Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Schnabel
ahd. snabul, mhd. snabel, westgermanisches Festland, verwandt mit ⇑ "Schneppe", "Schnepfe". 1.1 Vor allem bei Vögeln: mit claen [›Klauen‹]und mit snabeln, den schnabel aufsperren (Luther; L059 DWb);
1.2 übertragen, im Hinblick auf den Ton der Singvögel, nach dem Sprichwort jeder Vogel singt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist (vgl. Luther; L059 DWb),
reden (schreiben), wie einem der Schnabel gewachsen ist (Jean Paul; L059 DWb); bezogen auf Essen und Trinken: wetzt lieber den Schnabel als den Sabel (Schiller), Schnabelweide veraltet ›Leckerbissen‹; häufig in der Ermahnung, vor allem zu Kindern: halt den schnabel von dingen, die du nicht verstehst (Grabbe; L059 DWb); dazu Gelbschnabel (↑ "gelb"), Grünschnabel (↑ "grün"); nach der Ähnlichkeit der Gestalt
1.3 die Spitzen der Schuhe des 15. Jahrhunderts; »[Gießvorrichtung] an grossen oder kleinen Gefäßen« (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), Schnabeltasse (L264 Daniel Sanders) besonders bairisch für ↑ "Tülle"; (historisch) »an den ehemaligen Schiffen« (L004 Johann Christoph Adelung), Schiffsschnabel.
schnäbeln ursprünglich von Tauben (14. Jahrhundert snäbeln), danach von küssenden Liebespaaren (16. Jahrhundert): die Zuckende, krinsende, schnäbelnde und schwumelende Mägdlein (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 25.3.76);
schnabulierenmit Behagen essen‹ (L308 Kaspar Stieler), ⇓ "S088" scherzhaft mit französischer Endung aus Schnabel.
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