Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
schleichen
ahd. slihhan, mhd. slichen; ursprünglich auf fußlose Tiere bezogen1.1kriechen‹: Was auff erden schleicht / das sol euch eine Schew sein / vnd man sols nicht essen (A180 Martin Luther, 3.Mose 11,41); auf Personen bezogen
1.2sich leise fortbewegen‹, mit dem Begriff des Heimlichen: die Diebe schleichen in die Hauser (L169 Matthias Kramer), Minne… / … sleich zir beider herzen in(Tristan; L059 DWb); des Langsamen, auch abgeblaßt ›gehen‹: Nach Hause schleichen (L308 Kaspar Stieler); seit dem Frühneuhochdeutschen reflexiv, in alemannischer Form Sich heimlich hinwag schleicken (L200 Josua Maaler); abwertend: sich in jemandes vertrauen schleichen(L059 DWb); dazu beschleichen, "einschleichen", erschleichen; übertragen auf Abstrakta, häufig im Partizip Präsens
1.3 auf tückische, weil nahezu unbemerkt vor sich gehende Entwicklungen bezogen: schleichendes Fieber (L003 Johann Christoph Adelung 1780), heute wirtschaftlich schleichende Inflationlangsame, stetige Preissteigerung.
Schleichhandel (L003 Johann Christoph Adelung 1780) ›heimlicher Handel mit verbotener Ware‹;
Schleichweg (L003 Johann Christoph Adelung 1780) »heimlicher, verbothener Weg« (ebenda), heute auch ›Abkürzung‹; übertragen von unrechtmäßigem Handeln, oft im Plural: Auf Schleichwegen seine Absicht zu erreichen suchen (L033 Joachim Heinrich Campe);
Schleicher mhd. slichære; vom leise und heimlich Gehenden, seit dem 17. Jahrhundert abwertend ›Heuchler‹.
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