochdeutschen weiter verbreitet; in der Klassik häufig mit Objektsgenitiv: des Dragoniten sieger (Klopstock; L059 DWb), der sieger Asiens (Lichtwer; L059 DWb), heute auch ohne nähere Bestimmung vom Erfolgreichen: Ich Idiot wollte immer der Sieger sein (A208 Ulrich Plenzdorf, Leiden 147); häufig in der festen Wendung
⊚ Sieger und Besiegte (Freiligrath; L059 DWb); besonders häufig nach den Kriegen und Umbrüchen des 20. Jahrhunderts, vgl. Siegerstaaten (nach 1918), auf die nationalsozialistische Herrschaft bezogen aus der Sicht des erbitterten Opfers: Sprache des Siegers… man spricht sie nicht ungestraft (L158 Victor Klemperer, LTI 212), ⇓ "S144" nach 1945 Russisch, französisch, englisch, amerikanisch. Vier Siegernationen –vier Besatzungsgrenzen(R.Andreas-Friedrich, Schauplatz 75), wiederaufgenommen ⇓ "S231" nach 1989/ 90: Bei den Gesprächen zwischen Kohl und Modrow wurde nun die bedingungslose Kapitulation verlangt. Der Sieger diktiert dem Besiegten die Bedingungen (1990; L131 H/ S/ T 370); vgl. dazu die ⇓ "S149" neue Zusammensetzung
Siegerjustiz (Zeit 16.8.1985), seit Anfang der 1990er Jahre auf die Behandlung von DDR-Verbrechen durch die Justiz der BRD, dann auch auf die Zeit nach 1945 (besonders die Nürnberger Prozesse) bezogen.
Kantersieg ⇓ "S205" ›müheloser und (meist) deutlicher Sieg einer Mannschaft in Wettkämpfen, besonders in Ballsportarten‹, Kompositum aus dt. Sieg und engl. canter ›kurzer Galopp von Pferden‹ (L266 Daniel Sanders FWb (to win in a canter), Ungarns Verbandstrainer… strahlt nach dem Kantersieg gegen die Schweiz (Mannheimer Morgen 31.10.1959; L010 AWb).