Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
schreien
ahd. scrian, mhd. schrien, nur deutsch;1 von bestimmten Tierstimmen, auf Katzen bezogen, auf Schwalben und Möwen ›kreischen‹, auf Hirsche zur Brunftzeit (18. Jahrhundert; L059 DWb);
2.1 als Ausdruck physischen und psychischen Schmerzes, religiös ›bitten‹: Aus tiefer Not schrei ich zur dir(Luther, Kirchenlied), die kinder schreien nach brod (L059 DWb); von Kindern ›weinen‹: schreien wie eyn jungs kind (L037 Petrus Dasypodius), umgangssprachlich
⊚⊚ schreien wie am Spieß (↑ "Spieß"); etwas ist zum Schreien ›sehr komisch, sehr zum Lachen‹ (L059 DWb); das Partizip Präsens adjektivisch in Verbindungen wie schreiendes Unrecht im Anschluß an Wendungen wie das Verbechen schreit um Rache, zum Himmel (biblisch), noch üblicher "himmelschreiend"; übertragen seit dem 18. Jahrhundert ⇓ "S216" »von Farben, die grell hervortreten, besonders in unharmonischer Zusammenstellung« (L264 Daniel Sanders), dazu schreiender Widerspruch, Gegensatz;
2.2 von der stark erhobenen Stimme ›laut rufen‹: Sie schrien abermal / Creutzige jn(A180 Martin Luther, Markus 15,13), ein Vivat schreyen (L003 Johann Christoph Adelung 1780), in der Warnung lasz mich los, oder ich schrei (L059 DWb), um Hilfe schreien.
Schrei ahd. screi, mhd. schrei, schri; ↑ "Geschrei"; seit dem früheren 20. Jahrhundert
⊚ der letzte Schrei nach franz. dernier cri für modische Kleidung (vgl. L320 Trübner);
Schreihals (1598; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), ⇓ "S166" gebildet wie ↑ "Geizhals"; umgangssprachlich allgemein auf laut weinende Kinder bezogen, scherzhaft bzw. tadelnd auf Erwachsene (L033 Joachim Heinrich Campe), besonders Gegensatz zum Handeln im politischen Kontext: Wenn wir heute keine Flugblätter verteilen… sind wir nichts als Schreihälse gewesen (B.A025 Bertolt Brecht, Mutter; 2,866), zur Bezeichnung von Feigheit und Kritiklosigkeit die nationalsozialistischen Schreihälse.
ahd. scrian, mhd. schrien, nur deutsch;1 von bestimmten Tierstimmen, auf Katzen bezogen, auf Schwalben und Möwen ›kreischen‹, auf Hirsche zur Brunftzeit (18. Jahrhundert; L059 DWb);
2.1 als Ausdruck physischen und psychischen Schmerzes, religiös ›bitten‹: Aus tiefer Not schrei ich zur dir(Luther, Kirchenlied), die kinder schreien nach brod (L059 DWb); von Kindern ›weinen‹: schreien wie eyn jungs kind (L037 Petrus Dasypodius), umgangssprachlich
⊚⊚ schreien wie am Spieß (↑ "Spieß"); etwas ist zum Schreien ›sehr komisch, sehr zum Lachen‹ (L059 DWb); das Partizip Präsens adjektivisch in Verbindungen wie schreiendes Unrecht im Anschluß an Wendungen wie das Verbechen schreit um Rache, zum Himmel (biblisch), noch üblicher "himmelschreiend"; übertragen seit dem 18. Jahrhundert ⇓ "S216" »von Farben, die grell hervortreten, besonders in unharmonischer Zusammenstellung« (L264 Daniel Sanders), dazu schreiender Widerspruch, Gegensatz;
2.2 von der stark erhobenen Stimme ›laut rufen‹: Sie schrien abermal / Creutzige jn(A180 Martin Luther, Markus 15,13), ein Vivat schreyen (L003 Johann Christoph Adelung 1780), in der Warnung lasz mich los, oder ich schrei (L059 DWb), um Hilfe schreien.
Schrei ahd. screi, mhd. schrei, schri; ↑ "Geschrei"; seit dem früheren 20. Jahrhundert
⊚ der letzte Schrei nach franz. dernier cri für modische Kleidung (vgl. L320 Trübner);
Schreihals (1598; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), ⇓ "S166" gebildet wie ↑ "Geizhals"; umgangssprachlich allgemein auf laut weinende Kinder bezogen, scherzhaft bzw. tadelnd auf Erwachsene (L033 Joachim Heinrich Campe), besonders Gegensatz zum Handeln im politischen Kontext: Wenn wir heute keine Flugblätter verteilen… sind wir nichts als Schreihälse gewesen (B.A025 Bertolt Brecht, Mutter; 2,866), zur Bezeichnung von Feigheit und Kritiklosigkeit die nationalsozialistischen Schreihälse.