Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Schnitt
ahd. / mhd. snit(snites) zu "schneiden";1 als Tätigkeitsbezeichnung: Schnitt oder hauw in einen baum (L200 Josua Maaler), Schnitt des Arztes (L308 Kaspar Stieler), dazu ↑ "Kaiserschnitt"; ⇓ "S147" neu bei Film und Fernsehen ›das Aneinanderreihen der durchgetrennten bespielten Zelluloidstreifen‹ (L052 Duden Bedeutungswb. 1970): einige Szenen sind beim Schnitt verlorengegangen; übertragen das war ihm ein Schnitt ins Herz, in die Seele (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch); seit dem Althochdeutschen speziell ›Ernte‹, jetzt nur noch landschaftlich (s. unten Schnitter), dazu
einen Schnitt machen [›Gewinn‹] (vgl. L305 Christoph Ernst Steinbach);
2 als Resultatsbezeichnung, speziell ›Spur, die ein Einschneiden hinterläßt‹: Schnitt in einem Glas, Teller, üblicher Einschnitt; ein sauberer Schnitt zunächst »bei kupferstechern.. bildhauern« (L059 DWb); bezogen auf die Stelle, wo etwas abgeschnitten ist, bei Gärtnern, Buchbindern Schnitt eines Buchs (L308 Kaspar Stieler), mit verguldetem Schnitt (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), dazu Goldschnitt; speziell ⇓ "S130" mathematisch für die Figur, die infolge eines Durchschneidens entsteht, Schnittpunkt (1518; L276 Alfred Schirmer, Mathematik), Kegelschnitt (1616; ebenda), goldener Schnitt (↑ "golden"); speziell ⇓ "S220" technisch ›Darstellungsform eines vertikalen Risses durch ein Konstruktionselement‹: einen Schnitt zeichnen; bis zum 19. Jahrhundert auch ›abgeschnittenes Stück, Schnitte, Schnitz‹ (umgangssprachlich veraltet Pfaffenschnittdas beste Stück von einem Braten‹), so heute in der Biologie: Schnitte anfertigen (L097 GWb); dazu ⇑ "Abschnitt", "Aufschnitt"; daran angeschlossen ›Art, wie etwas geformt, gestaltet ist‹: ir gewant nach dem nüwen schnit(frühnhd.; L059 DWb), Schnitt der Haare, eines Kleides, auch von der Vorlage kurz für Schnittmuster (s. unten) »bey den Näherinnen, Putzmacherinnen, Schneidern« (L004 Johann Christoph Adelung), dazu Zuschnitt; Schnitt eines Stempels, einer Letter, eines Edelsteins; dazu "Holzschnitt", Linolschnitt; physiognomisch: Jupiter, Apollo und Juno haben den schnitt[der Augen] grosz und rundlich gewölbet (Winckelmann; L059 DWb), Schnitt des Gesichtes, der Nase; im Sinne von ›GestaltungOden nach regelmäßigem Schnitt (Herder), da hat alles 'nen großen Schnitt (Schiller), ein Lied vom neusten Schnitt (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,2124).
Schnittlauch ahd. snitilouch, ⇓ "S124" Lehnübersetzung von lat. porrum sectile, so benannt, weil er abgeschnitten werden kann und dann wieder weiterwächst;  
Schnittmusterpapierne Vorlage zum Zuschneiden von Stoffen‹ um 1930, vielleicht nach engl. pattern;
Schnittstelle allgemein
1Lage, Platz, Punkt (eines Körpers, Stoffes o. dgl.), an dem zu schneiden ist bzw. geschnitten wurde‹, z. B. beim Film (nach engl. cut, vgl. Langenscheidts Enzyklopädisches Wörterbuch Deutsch-Englisch. 1975), danach dann ›Nahtstelle, Übergang zwischen zwei Seiten, Teilen‹; daraus unter Lehneinfluß von engl. interface die heute üblichste Bedeutung
2 in der ⇓ "S043" EDV (ebenda) ›(Steck-)Verbindungen bzw. Programmverknüpfungen als Übergang zwischen selbständigen Einheiten (Geräten, Programmen) des Computers‹; allgemein übertragen auf Personen und Institutionen, die Verbindungs- bzw. Übermittlungsfunktion ausüben;
Schnitte ahd. snita, mhd. sniteScheibe‹, bereits althochdeutsch (L059 DWb) meist auf Brot bezogen (zu den ⇓ "S217" landschaftlichen Synonymen vgl. ⇑ "Stulle", "Bemme", "schmieren", "Stück", "Scheibe"; L066 Jürgen Eichhoff, Karte 4–20);
Schnitter ahd. snitari, mhd. snitære; heute veraltend ›Mäher‹; übertragen: Es ist ein Schnitter, der heißt Tod (A294 Wunderhorn, Erndtelied);
schnittig 15. Jahrhundert schnidig (L040 Lorenz Diefenbach s. v. Messis), zunächst vom reifen Korn; dann erst wieder (nach tirol. ›rasch, mutig‹ [J.B.Schöpf, Tirolisches Idiotikon 1866] ? ) im 19. Jahrhundert (W.L244 Wolfgang Pfeifer) ›mutig, schnell‹, seit etwa 1930 ›sportlich, elegant‹, im Sinne von ›rasant‹ häufig auf Kraftfahrzeuge bezogen (vgl. L320 Trübner).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Schnitt