Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
schmeißen
mhd. smizen, altgermanisches starkes Verb (got. bismeitan, ahd. bismizan ›beschmieren‹, engl. smite ›schlagen‹), urverwandt altslaw. smedu ›dunkelfarbig‹ ( < ›schmierig‹), lat. (mit anderem Wurzelausgang) mitto ›schicke‹, landschaftlich Schmitz, Schmitze ›Schmutzfleck‹;1 seit dem 16. Jahrhundert umgangssprachlich (niederdeutsch, auch ostmitteldeutsch mundartlich bevorzugter) Ausdruck für ›werfen‹, ursprünglich auf eine feuchte breiartige Masse bezogen (althochdeutsch z. B. Eidotter, Salbe); Konstruktionsweisen denen von "werfen" analog, mit verschiedenen Präpositionen, mit ausbereits althochdeutsch (L059 DWb), warum schmeißen sie uns nicht aus dem Land? (A222 Friedrich Schiller, Wallensteins Lager 11), mit sand und schollen um sich schmeißen (Hagedorn), auch mit Geld (L320 Trübner), übertragen mit redensarten, schimpfworten um sich schmeißen (L059 DWb), einen mit Steinen schmeißen (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), einen ins Wasser schmeißen (L305 Christoph Ernst Steinbach), auch reflexiv schmeisz ich mich noch heute in den Rhein (A. v.Arnim; L059 DWb), dazu neuer sich jmdm. an den Hals schmeißen (L320 Trübner) ›sich in erotischer Absicht aufdrängen‹, umgangssprachlich
⊚ uber den Haufen schmeißen (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch) ›aufgeben‹, z. B. Pläne; transitiv die beine schmeißen »beim gehen schleudern, schlenkern« (L059 DWb); studentensprachlich im 19. Jahrhundert ein fasz bier, ein abendbrot schmeißen (1875; L059 DWb; L115 Helmut Henne/ L115 Georg Objartel 3,608) ›dazu einladen‹; neuer etwas schmeißen »meistern, vollbringen« (L320 Trübner): Wir werden das Ding schon schmeißen (B.A025 Bertolt Brecht, Dreigroschenoper; 2,436), neu auch ›aufgeben, abbrechen‹, ein Examen, das Studium schmeißen;
2 bis ins 19. Jahrhundert auch, vorwiegend süddeutsch ›schlagen‹, wobei der in Bewegung gesetzte Gegenstand in der Hand behalten wird (↑ "Schmiß", dazu landschaftlich Schmitz ›Schlag‹): hab' ich hier Hunde, die zu schmeißen sind? (H. v.Kleist), er hätt' dir ins Gesicht geschmissen und ein Schrämmchen über die Nase gehauen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Claudine 1.Fassung 2);
3 seit dem 15. Jahrhundert auch ›scheißen‹, ursprünglich wohl verhüllend (so noch L003 Johann Christoph Adelung 1780: das Kind hat in das Bett geschmissen), heute ⇓ "S100" jägersprachlich; häufiger in diesem Sinn ein abgeleitetes schwaches Verb schmeißen (mhd. smeizen), auch vom Eierlegen der Insekten, daher
Schmeißfliege (16. Jahrhundert; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), Schmeiße, ↑ "Geschmeiß"; ↑ "Fliege".
⊚ uber den Haufen schmeißen (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch) ›aufgeben‹, z. B. Pläne; transitiv die beine schmeißen »beim gehen schleudern, schlenkern« (L059 DWb); studentensprachlich im 19. Jahrhundert ein fasz bier, ein abendbrot schmeißen (1875; L059 DWb; L115 Helmut Henne/ L115 Georg Objartel 3,608) ›dazu einladen‹; neuer etwas schmeißen »meistern, vollbringen« (L320 Trübner): Wir werden das Ding schon schmeißen (B.A025 Bertolt Brecht, Dreigroschenoper; 2,436), neu auch ›aufgeben, abbrechen‹, ein Examen, das Studium schmeißen;
2 bis ins 19. Jahrhundert auch, vorwiegend süddeutsch ›schlagen‹, wobei der in Bewegung gesetzte Gegenstand in der Hand behalten wird (↑ "Schmiß", dazu landschaftlich Schmitz ›Schlag‹): hab' ich hier Hunde, die zu schmeißen sind? (H. v.Kleist), er hätt' dir ins Gesicht geschmissen und ein Schrämmchen über die Nase gehauen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Claudine 1.Fassung 2);
3 seit dem 15. Jahrhundert auch ›scheißen‹, ursprünglich wohl verhüllend (so noch L003 Johann Christoph Adelung 1780: das Kind hat in das Bett geschmissen), heute ⇓ "S100" jägersprachlich; häufiger in diesem Sinn ein abgeleitetes schwaches Verb schmeißen (mhd. smeizen), auch vom Eierlegen der Insekten, daher
Schmeißfliege (16. Jahrhundert; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), Schmeiße, ↑ "Geschmeiß"; ↑ "Fliege".