Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
sieben
⇢ "Sieb"2"S087" got./ ahd. sibun, mhd. siben, indogermanisches Zahlwort (engl. seven, griech. heptá, lat. septem); unter mythologischem und biblischem Einfluß und siehe da! Ursprünglich sieben Götter, die Urkräfte der Welt (A121 Johann Gottfried Herder, Älteste Urkunde des Menschengeschlechts; 6,347), Vnd segnete den siebenden Tag und heiliget jn (A180 Martin Luther, 1.Mose 2,3), Siebente Einsamkeit! (A200 Friedrich Nietzsche, Die Sonne sinkt), ein Buch mit sieben Siegeln (↑ "Buch"), ⇓ "S001" als magische Zahl vielfach belegt, vor allem im Märchen: syben auff ein streich zu todt geschlagen (16. Jahrhundert; L059 DWb), Der Wolf und die sieben jungen Geißlein, Die sieben Raben, Die sieben Schwaben (Brüder A087 Jacob und Wilhelm Grimm, Märchentitel); als geographische Bezeichnung die sieben Berge (L169 Matthias Kramer), Siebenbürgen (mhd. ); nach lat. septem artes liberales: die sieben freien Künste im Mittelalter, mittelniederdt. en mester an den seven kunsten (L275 Karl Schiller/ L275 August Lübben), medizinisch seit dem Mittelhochdeutschen die sieben Sinne (vgl. L059 DWb); daneben auch umgangssprachlich seine sieben SachenHabseligkeiten‹, zusammengeschrieben
Siebensachen (L169 Matthias Kramer), zuerst bezeugt 1624 (vgl. L059 DWb), auch ⇓ "S064" verhüllend ›Genitalia‹: Zum Willkomm tappt Ihr dann nach allen Siebensachen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,2031); im Märchen
Siebenmeilenstiefel (1770 ⇓ "S124" Lehnübersetzung von franz. bottes de sept lieues, A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust II,10067f.): Siebenmeilenstiefeln… wenn man damit sieben Schritte tat, so war man eine Meile gegangen (L.A005 Ludwig Bechstein, Däumling 162), übertragen zur Bezeichnung von Schnelligkeit: schreiten… in unsern siebenmeilenstiefel… gerade auf die ewigkeit los (Eichendorff; L059 DWb);
Siebenschläfer
1"S001" nach einer mittelalterlichen Legende umgangssprachlich für den 27.Juni, mittelhochdeutsch noch unfest und im Plural von den siben slafæren (vgl. L059 DWb), vor allem in der Bauernregel (vgl. L333 Karl Friedrich Wilhelm Wander 4,555); übertragen ⇓ "S206" »ein Spott-Wort, womit man einen der zu lang schlafft belegt« (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch);
2 seit dem 18. Jahrhundert ⇓ "S038" biologisch »eine Art Ratzen« (L003 Johann Christoph Adelung 1780), ›Haselmaus, Bilchmaus‹; s. L140 HWDA.
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