Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
schmähen
ahd. smahen, mhd. smæhen, abgeleitet aus einem Adjektiv smæhe, ↑ "Schmach", verwandt mit ↑ "schmälen"; zunächst ›jmdm. eine Unehre antun‹: wenn eine Seele aus Frevel etwas tut… der hat den Herrn geschmähet (Luther); dann auf die durch Worte zugefügte Unehre beschränkt ›Unwillen, Mißfallen äußern‹, »ein edlerer Ausdruck« (L003 Johann Christoph Adelung 1780) als ↑ "schimpfen"; der Übergang bei L200 Josua Maaler: »mit worten oder sunst«, bereits frühneuhochdeutsch Meister / mit den worten schmehestu vns auch (A180 Martin Luther, Lukas 11,45); eigentlich transitiv Eins wandel schmähen (L200 Josua Maaler), er schmahte dich (L305 Christoph Ernst Steinbach), Bald rufst du drinnen den du draussen schmähst (S.A067 Stefan George, Der Mensch und der Drud), reflexiv wie "schelten", Vorwürfe machen: der Gottlose schendet vnd schmehet sich selbs(A180 Martin Luther, Sprüche Salomos 13,5), im 18./ 19. Jahrhundert auch auf jmdn. schmähen (wie schelten), seit dem Frühneuhochdeutschen auch intransitiv schmähen, schelten, böses nachsagen(L105 Georg Henisch s. v. Gerücht). Zusammensetzungen: Schmähsucht, Schmährede, Schmähwort, Schmähschrift, Schmähgedicht usw., wofür in der älteren Sprache Schmachrede usw., anders verschmähen (ahd. ›gering achten‹).schmählich ahd. smalich, mhd. smæhelich, Weiterbildung zu smæhe; bis ins 18. Jahrhundert auch abgeschwächt ›ungeehrt, niedrig‹, daher auch ›kümmerlich‹: eine schmähliche [›karge‹] Mahlzeit (L003 Johann Christoph Adelung 1780), von dem Mitleiden der Armen kümmerlich und schmählich leben (Klinger); seither und heute gehoben ›zur Schmach gereichend‹: schmähliche Verspottung (L037 Petrus Dasypodius), abgeblaßt ›in übler Weise‹: meine Hoffnung ist schmählich vereitelt, ich bin schmählich betrogen, dem sein Vergnügen so schmählich vereitelt worden (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Dichtung und Wahrheit 28,20,12); seit dem 18. Jahrhundert umgangssprachlich ⇓ "S229" verstärkend ›sehr, großschmählich groß (L003 Johann Christoph Adelung 1780), es ist schmählich kalt, eine schmähliche Kälte;
Schmähung mhd. smæhunge; ›das Beleidigen‹, auf das verletzende Wort bezogen häufig im Plural: Schmähungen ausstoßen (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch).
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