Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
schrecken
im 17./ 18. Jahrhundert häufig schröcken. Ursprünglich intransitiv (ahd. scricken, screcchan) und transitiv (ahd. screcchen) schwach, im Mittelhochdeutschen wie neuhochdeutsch regelmäßig intransitiv auch stark (wie schon vereinzelt althochdeutsch); zunächst intransitiv1 ›springen‹, Ableitung (Heu-)Schrecke (↑ "Heuschrecke"), also eigentlich ›plötzlich auffahren oder erschüttert werden‹, noch in aufschrecken, aus dem Schlaf schrecken; von da
1.1 auf die Gemütsbewegung übertragen, die dazu veranlaßt; einfach selten: du edles Angesichte, dafür sonst schrickt und scheut das große Weltgewichte (P.Gerhardt); gewöhnlich "erschrecken", zurückschrecken (Präteritum oft schreckte zurück), zusammenschrecken, in denen die sinnliche Bedeutung noch einigermaßen hervortritt;
1.2 transitiv ›in Angst, Furcht versetzen‹: Den Feind schrecken (L037 Petrus Dasypodius), Jch will Fried geben in ewrem Lande / das jr schlaffet vnd euch niemand schrecke (A180 Martin Luther, 3.Mose 26,6), passivisch sich schrecken lassen (L308 Kaspar Stieler), häufig negiert das schreckt mich nicht, er läßt sich nicht leicht schrecken (L169 Matthias Kramer); mit personifiziertem Subjekt furcht deines Hertzen / die dich schrecken wird (A180 Martin Luther, 5.Mose 28,67), Dich schreckt kein Sturm, wenn es zu retten gilt (A222 Friedrich Schiller, Tell 3,3).
Schreck Mask. (1574; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) bis ins 18. Jahrhundert auch noch ›Sprung, Riß‹ in einem Glas u.dgl., wie noch mundartlich Schrick, ahd. scrich; ⇓ "S075" in heutiger Bedeutung seit dem 17. Jahrhundert (L059 DWb): Noch zittert ihr der Schreck durch jede Nerve (A177 Gotthold Ephraim Lessing, Nathan 1,1); daneben
Schrecken Mask. (16. Jahrhundert), älter Schrecke (zum intransitiven schrecken); ⇓ "S075" noch im 18. Jahrhundert von Schreck (s. oben) nicht deutlich getrennt, Sich von seinem Schrecken wieder erhohlen (L004 Johann Christoph Adelung), Der Schrecken ist mir in die Glieder gefahren; mitleid und furcht… soll die tragödie erregen; nicht, mitleid und schrecken (Lessing; L059 DWb); nach Luther auch häufig als substantivierter Infinitiv und Neutrum; heute im Gegensatz zu Schreck gewöhnlich »länger anhaltende, mit Angst und Entsetzen verbundene psych. Erschütterung« (L322 UWb) (↑ "Angst"); auch auf die Wirkung einer Ursache bezogen, im Plural: tod wo sind nun deine schrecken? (Gellert; L059 DWb);
schreckhaft (15. Jahrhundert) ›zum Erschrecken geneigt‹: ich bin nicht sonderlich schreckhaft (Hebbel; L059 DWb); seltener ›Schrecken erregend‹: wie schreckhaft ist diese Stille(Schiller), allein sein in einem großen Hause ist immer schreckhaft (Freytag);
schrecklich (1469; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), mhd. schrick(en)lich; ›furchteinflößend‹, im AltenTestament häufig auf Gott bezogen: der Herr dein Gott… / der grosse vnd schreckliche / Gott (A180 Martin Luther, 5.Mose 7,21), der schrecklichste der Schrecken / … ist der Mensch in seinem Wahn (A222 Friedrich Schiller, Glocke); dann auch ›widerwärtig‹: eine schreckliche That (L169 Matthias Kramer), seit dem 17. Jahrhundert abgeblaßt ⇓ "S229" ›sehr‹: der vers hat schrecklich viel füsze (Gryphius; L059 DWb), sie haben schrecklich viel gelesen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,46), auch als ⇓ "S060" Entzückungswort sie ist schrecklich schön (L169 Matthias Kramer);
Schrecknis (15. Jahrhundert), heute meist im Plural, gehoben: Schrecknisse des Kriegs.
