Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Schnecke
Fem. , ahd. snecko, mhd. snecke (snegge) schwaches Mask. , Mask. noch oberdeutsch, verwandt ↑ 2"Schnake"; wegen ihrer Langsamkeit im Vergleich: Er schleuft daher… als eine Schnecke (L308 Kaspar Stieler), an Ihnen erblicke ich eine ehrgeizige Schnecke, die versucht, an mir zur Anakonda zu werden (B.A255 Botho Strauß, Schlußchor 65), abstrakt Schnecke der Materie (A222 Friedrich Schiller, Räuber 2.1); mittelhochdeutsch übertragen ›Wendeltreppe‹ (Schneckentreppe), A180 Martin Luther, Hesekiel 41,11: zwo thür an der schnecken, noch bei Uhland; ferner für die Volute einer Säule (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), für verschiedene Arten von Schrauben, »in der Anatomie, die Höhle in der Weite des Ohrs« (ebenda), für eine geringelte Haarlocke, ursprünglich oberdeutsch: ihre locken… in… schnecken… gewunden (Wieland; L059 DWb); technisch »walzen-förmige Maschine, das Wasser.. zu schöpfen« (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch).Schneckengang veraltet ›Wendeltreppe‹ (1645 Zesen), dann auch ›ein in Schneckenlinien sich hinziehender Gang‹ (vgl. L004 Johann Christoph Adelung); übertragen ›besonders langsames Gehen‹, ging sie… ihren schneckengang (Musäus; L059 DWb);
Schneckenhaus mhd. snecke(n)hus, übertragen wenn jemand am Leben nicht teilnimmt, bei Wieland im Diminutiv dasz sie… sich ganz in ihr schneckenhäuschen zurückziehen (L059 DWb);
Schneckenpost (1683; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) »im Scherze, eine im höchsten Grade langsame Gelegenheit fortzukommen« (L004 Johann Christoph Adelung);
Schneckentänze (süd)westdeutsch ›Getue, mit dem es nicht ernst ist‹ (Ende des 18. Jahrhunderts; L059 DWb).
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