Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
schmal
ahd. / mhd. smal, gemeingermanisch (engl. small), ↑ "schmähen", urverwandt altslaw. maluklein‹, lat. malusschlecht‹, Komparativ zunächst schmäler, seit Ende des 18. Jahrhunderts auch wie heute vor allem schmaler;1 anfangs überhaupt ›klein‹ (wie noch englisch), am längsten in Zusammensetzungen Schmalviehkleineres Vieh‹ (Schafe, Ziegen) noch ⇓ "S195" schweizerisch, jägersprachlich SchmaltierWildkalb‹ (im zweiten Jahr), Schmalreh, Schmalwildbret, Schmalholz bei den Köhlern, ›das kleine Holz, mit dem die großen Stücke untersetzt werden‹, Schmalsaat"S163" oberdeutsch ›Hülsenfrüchte‹;
2 mittelhochdeutsch weiterentwickelt zu ›gering, dürftig‹: schmale Bißlein (L308 Kaspar Stieler), Eine schmale Besoldung (L004 Johann Christoph Adelung), bey schmaler kost, doch gästen reichlich (Hagedorn; L059 DWb), dazu Schmalhans (↑ "Hans"); ⇓ "S012" Gegensatz zu ›breit‹, daher häufig mit diesem zusammengestellt weder ze smal noch ze breit (Tristan; L059 DWb), von Menschen ›dünn, schlank‹: do was sie umbe ir gürtel smal (Tristan; L059 DWb), dazu heute umgangssprachlich
schmales Handtuch (Fallada; L337 WdG) von sehr kleinen Räumen, dünnen Menschen etc.; fest in einer Verbindung wie eine schmale Basis bilden übertragen ›kaum ausreichen‹ (L337 WdG).
Schmalspur- in Zusammensetzungen wie Schmalspurakademiker, Schmalspurjurist, Schmalspurmediziner usw. umgangssprachlich abwertend, um eng begrenzte Kenntnisse zu bezeichnen (um 1920), zu
schmalspurigzunächst von der Eisenbahn (um 1870); dann auch allgemeiner auf zwei dicht parallel laufende Linien bezogen bzw. übertragen zur Bezeichnung eines geringen Umfangs (L201 Lutz Mackensen);
schmälen mhd. smel(e)n, zu schmal im Sinne von ›gering‹, veraltend; seit dem Frühneuhochdeutschen ›herabsetzen‹ auf Verkleinern mit Worten beschränkt, dadurch an "schmähen" angenähert, zu dem es dann auch vom Sprachgefühl in Beziehung gesetzt wurde (L308 Kaspar Stieler), daher früher häufig schmählen; ursprünglich intransitiv Schmäl du so lang wie du willst (A222 Friedrich Schiller, Kabale und Liebe 1,2), dann auch transitiv und präpositional mit auf; heute veraltend;
schmälern (15. Jahrhundert) jetzt zu schmalgering‹: schmeleren und minderen (L200 Josua Maaler), die Besoldung schmälern (L308 Kaspar Stieler), man schmälert sein verdienst(J.Ch.Günther; L059 DWb), Gegensatz von "würdigen": den Wert eines Buches durch Kritik schmälern; häufig negiert im Partizip Perfekt ungeschmälertuneingeschränkt‹: im weitesten… ungeschmälerten Sinn (J.G.Fichte; L264 Daniel Sanders), mit ungeschmälerter Freude; veraltet zu der engeren sinnlichen Bedeutung von schmal: ein Kleid schmälern nach L003 Johann Christoph Adelung 1780 oberdeutsch, Tälern, die sich im Entfernen schmälern(Haller).
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