Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
schnippen
"S150""S137" niederdeutsch-mitteldeutsche Form für ⇓ "S163" oberdt. schnipfen.1schnellen‹: Kleinode schnippt er (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust II,5592); als Ausdruck von Gleichgültigkeit: Der Oberkassierer schien diesen Paß für nebensächlich zu halten, denn er schnippte ihn mit zwei Fingern beiseite (A149 Franz Kafka, Verschollene 22), mit dem Schwanz schnippen (von Vögeln), mit den Fingern schnippen: Einem vor dem Gesichte herumschnippen (L308 Kaspar Stieler), mit der Schere schnippen (Goethe); mit anderem Verhältnis zum Subjekt: so schnippte der Ring mit großer Schnellkraft an die Nase (Tieck); veraltet
2mit der Schere schneiden‹ (L003 Johann Christoph Adelung 1780); weitergebildet zu
schnippeln (schnipfeln) umgangssprachlich »in kleine Stücke schneiden, besonders mit einer Schere« (L033 Joachim Heinrich Campe): an etwas schnippeln; transitiv in Zusammensetzungen wie herumschnippeln, verschnippeln, zerschnippeln;
Schnippel Mask. , bei L033 Joachim Heinrich Campe Neutr. , < niederdt. snippel, selten in hochdeutscher Form Schnipfel; umgangssprachlich ›abgeschnittenes Stückchen‹; landschaftlich auch wie ↑ "Schniepel" ›Frack‹ bzw. ›Penis‹ (L059 DWb);
schnippisch 1550 schnüppich (Sachs), wohl zu ostmitteldt. aufschnuppen Luft hörbar durch die Nase hochziehen‹ (als Gebärde der Ablehnung); ›kurz angebunden und von oben herab‹: Der Kerl ist sehr schnippisch (L308 Kaspar Stieler);
Schnippchen"S050" umgangssprachlich (um 1600) ›das Schnellen des Fingers vermittelst des Daumens‹: zum Zeichen der Fröhlichkeit schlägt er mit der erhobenen rechten Hand ein Schnippchen (Winckelmann), mit einem Schnippchen in der Tasche (Lessing), hier seht mich nur ein Schnippchen schlagen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust II,5582); heute nur noch in
jmdm. ein Schnippchen schlagen (L308 Kaspar Stieler) ›jmds. Pläne durchkreuzen‹ (L019 Wilhelm Borchardt 435).
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