Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Schlange
Fem. , ahd. slango, mhd. slange schwaches Mask. , auch Fem. , nur deutsch (germanisch "Natter", "Wurm"), zu ↑ 1"schlingen"; ›Reptil, z. T. mit giftigen, nagenden Zähnen‹, vielfach übertragen und im Vergleich, Seid klug / wie die Schlangen / vnd on falsch / wie die Tauben (A180 Martin Luther, Matthäus 10,16), vor allem als Verkörperung des Bösen biblisch Vnd die Schlange war listiger denn alle Thier auff dem felde / … / vnd sprach zu dem Weibe (A180 Martin Luther, 1.Mose 3,1), meine Muhme, die berühmte Schlange(A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,335), danach von listigen, hinterhältigen Menschen zungen, die hinter ihm herzischeln… nichtswürdigkeit der schlangen (Hebbel; L059 DWb), vorzugsweise von Frauen: Eine so gefährliche Schlange wie Julia (Wieland; L264 Daniel Sanders), falsche Schlange, Eine Schlange an seinem Busen/ seiner Brust nähren »einen Feind unter der äußern Gestalt eines Freundes begünstigen« (L004 Johann Christoph Adelung), bereits mhd. slange in dem buosem (zitiert nach L059 DWb), hierher auch Da nagte das unrecht… ihm wie eine schlange am herzen(Herder; L059 DWb); mit Bezug auf ihre typische Erscheinung und Fortbewegungsart: Wie eine ergrimmte Schlange, wenn sie unerbittlich herauffährt an den Knieen und Lenden, und alle Glieder umklammert (A131 Friedrich Hölderlin, Hyperion 35), sieht ein Flüßchen in sanften Schlangen sich hinunter ziehn (Wieland), wie sie [die Tanzenden] durcheinander in kühnen Schlangen sich winden (Schiller), dazu Schlangenlinie, Schlangengang, Schlangenweg, Schlangenwindung u. a., seit Mitte des 20. Jahrhunderts
Schlange stehen (1943; L320 Trübner) auf eine lange Reihe wartender Menschen bezogen. Veraltet auch Bezeichnung für ein Geschütz (frühnhd.), genauer Feldschlange, auch Schlangenbüchse.
schlängeln (L308 Kaspar Stieler 1691); neben sich schlängeln, das jetzt allein üblich ist, früher auch intransitiv: kleine Quellen schlängelten den Lorbeerhain herab (Wieland), wie der sanfte Fluß… zu mir her schlängelt (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Werther 19,128,22), durch das Laub schlängelt bunt ein Schlängelein(Rückert); zum Reflexivum das Partizip Prät. geschlängelten Wegen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Annalen 35,93,27).
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