Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
schinden
ahd. scinten, nur deutsches Verb, verwandt mit ↑ "Schinne", also eigentlich ›häuten‹ (so heute nur noch im präfigierten Partizip Prät. zerschunden); im Althochdeutschen schwach, schwankt es seit dem Mittelhochdeutschen zwischen starker und schwacher Flexion; jetzt Partizip nur noch stark, Präteritum umgangssprachlich auch schwach; seit dem Mittelhochdeutschen übertragen1jmdn. quälen, mißhandeln‹: Die frembdlingen soltu nicht schinden / noch vnterdrücken (A180 Martin Luther, 2.Mose 22,21), Was schindest du die Leute? (L308 Kaspar Stieler), reflexiv seit dem 18. Jahrhundert Sich schinden und plagen (vgl. L264 Daniel Sanders) im Sinne von ›schwer arbeiten‹ (ostniederdt. auch schindern, vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 3–49), ↑ "arbeiten"; im Anschluß daran seit dem 15. Jahrhundert auch speziell
2aussaugen‹ von Geizigen, daher mit veränderter Perspektive ›nicht bezahlen‹, so dann studentensprachlich Colleg, Heizung, Abendbrod usw. schinden d. h. unberechtigter Weise genießen (1795; L115 Helmut Henne/ L115 Georg Objartel 2,421); seit dem späten 19. Jahrhundert
3hervorrufen, erzeugen‹, im Journalismus Zeilen schindenso viel Zeilen wie möglich schreiben‹ (vgl. G.A111 Gerhart Hauptmann, Michael Kramer 2), Eindruck schinden (L320 Trübner) ›sich bemühen, vorteilhaft zu wirken‹.
Schindermittelhochdeutsch; ›Abdecker; Henker‹, jetzt nur noch übertragen, "Leuteschinder"; ↑ "Schund";
Schindluder (Ende des 18. Jahrhunderts); eigentlich ›abgezogenes Aas‹ (↑ "Luder"), wie "Aas" dann nur noch ⇓ "S191" Schimpfwort, auch milder: ich armes Schindluderchen (A118 Heinrich Heine, Harzreise; 3,25);
Schindluder mit jmdm. treiben [L033 Joachim Heinrich Campe 1810 spielen] ›jmdn. aufs gröbste zum besten haben‹.
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