Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
sicher
ahd. sihhur, früh entlehnt ins Westgermanische (engl. sicker) < lat. securus, spätlat. sicurus als Rechtswort ›frei von Schuld, Verpflichtung und Strafe‹, dann ›geschützt, unbesorgt, zuverlässig‹;1 ›frei von Gefahr‹: Gott ist mein Heil / ich bin sicher / vnd fürchte mich nicht (A180 Martin Luther, Jesaja 12,2), Nirgends sicher seyn (L003 Johann Christoph Adelung 1780), dann auch auf nichtpersonale Gegenstände bezogen, für die Gefahr vorhanden sein kann, insofern eine Person ein Interesse an ihnen hat: Sichere ort / da kein gefaar nit ist (L200 Josua Maaler), sicheres Haus, Kapital, sichere Straße; das Bedrohende wird gewöhnlich mit vorangeknüpft: ir sult vor schaden sicher sin (Iwein; L059 DWb), sicher vor Regen, Diebstahl usw., auch mit gegen; dasjenige, in bezug worauf man ohne Besorgnis oder Gefahr ist, steht im Genitiv: Nacht vnd tag wirstu… deines Lebens nicht sicher sein (A180 Martin Luther, 5.Mose 28,66), mhd. des lebens sicher sin (L059 DWb), des Erfolges, der Liebe seiner Frau sicher; ungewöhnlich wir sind von keinem Männerherzen sicher (Goethe);
⊚ sicher ist sicher (L059 DWb), substantivisch Nummer Sicher, zuerst vom Spiel (vgl. L293 Karl Simrock), übertragen umgangssprachlich ›Gefängnis‹: sie haben ihn nach nummer sicher gebracht (L059 DWb);
2 die Bedeutung ›ohne Sorge in bezug auf etwas‹ weiterentwickelt zu ›ohne Zweifel in bezug auf etwas Geschehenes oder noch Bevorstehendes‹, ›gewiß‹: ich bin dessen, meiner Sache sicher; sicher, daß er kommen wird; häufig verstärkend das ist sicher (das steht sicher; L059 DWb); verkürzt, besonders in der gesprochenen Sprache: Sicher / Es ist jm also (L200 Josua Maaler), Pontus… sprach: sicher, das pferdt gib ich eüch nit (1498; L059 DWb), auch konzessiv: sicher, da magst du recht haben; als Bezeichnung einer bleibenden Eigenschaft seit dem 18. Jahrhundert ›nicht leicht irrend oder fehlend‹: Eine sichere Hand (L003 Johann Christoph Adelung 1780), ein sicheres Urteil, vom gesellschaftlichen Verhalten: sicheres Auftreten, Benehmen (L059 DWb); es wird dann auch der Gegenstand sicher genannt, in bezug auf den kein Zweifel vorhanden ist: sichere Nachricht, Ein sicherer Beweis (L003 Johann Christoph Adelung 1780), es ist sicher, daß sie kommt, adverbial sie wird sicher kommen. G.Zifonun, DS 10,33ff.;
3 landschaftlich ›gewiß(4)‹ (franz. certain): ein sicherer Freund in Halberstadt(Lessing), eine sichere Anzahl Bienenstöcke (Möser). Entsprechend
Sicherheit (ahd. sihhurheit); in festen Verbindungen: sein Gut in Sicherheit bringen (L169 Matthias Kramer), zuflucht und sicherheit bieten (19. Jahrhundert; L059 DWb), Hier ruhe aus, lieber Kleiner! Du bist in Sicherheit (A222 Friedrich Schiller, Fiesko 5,8); heute phrasenhaft ich stelle meine Behauptung… mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf (J.A006 Jurek Becker, Lügner 92), auch Bezeichnung des höchsten Wahrscheinlichkeitsgrads in wissenschaftlichen Gutachten; nach mittelhochdeutsch ›Rechtsschutz‹ – des biute ich mine sicherheit (L059 DWb) – speziell ›Gewähr für Zahlung einer Schuld‹ Sicherheit geben, stellen (L003 Johann Christoph Adelung 1780), heute häufig im Plural (L097 GWb); heute bei zunehmendem Sicherheitsdenken (sic) häufig Bestimmungswort: Sicherheitsbestimmung, Sicherheitsdebatte, Sicherheitsdiskette, Sicherheitsfaktor, Sicherheitsgarantie, Sicherheitsgurt, Sicherheitskopie, Sicherheitsrisiko, Sicherheitsvorkehrung; L086 GG5;
