Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
schnappen
mhd. snappen, snaben, verwandt mit ↑ "Schnabel";1 von einer plötzlichen ruckweisen Bewegung, meist mit Richtungsbezeichnung: in die Höhe schnappen, aufschnappen (s. unten), zuschnappen, einschnappen, "abschnappen"; reflexiv ›sich schnell nehmen‹: Aber Reineke Fuchs… / Lief… nach Huhnern… und schnappte sich eines (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 40,30 LH); ohne Richtungsbezeichnung: Ein Schloß schnappt, wenn die Feder den Riegel mit Schnellkraft fortstößt (L004 Johann Christoph Adelung), dafür heute eine Tür schnappt ins Schloß; Wie ein Taschenmesser schnappt / Faßte sie mich in die Locken / Und das Bübchen war ertappt (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 3,34 LH); auf Personen bezogen heute umgangssprachlich ›festnehmen‹, häufig im Passiv: er ist geschnappt worden (L097 GWb); übertragen jetzt hat's… geschnappt »nun ist die Geduld zu Ende« (L320 Trübner), ↑ "überschnappen";
2 speziell ›plötzliches Aufsperren des Maules zum Erhaschen von Nahrung‹, Fliegen schnappen (L308 Kaspar Stieler), mücken wegschnappen (18. Jahrhundert; L059 DWb), üblicher mit nach, auch nach Luft schnappen (ebenda): Hier sitze ich und schnappe nach Luft, suche mich zu beruhigen, erwarte den Morgen (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 16,81 LH); allgemein Luft schnappen (ursprünglich scherzhaft) ›ins Freie gehen‹, ohne Objekt-Zusatz übertragen vom Versuch, nach Atem ringend zu sprechen: »Warum verkaufen Sie den nicht selber?« schnappt Heinrich (Remarque; L097 GWb).
aufschnappen transitiv (frühnhd.), gewöhnlich übertragen ›etwas flüchtig, zufällig hören, lesen und sich merken‹;
wegschnappen übertragen ein reiches mädgen wegzuschnappen (Ch.Weise; L059 DWb s. v. wegschnappen), mit Dativ jmdm. etwas wegschnappen;
Schnapphahn
1Wegelagerer‹ (Ende des 15. Jahrhunderts);
2 eine Art Flinte, metonymisch bezeichnet nach dem an ihr befindlichen Hahn (Ende des 16. Jahrhunderts);
Schnappsack veraltet ›Proviantsack‹, Anfang des 18. Jahrhunderts < ⇓ "S150" niederdt. snapsack, eigentlich wohl ›Sack, in dem etwas zu schnappen ist‹ (zu schnappen[2]), vgl. "Knappsack" (↑ "knapsen");
Schnappschuß"S149"Momentaufnahme‹ um 1910 ⇓ "S124" Lehnübersetzung von engl. snapshot (1890): Dennoch ziehe ich diese fotografierte Langeweile dem anstößigen Schnappschuß späterer Jahre vor (A083 Günter Grass, Blechtrommel 59);
Schnapp Mask.
1 von Lebewesen (16. Jahrhundert) »die Handlung des Schnappens zu bezeichnen, besonders von Hunden, Einen Schnapp nach etwas thun« (L004 Johann Christoph Adelung); hierzu im Schnapp, in einem Schnappschnell‹;
2 von Gegenständen ›plötzliches geräuschvolles Zuklappen‹ (1504 Liliencron; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt): einen schnapp mit der schere thun; mit dem schnapp des schlosses ist die thüre zu (L059 DWb);
3 im 16. Jahrhundert ›Straßenraub‹ (L059 DWb), zumeist im Diminutiv; umgangssprachlich jetzt
Schnäppchen Neutr. ⇓ "S050"günstige Erwerbung‹, rhein. Schnäppche (s. unten schnaps);
schnapp"S096" Schallwort (L003 Johann Christoph Adelung 1780), lautliche Nachbildung des Geräuschs beim Zusammenklappen, Zuschlagen und Einrasten, wohl erst über das Substantiv zum Verb schnappen: Schnapp fuhr die Thür zu, schnapp kippte das Bret um, schnapp sprang das Schloß zu, schnapp hatte er es weg (L004 Johann Christoph Adelung); Schnapp! hat er ihren Finger schon (1867 W.A033 Wilhelm Busch, Hans Huckebein 1,480); ablautend schnipp, schnapp (Geräusch der Schere), dazu schnipp schnapp schnurr als Name eines Kartenspiels (Andresen; L059 DWb);
Schnäpper (Schnepper) ›Instrument, das schnappt‹, historisch eine kleine Armbrust (Ende des 16. Jahrhunderts); medizinisch jargonal spezielle Nadel zur Blutentnahme, Anfang des 18. Jahrhunderts ›Aderlaßeisen‹.
schnaps auch schnapps, ⇓ "S096" Schallwort, wie schnapp: schnaps, da ligt er und alle seine macht zu boden (Luther); wo er eins habhaft werden kann, schnaps! hat er's beim Kopfe und rupft's (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 14,84 LH).
SchnapsBranntwein‹ (L003 Johann Christoph Adelung 1780), ursprünglich ⇓ "S150" niederdeutsch; zuerst ›Schluck, Mundvoll‹ (Branntwein), »Menge, die man auf einen Schnapp trinken kann« (W.L244 Wolfgang Pfeifer), weiterhin zur Stoffbezeichnung geworden; dazu
schnapsenSchnaps trinken‹ (um 1770).
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