Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Schlag
ahd. slag, mhd. slac, slages, gemeingermanisch (got. slahs, engl. slay);1 zunächst ›Vorgang des Schlagens‹, in verschiedenen Schattierungen, "schlagen" entsprechend: Schlag mit der Hand, mit dem Schwert, der Rute, dem Hammer usw., als Strafe Schläge bekommen; im Österreichischen kurz für Schlagsahne (vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 4–29), ↑ "Sahne"; in Zusammensetzungen Schwertschlag, "Hammerschlag", Hufschlag, Flügelschlag, Hagelschlag, Donnerschlag usw.; "Nackenschlag" ›Schlag auf den Nacken, Taktschlag, Trommelschlag; Zauberschlag (mit einer Zauberrute). Formelhaft mit ⇓ "S227" Verblassen der Bedeutung
⊚⊚ Schlag auf Schlagrasch hintereinander‹, mit einem Schlagauf einmal, plötzlich‹, auch auf einen Schlag. Zu schlagen(2.1): Schicksalsschläge, das ist ein harter Schlag, von diesem Schlag erholt er sich nicht leicht u.dgl.; kurz für "Schlagfluß" (s. unten) als Lehnbedeutung nach griech.-lat. apoplexia (mhd. ), (wie) vom Schlag getroffen, gerührt; auch von der Elektrizität: einen Schlag bekommen. Zu schlagen(2.9) "Herzschlag", "Pulsschlag". Zu schlagen(2.10) Amselschlag usw.; Schlag der Uhr, Glockenschlag, auch Stundenschlag, man sagt mit dem Schlage eintreffengenau zur festgesetzten Zeit‹, Schlag 2 Uhr u.dgl.; ↑ "Ratschlag";
2die besondere Art, wie eine Münze geschlagen ist‹, danach verallgemeinert ›die besondere Art, Natur‹: die alten Jungfern sind wie die Münzen von altem Schlage(Lessing); ein guter Schlag Pferde, Menschen, dieser Menschenschlag, Leute von diesem, solchem, gutem, seinem Schlag; früher auch daß ungefähr auf diesen Schlag [›in dieser Art‹] das ganze Stück übersetzt ist (Lessing). Im 18. Jahrhundert (Iffland, Jean Paul) der ehrliche Schlag u.dgl. von einem Menschen. Jetzt ist man geneigt, diese Gebrauchsweise zu den Wendungen nach jemand schlagen, aus der Art schlagen usw. in Beziehung zu setzen; dazu auch veraltet Baumschlag (als Malerausdruck für ›Baumbild‹ G.A155 Gottfried Keller, Grüner Heinrich I 19);
3 im ⇓ "S069" Forstwesen ›Bezirk des Waldes, der bestimmt ist, gleichzeitig geschlagen zu werden‹; auch für die zu der gleichen Art der Bebauung bestimmte Abteilung eines Landgutes;
4 in "Hammerschlag" ›das durch Schlagen sich Absondernde‹;
5 an schlagen(2.7) anknüpfend ›Gegenstand, durch dessen Bewegung man einen Verschluß herstellt oder löst‹: Wagenschlag, Kutschenschlag; früher auch ›Schlagbaum‹: Franz von Sickingen hält vor dem Schlag (Goethe). In "Taubenschlag", HühnerschlagRaum, der verschlossen werden kann‹;
6 umgangssprachlich (ursprünglich ⇓ "S202" soldatensprachlich) auch ›eine Portion Essen‹ (soviel der Schöpflöffel faßt): er holte sich noch einen Schlag Suppe, Kartoffeln usw., dazu Nachschlag. – Die Zusammensetzungen mit Adverbien wie ⇑ "Abschlag", "Anschlag" usw. schließen sich in der Bedeutung an die verbalen Zusammensetzungen ⇑ "abschlagen", "anschlagen" usw. an, ähnlich "Beschlag", "Verschlag" zu den Zusammensetzungen ⇑ "beschlagen", "verschlagen".
Schlagader L200 Josua Maaler 1561;
Schlaganfall seit etwa 1850 für Schlagfluß (s. unten);
Schlagball 17. Jahrhundert;
Schlagfeder ahd. slegifedhera;
1Schwungfeder eines Vogels‹; übertragen
2elastische Feder von Stahl an einem Gewehrschloß, die das Schlagen des Hahns bewirkt‹; ›Feder, durch die eine Uhr zum Schlagen gebracht wird‹;
schlagfertig erscheint zwar bei seinem ersten Auftreten (1784 Schiller) bereits in der Bedeutung ›wortgewandt‹ (wie heute nur noch; ↑ "fertig"): eine so schlagfertige Gegnerin [der Theaterdirektion], es geht aber wohl auf eine ältere militärische Verwendung zurück: schlagfertige Miliz (Schiller), schlagfertig mit der Reiterei (H.v.A160 Heinrich von Kleist, Homburg 2,2);
Schlagfluß seit C.Weise (1673) belegt; wohl ausgegangen von der sonstigen Verwendung des Wortes ↑ "Fluß"(1) als Krankheitsbezeichnung, indem der Schlagfluß als plötzlicher heftiger Anfall von Fluß gefaßt wurde; wohl nach griech. rheumabei A075 Johann Wolfgang von Goethe Neutrum (Brief vom 11.9.97);
Schlaglicht (1737 Brockes), vielleicht Lehnübertragung von franz. coup de jour, ursprünglich Malerausdruck, jetzt nur noch übertragen wie schon bei A075 Johann Wolfgang von Goethe: worin er dieses Herdersche Probestück… mit wunderlichen Schlaglichtern beleuchtet (Dichtung und Wahrheit 28,108,11); erst um 1770 dazu als Gegenstück (und ebenfalls als Malerwort)
Schlagschatten;
Schlagseite (17. Jahrhundert) ›schiefe Lage eines Schiffes‹, danach umgangssprachlich
Schlagseite habenbetrunken sein‹; ↑ "schief";
Schlagwort eigentlich ›Wort, mit dem man schlägt, das man im Wortgefecht anwendet‹, ↑ "Stichwort", und wie dieses früher auch ⇓ "S040"Einsatzwort des Schauspielers‹ (um 1770), dann noch Ende des 18. Jahrhunderts ›Losungswort, Wahlspruch‹ (Hippel), 1807 Jean Paul ›Wort, das eine Lage schlagartig erhellt‹, heute ›gefühlsbetonte, schillernde Zweckprägung‹ (vgl. L181 Otto Ladendorf Einleitung, L320 Trübner 6,96, Historische Zeitschrift 122,229), [Schlagworten ist] eine prägnante Form [und] ein gesteigerter Gefühlswert eigentümlich (L181 Otto Ladendorf XIX), Eine unbedingte Grenzscheidung zwischen Schlagworten und Geflügelten Worten ist… nicht durchführbar(ebenda XVI), die Schlagwörter des Parteiprogramms (Mommsen; L264 Daniel Sanders), zumeist im politischen Zusammenhang vor allem zu bewegten Zeiten: W.Wülfing, Schlagworte des Jungen Deutschland (1982), oft negativ gedeutet mit Schlagworten um sich werfen (L337 WdG); daneben auch heute noch ›Stichwort‹, dazu Schlagwortkatalog (1889; H.Roloff, in: Handbuch der Bibliothekswissenschaft 2,242ff.);
Schlagzeile"S131"hervorgehobene Zeitungsüberschrift‹ um 1880; im Plural
Schlagzeilen machen, auch übertragen ›von sich reden machen‹.
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