sicherlich Adverb ahd. sihhurlihho, mhd. sicherliche, bis ins 17. Jahrhundert auch adjektivisch; seit dem Mittelhochdeutschen häufig verstärkend sicherlich on zweyfel (L200 Josua Maaler), auch verkürzt sicherlich, ich komme (L059 DWb);
sichern ahd. sihhuron; ursprünglich wie sicher Rechtsausdruck, mittelhochdeutsch ›jmdm. etwas verbürgen‹, so noch bei A222 Friedrich Schiller: weil ihr mich meines Lebens habt gesichert (Tell 3,3); noch bis ins 18. Jahrhundert zu sicher(2) ›versichern, geloben‹: wer sichert Sie… ? (Schiller); seit dem Frühneuhochdeutschen dann allgemein im Anschluß an sicher(1)
1 ›(vor Gefahr) schützen‹, zumeist präpositional mit vor: si sichert… vor der vinster des ewigen todes(Konrad von Megenberg; L059 DWb), intransitiv speziell ⇓ "S100" jägersprachlich »wenn wild.. die gegend.. sorgfältig durchspürt« (1838; L059 DWb), so dann auch militärisch; seit Erfindung der »Sicherheitsflinte des Hrn. Regnier« (L144 Johann Karl Gottfried Jacobsson 1794) ›den Abzug von Schußwaffen blockieren‹; im Verlauf des 19. Jahrhunderts weitere Abschwächung, ›erhalten‹, ›gewährleisten‹: sein Eigenthum sichern (L033 Joachim Heinrich Campe), den Frieden sichern; in der ⇓ "S043" EDV ›Daten vor Verlust bewahren‹: In der modernen DVA [Datenverarbeitung] ist das Sichern von Speicherbereichen… erforderlich (L238 Gerhard Paulin 1967,50); ›den Besitz von etwas erreichen‹ Einem etwas sichern (L264 Daniel Sanders), sich einen Platz im Theater sichern, häufig im Partizip Prät. ›ungefährdet‹: in gesicherten verhältnissen leben (L059 DWb), ein gesicherter Arbeitsplatz; heute auch
2 ›feststellen‹, häufig im Partizip Prät. im Sinne von ›(wissenschaftlich) erwiesen‹: gesicherte Erkenntnisse, im Kriminalwesen Spuren sichern (L337 WdG); entsprechend
Sicherung mhd. sicherunge; ursprünglich ›Bürgschaft, Sicherstellung‹, dann auch ⇓ "S136" militärisch und Ende des 19. Jahrhunderts ⇓ "S220" technisch: Sicherung an Schußwaffen; Anfang des 20. Jahrhunderts elektrische Sicherung, in der umgangssprachlichen Wendung die Sicherung ist durchgeknallt ›herausgesprungen‹, übertragen auf unbeherrschtes menschliches Verhalten
⊚ ihm/ ihr brennt die Sicherung durch (1920ff.; L177 Heinz Küpper).
⊚ sicher ist sicher (L059 DWb), substantivisch Nummer Sicher, zuerst vom Spiel (vgl. L293 Karl Simrock), übertragen umgangssprachlich ›Gefängnis‹: sie haben ihn nach nummer sicher gebracht (L059 DWb);
2 die Bedeutung ›ohne Sorge in bezug auf etwas‹ weiterentwickelt zu ›ohne Zweifel in bezug auf etwas Geschehenes oder noch Bevorstehendes‹, ›gewiß‹: ich bin dessen, meiner Sache sicher; sicher, daß er kommen wird; häufig verstärkend das ist sicher (das steht sicher; L059 DWb); verkürzt, besonders in der gesprochenen Sprache: Sicher / Es ist jm also (L200 Josua Maaler), Pontus… sprach: sicher, das pferdt gib ich eüch nit (1498; L059 DWb), auch konzessiv: sicher, da magst du recht haben; als Bezeichnung einer bleibenden Eigenschaft seit dem 18. Jahrhundert ›nicht leicht irrend oder fehlend‹: Eine sichere Hand (L003 Johann Christoph Adelung 1780), ein sicheres Urteil, vom gesellschaftlichen Verhalten: sicheres Auftreten, Benehmen (L059 DWb); es wird dann auch der Gegenstand sicher genannt, in bezug auf den kein Zweifel vorhanden ist: sichere Nachricht, Ein sicherer Beweis (L003 Johann Christoph Adelung 1780), es ist sicher, daß sie kommt, adverbial sie wird sicher kommen. G.Zifonun, DS 10,33ff.;
