Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
schwören
ahd. swerien, mhd. swern, frühnhd. schweren (L037 Petrus Dasypodius 1536), gemeingermanisch (altnord. sverja, engl. swear), urverwandt lat. sermo ›Wechselrede‹, starkes Verb, Präteritum schwur, seit dem 18. Jahrhundert schwor (bereits von Adelung bevorzugt, dagegen laut L059 DWbum 1900 »bestimmt als unrichtig empfunden«), heute vorherrschend neben gelegentlich erscheinendem, »feierlicherem« schwur (stets bei Goethe, aber auch noch bei H.A182 Heinrich Mann [vgl. z. B. Untertan 155]), vereinzelt schwach: und sie ihm treue schwörten (Schiller; L059 DWb), Konjunktiv II schwüre, Partizip Perfekt geschworen (vgl. aber beschwört [Pestalozzi]), letzteres auch mit aktivischer Bedeutung: der geschworene [vereidigte] Notar, eher übertragen: mein geschworener Feind, substantiviert ↑ "Geschworener"; ⇑ "beschwören", "verschwören";1 ⇓ "S210" ⇓ "S181" ›sich (durch Eid) (rechts)verbindlich darauf festlegen, in der Zukunft eine bestimmte Handlung zu vollziehen oder zu unterlassen‹ (schon ahd. ): einen vorgelesenen Eid schweren (L169 Matthias Kramer), Und hatt ich / Zehen Eide geschworen (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 40,102 LH); Der König schwört, die hinterlist'ge That… auf's schrecklichste zu ahnden(A222 Friedrich Schiller, Karlos 1,2); Sie [die Regimenter] schwören nochmals Treue dir (A222 Friedrich Schiller, Wallensteins Tod 3,7); Ich hab' es ihr auf dem Sterbebette schwören müssen (A060 Theodor Fontane, Stine; 2,514); Gray. Julius Robert Oppenheimer, wollen Sie schwören, daß sie vor diesem Ausschuß die Wahrheit sagen wollen, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit, so wahr Ihnen Gott helfe? Oppenheimer. Ich schwöre es (A159 Heinar Kipphardt, Oppenheimer 202); dorthin, / wo die Fahne sich aufrollt, der ich / keinerlei Eid schwor (A035 Paul Celan, Schibboleth); reflexiv, in reduzierter Bedeutung ›sich etwas intensiv vornehmen‹: Ich schwor mir, nie wieder zu rauchen(M.A064 Max Frisch, Homo Faber 11); zuweilen auch im Sinne von ›drohen‹: Ich schwer dir des pey meinen trewen / Die dat sol dich von herzen rewen (1557 A218 Hans Sachs, Fastnachtsspiele 118); Da soll er's, wenn ichs erlebe, / Schlimmer finden als er es sucht. Das sey ihm geschworen! (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 40,103 LH); oft mit der Präposition bei: Bey Gott Schweeren (L200 Josua Maaler 1561); bey allem, was heilig ist, schwören (L004 Johann Christoph Adelung), bei seinem haupte, barte schwören, bei den waffen, bei den heiligen schwören (L059 DWb); So lautet das Gesetz. Wir schwören's bei der Sonnen(A222 Friedrich Schiller, Turandot 2,4); Wir schwören bei Christus, dem neuen, den Staub zu vermählen dem Staube (A035 Paul Celan, Spät und tief); gelegentlich auch schwören auf etwas: in meiner lieben Vaterstadt Venedig / schwört man auf solche Mordgesetze nicht (A222 Friedrich Schiller, Turandot 2,2); Am besten ist's auch hier, / wenn ihr nur Einen hort, / Und auf des Meisters Worte schwort (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 12,98 LH); in Verbindung mit aufheute im Sinne von ›eine Person oder Sache für gut und zuverlässig halten‹; daraus
2 ›fluchen‹ (wohl schon mhd. ): das wir got fürchten sölln und allzeit eren / und hüten uns vor fluchen und vor schweren(Rebhun; L059 DWb); fluchen und schwör'n, wie ein husar(Schöpf; L059 DWb), veraltet;
3 ›sich verbindlich auf die Wahrheit eines Satzes festlegen‹: ich schwör's bei meiner Seele (A222 Friedrich Schiller, Wallensteins Tod 4,7); Aeltester. Schworst du zu dem Gott der Wahrheit, daß du Wahrheit klagst? Klager. Ich schwors (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 8,160 LH); Ich wäre nicht gekommen, nie gekommen… Ich schwöre es dir (A004 Ingeborg Bachmann, Ein Schritt nach Gomorrha 2,197); hierher schon im 16. Jahrhundert die Wendung
⊚ Stein und Bein schwören: schwöret auch darfür stein und bein, er hab unsern han nye gesehen(Sachs; L059 DWb).
2 ›fluchen‹ (wohl schon mhd. ): das wir got fürchten sölln und allzeit eren / und hüten uns vor fluchen und vor schweren(Rebhun; L059 DWb); fluchen und schwör'n, wie ein husar(Schöpf; L059 DWb), veraltet;
3 ›sich verbindlich auf die Wahrheit eines Satzes festlegen‹: ich schwör's bei meiner Seele (A222 Friedrich Schiller, Wallensteins Tod 4,7); Aeltester. Schworst du zu dem Gott der Wahrheit, daß du Wahrheit klagst? Klager. Ich schwors (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 8,160 LH); Ich wäre nicht gekommen, nie gekommen… Ich schwöre es dir (A004 Ingeborg Bachmann, Ein Schritt nach Gomorrha 2,197); hierher schon im 16. Jahrhundert die Wendung
⊚ Stein und Bein schwören: schwöret auch darfür stein und bein, er hab unsern han nye gesehen(Sachs; L059 DWb).