Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Schleppe
Fem. , um 1650 < ⇓ "S150" niederdt. slepe, seltene Nebenform Schlepp Mask. ; Teil des (Damen-)Kleides, dafür bis zum späten 18. Jahrhundert auch "Schwanz", "Schweif" (vgl.noch L004 Johann Christoph Adelung): die Schleppe eines Frauenzimmerkleides (L004 Johann Christoph Adelung), jmdm. die Schleppe tragen übertragen ›jmdm. Hindernisse aus dem Weg räumen‹: Eure Ahnen haben den meinigen die Schleppe getragen (Schiller; L264 Daniel Sanders); heute nur noch auf festliche Garderobe bezogen: die Schleppe des Brautkleids, die seidene Schleppe.
schleppen in niederdeutsch-mitteldeutscher Lautform (mhd. mitteldt. slepen) mhd. sleipfen, ↑ 2"schleifen"(2); eigentlich also
1.1auf dem Boden hinziehen‹, am nächsten steht ein Schiff schleppen (Schleppschiff, Schleppdampfer); umgangssprachlich wie 2"schleifen" ›einen Widerstrebenden mit sich nehmen‹ (vgl. L284 Justus Georg Schottelius): jmdn. ins Gefängnis, in eine Gesellschaft schleppen;
1.2 in bezug auf Lasten: auf den Armen, auf dem Rücken schleppen;
1.3 von der mühsamen Fortbewegung: hab' er… sich heim geschleppt (Wieland; L059 DWb), sich fortschleppen; sein Leben, sein Dasein hinschleppen; etwas hinschleppenhinzögern‹, namentlich reflexiv: der Prozeß schleppt sich hin; häufig im Partizip Präsens schleppender gang (L059 DWb), übertragen, auf den sprachlichen Ausdruck: der deutschen sprache… die schleppend ist (Herder; L059 DWb), »von der Schreibart und der Art des Vortrages« (L004 Johann Christoph Adelung), ⇓ "S106" kaufmannssprachlich ein schleppendes geschäft (L059 DWb);
Schlepper (L308 Kaspar Stieler); auf Personen bezogen nur noch übertragen
1Gauner‹, »der die leute zum prellen heranschleppt« (L059 DWb; vgl. F.Ch.B.Avé-Lallemant, Das deutsche Gaunerthum, 1858ff.,4,601) bzw. neu im Sinne von ›Fluchthelfer‹ (L097 GWb); in der Schiffahrt
2 »eine Art von Floß, das.. das Schiff wenden sollte« (19. Jahrhundert; L264 Daniel Sanders), dann »ein schiff, das andere schiffe.. stromaufwärts schleppt« (L059 DWb);
Schlepp verkürzt aus Schlepptau (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), ⇓ "S196" in der Wendung
ins Schlepp(-tau) nehmen (L162 Friedrich Kluge, Seemannssprache), seit dem 19. Jahrhundert übertragen (L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) ›in seine Obhut nehmen‹, auch negativ ›zu lenken suchen‹.
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