Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Schoß
1 ⇓ "S087" Mask. (mit langem o), ahd. scoz(o), mhd. schoz starkes Mask. , mittelhochdeutsch und bis ins 18. Jahrhundert auch Femininum, gemeingermanisch (dazu engl. sheet›Tuch‹); wohl zu ↑ "schießen" (J.Trier, in: Jahrbuch der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1965,49). Zunächst1 ›Zipfel, unteres Ende eines Kleidungsstücks‹, die genauere Vorstellung von Schoß hat dann mit der Kleidertracht gewechselt; mittelhochdeutsch übertragen
2 ›die vom Unterleib und den Oberschenkeln beim Sitzen gebildete Mulde‹, offenbar, weil sie von dem Teil des Gewandes, den man Schoß nannte, bedeckt wurde (umgekehrt ↑ "Mieder"): in schœner vrouwen schosen(A188 Minnesinger 2,250), hierher
⊚⊚ die Hände in den Schoß legen ›nichts tun‹ (vgl. J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), etwas in den Schoß gelegt bekommen ›einer Sache ohne Mühe zuteil werden‹, nach Luther: dieser schatz wird uns… in die schos gelegt, on unser zuthun oder verdienst (L059 DWb), so auch ihr fällt alles in den Schoß ›ihr gelingt alles‹; nach altjüdischer Anschauung in Abrahams Schoß ›im Paradies‹ (Lukas 11,22ff.), übertragen von einem glücklichen Zustand, danach dann auch Gott, dem Glück im Schoß sitzen, im Schoß des Glücks, der Natur usw.; vom Bild der Kirche als Mutter schon mittelhochdeutsch in den Schoß der Kirche zurückkehren (A222 Friedrich Schiller, Stuart 1,6), auch die Zusammensetzungen Schoßhund, Schoßkind (übertragen ein Schoßkind des Glücks, der Regierung); zugleich auch
3 für das Innere des menschlichen Leibes, mit Rücksicht auf das Gebären: Mutterschoß, sie trägt ein Kind in ihrem Schoß, fruchtbarer Schoß (↑ "fruchtbar"); übertragen z. T. als Lehnbedeutung nach lat. gremium: Schoß der Erde, des Meeres, der Nachtu.dgl.; aufgaben, die ganz aus ihrem [der Wissenschaft] schoosze entspringen (I.Kant; L059 DWb), was die Zukunft in ihrem Schoß birgt.
2 ⇓ "S087" Mask. (mit kurzem o), ahd. scoz, mhd. schoz Neutr. , so noch ⇓ "S195" schweizerisch: sie pflegten das zarte Schoß des deutschen Theaters (G.Keller), Plural früher selten Schösse und Schossen, jetzt nur noch selten Schosse; zu ↑ "schießen"; ›Trieb an Pflanzen, Sproß‹, üblicher
Schößling, scuzzelinc (12. Jahrhundert).
1 ⇓ "S087" Mask. (mit langem o), ahd. scoz(o), mhd. schoz starkes Mask. , mittelhochdeutsch und bis ins 18. Jahrhundert auch Femininum, gemeingermanisch (dazu engl. sheet›Tuch‹); wohl zu ↑ "schießen" (J.Trier, in: Jahrbuch der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1965,49). Zunächst1 ›Zipfel, unteres Ende eines Kleidungsstücks‹, die genauere Vorstellung von Schoß hat dann mit der Kleidertracht gewechselt; mittelhochdeutsch übertragen
2 ›die vom Unterleib und den Oberschenkeln beim Sitzen gebildete Mulde‹, offenbar, weil sie von dem Teil des Gewandes, den man Schoß nannte, bedeckt wurde (umgekehrt ↑ "Mieder"): in schœner vrouwen schosen(A188 Minnesinger 2,250), hierher
⊚⊚ die Hände in den Schoß legen ›nichts tun‹ (vgl. J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), etwas in den Schoß gelegt bekommen ›einer Sache ohne Mühe zuteil werden‹, nach Luther: dieser schatz wird uns… in die schos gelegt, on unser zuthun oder verdienst (L059 DWb), so auch ihr fällt alles in den Schoß ›ihr gelingt alles‹; nach altjüdischer Anschauung in Abrahams Schoß ›im Paradies‹ (Lukas 11,22ff.), übertragen von einem glücklichen Zustand, danach dann auch Gott, dem Glück im Schoß sitzen, im Schoß des Glücks, der Natur usw.; vom Bild der Kirche als Mutter schon mittelhochdeutsch in den Schoß der Kirche zurückkehren (A222 Friedrich Schiller, Stuart 1,6), auch die Zusammensetzungen Schoßhund, Schoßkind (übertragen ein Schoßkind des Glücks, der Regierung); zugleich auch
3 für das Innere des menschlichen Leibes, mit Rücksicht auf das Gebären: Mutterschoß, sie trägt ein Kind in ihrem Schoß, fruchtbarer Schoß (↑ "fruchtbar"); übertragen z. T. als Lehnbedeutung nach lat. gremium: Schoß der Erde, des Meeres, der Nachtu.dgl.; aufgaben, die ganz aus ihrem [der Wissenschaft] schoosze entspringen (I.Kant; L059 DWb), was die Zukunft in ihrem Schoß birgt.
2 ⇓ "S087" Mask. (mit kurzem o), ahd. scoz, mhd. schoz Neutr. , so noch ⇓ "S195" schweizerisch: sie pflegten das zarte Schoß des deutschen Theaters (G.Keller), Plural früher selten Schösse und Schossen, jetzt nur noch selten Schosse; zu ↑ "schießen"; ›Trieb an Pflanzen, Sproß‹, üblicher
Schößling, scuzzelinc (12. Jahrhundert).