1.1 auf die Gemütsbewegung übertragen, die dazu veranlaßt; einfach selten: du edles Angesichte, dafür sonst schrickt und scheut das große Weltgewichte (P.Gerhardt); gewöhnlich "erschrecken", zurückschrecken (Präteritum oft schreckte zurück), zusammenschrecken, in denen die sinnliche Bedeutung noch einigermaßen hervortritt;
1.2 transitiv ›in Angst, Furcht versetzen‹: Den Feind schrecken (L037 Petrus Dasypodius), Jch will Fried geben in ewrem Lande / das jr schlaffet vnd euch niemand schrecke (A180 Martin Luther, 3.Mose 26,6), passivisch sich schrecken lassen (L308 Kaspar Stieler), häufig negiert das schreckt mich nicht, er läßt sich nicht leicht schrecken (L169 Matthias Kramer); mit personifiziertem Subjekt furcht deines Hertzen / die dich schrecken wird (A180 Martin Luther, 5.Mose 28,67), Dich schreckt kein Sturm, wenn es zu retten gilt (A222 Friedrich Schiller, Tell 3,3).
Schreck Mask. (1574; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) bis ins 18. Jahrhundert auch noch ›Sprung, Riß‹ in einem Glas u.dgl., wie noch mundartlich Schrick, ahd. scrich; ⇓ "S075" in heutiger Bedeutung seit dem 17. Jahrhundert (L059 DWb): Noch zittert ihr der Schreck durch jede Nerve (A177 Gotthold Ephraim Lessing, Nathan 1,1); daneben
Schrecken Mask. (16. Jahrhundert), älter Schrecke (zum intransitiven schrecken); ⇓ "S075" noch im 18. Jahrhundert von Schreck (s. oben) nicht deutlich getrennt, Sich von seinem Schrecken wieder erhohlen (L004 Johann Christoph Adelung), Der Schrecken ist mir in die Glieder gefahren; mitleid und furcht… soll die tragödie erregen; nicht, mitleid und schrecken (Lessing; L059 DWb); nach Luther auch häufig als substantivierter Infinitiv und Neutrum; heute im Gegensatz zu Schreck gewöhnlich »länger anhaltende, mit Angst und Entsetzen verbundene psych. Erschütterung« (L322 UWb) (↑ "Angst"); auch auf die Wirkung einer Ursache bezogen, im Plural: tod wo sind nun deine schrecken? (Gellert; L059 DWb);
schreckhaft (15. Jahrhundert) ›zum Erschrecken geneigt‹: ich bin nicht sonderlich schreckhaft (Hebbel; L059 DWb); seltener ›Schrecken erregend‹: wie schreckhaft ist diese Stille(Schiller), allein sein in einem großen Hause ist immer schreckhaft (Freytag);
schrecklich (1469; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), mhd. schrick(en)lich; ›furchteinflößend‹, im AltenTestament häufig auf Gott bezogen: der Herr dein Gott… / der grosse vnd schreckliche / Gott (A180 Martin Luther, 5.Mose 7,21), der schrecklichste der Schrecken / … ist der Mensch in seinem Wahn (A222 Friedrich Schiller, Glocke); dann auch ›widerwärtig‹: eine schreckliche That (L169 Matthias Kramer), seit dem 17. Jahrhundert abgeblaßt ⇓ "S229" ›sehr‹: der vers hat schrecklich viel füsze (Gryphius; L059 DWb), sie haben schrecklich viel gelesen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,46), auch als ⇓ "S060" Entzückungswort sie ist schrecklich schön (L169 Matthias Kramer);
Schrecknis (15. Jahrhundert), heute meist im Plural, gehoben: Schrecknisse des Kriegs.