Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
sexuell
geschlechtlich‹ < gleichbedeutend franz. sexuel. Ende des 18. Jahrhunderts vereinzelt: Befriedigung ihres sexuellen Bedürfnisses (1783 F.A.Weber, Onomatologia medico-practica; L081 FWb). Seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts gut belegt (L081 FWb): Sexuelle Bedürfnisse und Ängste einzugestehen, ist ja heutzutage keine Schande mehr, im Gegenteil (A070 Robert Gernhardt, Ich 20); sexuelle Revolution wohl in den 1960er Jahren aufgebrachtes ⇓ "S192" Schlagwort für die Wandlungen der gesellschaftlichen Sexualnormen in dieser Zeit: San Francisco war die »freie« Hippie-Stadt, in der man Pornographie… aus Vergnügen herstellte und darüber hinaus ein »Anliegen« zu verbreiten hatte: die sexuelle Revolution (G.Seeßlen, Der pornographische Film 240).bisexuell (L056 Duden 1880), eigentlich ›zweigeschlechtlich‹, doch meist ›beiden Geschlechtern sexuell zugeneigt‹, umgangssprachlich kurz bi: Mich verfolgte immer ein Typ aus der Palette… In Saudiarabien groß geworden. Seitdem ist er bi (H.A056 Hubert Fichte, Hauptbahnhof 178);
heterosexuellAngehörige des jeweils anderen Geschlechts als Sexualpartner bevorzugend‹ (L111 Johann Christian August Heyse 1922) im Gegensatz zu
homosexuellgleichgeschlechtlich, Angehörige des eigenen Geschlechts als Sexualpartner bevorzugend‹ (Ende des 19. Jahrhunderts), ⇑ "lesbisch", "schwul";
sexual Ende des 18. Jahrhunderts < lat. sexualis, zu sexus ›Geschlecht‹, heute selten, aber festgeblieben in Zusammensetzungen wie
Sexualsystem (1787 Forster, bezogen auf Linnés Einteilung der Pflanzen; L081 FWb),
Sexualorgan (L032 Joachim Heinrich Campe Erg.),
Sexualtrieb (L111 Johann Christian August Heyse 1807);
Sex"S149" < ⇓ "S009" amerik. -engl. sex, zuerst in der Zusammensetzung Sex-Appealsexuelle Anziehungskraft‹ (L242 Richard Pekrun 1933), als Simplex erst nach 1945;
1.1Sexualität‹: Zwischen Erotik und Sex werden keine feinsinnigen Unterschiede mehr gemacht, seit das amerikanische Wort sich durchgesetzt hat (1959 Die Zeit; L366 Horst Zindler 109);
1.2.Sex-Appeal‹: Hula-Hoop-Mannequinsdas war die Erklärung. Angriff mit Sex auf neue Käuferschichten (A257 Erwin Strittmatter, Bienkopp 391);
1.3.Geschlechtsverkehr‹: Das Vergnügen an analem Sex wird in der Psychologie als eine besondere Form des Dominanzverhaltens interpretiert (G.Seeßlen, Der pornographische Film 151). Inzwischen viele Zusammensetzungen. Sexobjekteine Person (besonders eine Frau), die nur als Objekt sexueller Begierde wahrgenommen wird‹;
Sexbombe < engl.-amerik. sexbomb, ›sexuell aufreizende Frau‹ (1955; L177 Heinz Küpper, Bd.II), ursprünglich nur für Filmschauspielerinnen usw.;
SexfilmFilm, bei dem im Gegensatz zum Pornofilm Nacktheit zwar gezeigt, der Geschlechtsakt allerdings nur bis zu einem gewissen Grad angedeutet wird‹ (1970ff.);
Sexidolweiblicher oder männlicher Star mit besonders großer sexueller Ausstrahlung‹ (L097 GWb);
GruppensexSex mit mehr als zwei Beteiligten‹, v. a. in den 1970er Jahren verbreitet (z. B. Kontaktanzeigen, in denen ein tolerantes Ehepaar Gleichgesinnte zum Gruppensex suchte);
Sexualität(Goethe; L151 Josef Kehrein) ›Gesamtheit sexueller Lebensäußerungen‹: In den fünfziger Jahren war das deutsche Kinopublikum womöglich noch »geschützter« gegen Sexualität im Film als die Menschen in den umliegenden Staaten (G.Seeßlen, Der pornographische Film 185), Die menschliche Sexualität ist eine Sisyphosiade, ein Impotenz-Traum (B.A254 Botho Strauß, Paare 54);
Sexismus < amerik. -engl. sexism (1968; L229 Suppl. OED) ⇓ "S175"die Diskriminierung von Menschen (besonders von Frauen) aufgrund ihres Geschlechts‹, aber auch ›die solcher Diskriminierung zugrunde liegende Ideologie‹, deutsch 1. Hälfte der 1970er Jahre, z. B. Janssen-Jureit, Sexismus (Titel 1976); vgl. ⇑ "Chauvinismus", "Feminismus", "Rassismus";
sexistisch die beruflich qualifizierten, elitären und sexistischen Männer (1975 Feministische Therapie; L030 Brisante Wörter);
sexysexuell anziehend‹ (1958; L081 FWb) < gleichbedeutend amerik. -engl. sexy (1925; L229 Suppl. OED).
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