Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
schlüpfen
ahd. / mhd. slupfen, oberdt. schlupfen, dieses früher auch in der Literatur nicht selten, zu ↑ "schliefen", das von schlüpfen (als ⇓ "S095" Intensivbildung) aus der Schriftsprache verdrängt ist; häufig in, durch etwas schlüpfen, Mit Näglein besteckt / Schlupf' unter die Deck (A294 Wunderhorn, Gute Nacht, mein Kind!), ursprünglich vor allem oberdeutsch in die Kleider, aus den Kleidern schlüpfen, zuweilen ohne die Vorstellung einer Enge eine gleitende Bewegung bezeichnend: eine Amme… schläft ein und läßt das ihr anvertraute Kind… von ihrem Schoose unter die Füße der Mitreisenden schlüpfen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, 412,368,11), diesen augenblick benutzte der lauerer, um in das haus zu schlüpfen (Immermann; L059 DWb), die Knaben schlüpfen scherzend um sie her (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Iphigenie 1276), dem schlüpfenden Stahl (des Schlittschuhs) (Klopstock), über den Rasen zu schlüpfen (im Tanz) (G.Keller), wie die sanften Abendwinde durch die Weiden schlüpfen (Geßner; L004 Johann Christoph Adelung); übertragen: daß mein Sieg mir nicht aus den Händen schlüpfe (Geßner; L004 Johann Christoph Adelung), von einer unbedachten Äußerung wie entschlüpfen: das Wort war ihm über die Zunge, von den Lippen geschlüpft (vgl. L337 WdG), im Sinne von ›entgehen‹⊚ durch die Maschen des Gesetzes schlüpfen, diese Fälle wohl Vermischung mit dem mundartlich erhaltenen schlipfen (zu schleifen), s. unten schlüpfrig; von Tieren, die außerhalb des Mutterkörpers auf die Welt kommen ›ausschlüpfen‹, im Simplex intransitiv: Die Küken sind geschlüpft.
Schlupf Mask. , landschaftlich Schlupfe, Schlüpfe Fem. ; mhd. slupf, landschaftlich zu ↑ "schliefen", schlüpfen ;
1 ›das Schlüpfen‹; bei L003 Johann Christoph Adelung 1780 als oberdeutsch markiert die Handschuhe in einem Schlupfe anziehen, einen Schlupf in jemandes Beutel tun; veraltet
2 ›Ort, in den man, oder Loch, durch das man schlüpft‹, Zusammensetzungen "Unterschlupf" (auch schriftsprachlich), Durchschlupf;
3 ›Schleife, Schlinge‹ (südwestdt., auch Schlupp);
Schlupfloch zu Schlupf(1), mhd. slupfloch; als (der fuchs) nicht so bald zum schlupfloche wieder hinaus kunte (C.Weise; L059 DWb), übertragen ›Möglichkeit zu entkommen‹ bereits bei Sachs: such ein schlupfloch (L059 DWb), ebenso
Schlupfwinkel 1499 »Winkel zum Durchschlüpfen, enges Gäßchen« (L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), übertragen schlupfwinkel… , durch den du ungedrängt und unbeschädigt dich retten könntest (Thümmel; L059 DWb);
schlüpfrig setzt ein mhd. slüpferec (zu schlüpfen) fort, aber zugleich das gebräuchlichere slipferec (früher einfacher slipfec, zu 1"schleifen"); die Schreibung schlipf(e)rig ist frühneuhochdeutsch noch häufig; etwas wird schlüpfrig genannt, wenn man darauf leicht mit den Füßen ausgleitet: ein schlüpf(e)riger Weg, Fußboden, oder bei der Berührung mit den Händen: der Aal, die Schlange ist schlüpfrig, übertragen in so schlüpfrigen Umständen (Wieland); gewöhnlich ›sinnlich verfänglich, obszön‹: schlüpfrige Gedichte, Reden, Witze usw.: die schlüpfrigsten Gedanken, wenn sie nur in feine unanstößige Worte gekleidet (Lessing);
Schlüpfer veraltet Schlupfer (18. Jahrhundert) ›Muff‹; um 1900 ›kurzes Damenunterhöschen‹; zur landschaftlichen Synonymik L171 Paul Kretschmer 379.
Schlupf Mask. , landschaftlich Schlupfe, Schlüpfe Fem. ; mhd. slupf, landschaftlich zu ↑ "schliefen", schlüpfen ;
1 ›das Schlüpfen‹; bei L003 Johann Christoph Adelung 1780 als oberdeutsch markiert die Handschuhe in einem Schlupfe anziehen, einen Schlupf in jemandes Beutel tun; veraltet
2 ›Ort, in den man, oder Loch, durch das man schlüpft‹, Zusammensetzungen "Unterschlupf" (auch schriftsprachlich), Durchschlupf;
3 ›Schleife, Schlinge‹ (südwestdt., auch Schlupp);
Schlupfloch zu Schlupf(1), mhd. slupfloch; als (der fuchs) nicht so bald zum schlupfloche wieder hinaus kunte (C.Weise; L059 DWb), übertragen ›Möglichkeit zu entkommen‹ bereits bei Sachs: such ein schlupfloch (L059 DWb), ebenso
Schlupfwinkel 1499 »Winkel zum Durchschlüpfen, enges Gäßchen« (L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), übertragen schlupfwinkel… , durch den du ungedrängt und unbeschädigt dich retten könntest (Thümmel; L059 DWb);
schlüpfrig setzt ein mhd. slüpferec (zu schlüpfen) fort, aber zugleich das gebräuchlichere slipferec (früher einfacher slipfec, zu 1"schleifen"); die Schreibung schlipf(e)rig ist frühneuhochdeutsch noch häufig; etwas wird schlüpfrig genannt, wenn man darauf leicht mit den Füßen ausgleitet: ein schlüpf(e)riger Weg, Fußboden, oder bei der Berührung mit den Händen: der Aal, die Schlange ist schlüpfrig, übertragen in so schlüpfrigen Umständen (Wieland); gewöhnlich ›sinnlich verfänglich, obszön‹: schlüpfrige Gedichte, Reden, Witze usw.: die schlüpfrigsten Gedanken, wenn sie nur in feine unanstößige Worte gekleidet (Lessing);
Schlüpfer veraltet Schlupfer (18. Jahrhundert) ›Muff‹; um 1900 ›kurzes Damenunterhöschen‹; zur landschaftlichen Synonymik L171 Paul Kretschmer 379.