Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
schlimm
mhd. slimp (slimber); anfangs ›schief‹ noch frühneuhochdeutsch, vereinzelt noch im 18. Jahrhundert: der Rekrut hat einen schlimmen Hals (später einen krummen) (G.Stephanie); in die Bedeutung ›böse‹ gewandelt mit unterschiedlichen Facetten: die Sache stehet schlimm (L308 Kaspar Stieler), schlimme Nachrichten, Zeiten, Sache (L305 Christoph Ernst Steinbach), schlimmes Unglück (A239 William Shakespeare/ Schlegel, Romeo 5,3), schlimme Lage, Vorbedeutung, schlimmer Ausgang usw., schlimmer Aberglaube (A177 Gotthold Ephraim Lessing, Nathan 4,4) ›tiefsitzend, unausrottbar‹, auf die Wortbedeutung bezogen schlimmer sinn (L059 DWb) ›negative Bedeutung‹; gesprochensprachlich verkürzt schlimm für ihn, wenn er… (Schiller; L059 DWb), schlimm genug, daß… (A177 Gotthold Ephraim Lessing, Nathan 5,8), in der Entgegnung schlimm genug!, desto schlimmer! (A222 Friedrich Schiller, Räuber 2,7), in der Frage ist es schlimm, wenn… ?, niederdeutsch Mitte des 19. Jahrhunderts is denn dat slim? (L059 DWb); häufig negiert verharmlosend zu zaubern, gift zu mischen / ist nicht so schlimm (Goethe; L059 DWb), tröstend⊚⊚ alles halb so schlimm, es gibt Schlimmeres; im Komparativ auch mit abhängigem Nebensatz nichts schlimmeres… als dasz (Lessing; L059 DWb), eingeschoben in der Klimax ja, was noch schlimmer ist (vgl. L059 DWb), im Superlativ sich auf das schlimmste gefaßt machen (Goethe; L059 DWb), und was das schlimmste war (Simplizissimus; L059 DWb); im Sinne von ›krank‹ »im gemeinen Leben und der vertraulichen Sprechart« (L004 Johann Christoph Adelung) ein schlimmes Auge, Ohr usw., ihm wird schlimmübel‹, auch schlimm seinkrank sein‹: bettlägerig und schlimm… gewesen (Lessing; L059 DWb), allgemeiner schlimm dran sein »volksmäszig« (L059 DWb) zur Bezeichnung nachteiliger Lebensbedingungen; auf moralische Eigenschaften bezogen: schlimmer Kerl (L308 Kaspar Stieler), schlimmes Herz, Substantiv neckisch willkommen, du viel schlimmer! (Uhland; L059 DWb); jetzt ungewöhnlich wie "schlecht" ›geringwertig‹: so bist du denn zum Ackern selbst zu schlimm (Schiller); dazu ⇑ "verschlimmern", "verschlimmbessern".
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