3 landschaftlich ›gewiß(4)‹ (franz. certain): ein sicherer Freund in Halberstadt(Lessing), eine sichere Anzahl Bienenstöcke (Möser). Entsprechend
Sicherheit (ahd. sihhurheit); in festen Verbindungen: sein Gut in Sicherheit bringen (L169 Matthias Kramer), zuflucht und sicherheit bieten (19. Jahrhundert; L059 DWb), Hier ruhe aus, lieber Kleiner! Du bist in Sicherheit (A222 Friedrich Schiller, Fiesko 5,8); heute phrasenhaft ich stelle meine Behauptung… mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf (J.A006 Jurek Becker, Lügner 92), auch Bezeichnung des höchsten Wahrscheinlichkeitsgrads in wissenschaftlichen Gutachten; nach mittelhochdeutsch ›Rechtsschutz‹ – des biute ich mine sicherheit (L059 DWb) – speziell ›Gewähr für Zahlung einer Schuld‹ Sicherheit geben, stellen (L003 Johann Christoph Adelung 1780), heute häufig im Plural (L097 GWb); heute bei zunehmendem Sicherheitsdenken (sic) häufig Bestimmungswort: Sicherheitsbestimmung, Sicherheitsdebatte, Sicherheitsdiskette, Sicherheitsfaktor, Sicherheitsgarantie, Sicherheitsgurt, Sicherheitskopie, Sicherheitsrisiko, Sicherheitsvorkehrung; L086 GG5;
sicherlich Adverb ahd. sihhurlihho, mhd. sicherliche, bis ins 17. Jahrhundert auch adjektivisch; seit dem Mittelhochdeutschen häufig verstärkend sicherlich on zweyfel (L200 Josua Maaler), auch verkürzt sicherlich, ich komme (L059 DWb);
sichern ahd. sihhuron; ursprünglich wie sicher Rechtsausdruck, mittelhochdeutsch ›jmdm. etwas verbürgen‹, so noch bei A222 Friedrich Schiller: weil ihr mich meines Lebens habt gesichert (Tell 3,3); noch bis ins 18. Jahrhundert zu sicher(2) ›versichern, geloben‹: wer sichert Sie… ? (Schiller); seit dem Frühneuhochdeutschen dann allgemein im Anschluß an sicher(1)
1 ›(vor Gefahr) schützen‹, zumeist präpositional mit vor: si sichert… vor der vinster des ewigen todes(Konrad von Megenberg; L059 DWb), intransitiv speziell ⇓ "S100" jägersprachlich »wenn wild.. die gegend.. sorgfältig durchspürt« (1838; L059 DWb), so dann auch militärisch; seit Erfindung der »Sicherheitsflinte des Hrn. Regnier« (L144 Johann Karl Gottfried Jacobsson 1794) ›den Abzug von Schußwaffen blockieren‹; im Verlauf des 19. Jahrhunderts weitere Abschwächung, ›erhalten‹, ›gewährleisten‹: sein Eigenthum sichern (L033 Joachim Heinrich Campe), den Frieden sichern; in der ⇓ "S043" EDV ›Daten vor Verlust bewahren‹: In der modernen DVA [Datenverarbeitung] ist das Sichern von Speicherbereichen… erforderlich (L238 Gerhard Paulin 1967,50); ›den Besitz von etwas erreichen‹ Einem etwas sichern (L264 Daniel Sanders), sich einen Platz im Theater sichern, häufig im Partizip Prät. ›ungefährdet‹: in gesicherten verhältnissen leben (L059 DWb), ein gesicherter Arbeitsplatz; heute auch
2 ›feststellen‹, häufig im Partizip Prät. im Sinne von ›(wissenschaftlich) erwiesen‹: gesicherte Erkenntnisse, im Kriminalwesen Spuren sichern (L337 WdG); entsprechend
Sicherung mhd. sicherunge; ursprünglich ›Bürgschaft, Sicherstellung‹, dann auch ⇓ "S136" militärisch und Ende des 19. Jahrhunderts ⇓ "S220" technisch: Sicherung an Schußwaffen; Anfang des 20. Jahrhunderts elektrische Sicherung, in der umgangssprachlichen Wendung die Sicherung ist durchgeknallt ›herausgesprungen‹, übertragen auf unbeherrschtes menschliches Verhalten
⊚ ihm/ ihr brennt die Sicherung durch (1920ff.; L177 Heinz Küpper).