Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
schimpfen
ahd. scimphan; bis ins 17. Jahrhundert ›scherzen, spaßen‹, daneben auch ›spotten‹; im Anschluß daran seit dem 17. Jahrhundert in heutiger Bedeutung ›Unwillen, Mißfallen äußern‹: Ey schimpfe nicht (L308 Kaspar Stieler); im Gegensatz zu "schelten" zunächst auch wie "schmähen" mit dem Zweck der Ehrverletzung »mit ehrenrührigen Worten beleidigen« (L004 Johann Christoph Adelung 1780), präpositional mit einem schimpfen (L308 Kaspar Stieler), er schimpfte auf ihn (L305 Christoph Ernst Steinbach), wer am meisten über die Regierung schimpft (A222 Friedrich Schiller, Räuber 2,3); bis ins 19. Jahrhundert auch transitiv wie "beschimpfen": Sich (nicht) schimpfen lassen (L169 Matthias Kramer), Uns Soldaten mag er schimpfen, Den Feldherrn soll er uns nicht verunglimpfen (A222 Friedrich Schiller, Wallensteins Lager 8); so heute im Sinne von ›nennen‹ nur noch in der doppelten Akkusativ-Konstruktion »mit Nennung des ehrenrührigen Namens, durch welchen man Anderer Ehre zu verletzen sucht oder meint« (L033 Joachim Heinrich Campe): Jemand einen… schändlichen Betrüger schimpfen (ebenda); reflexiv zur Bezeichnung eines ungerechtfertigten Anspruchs er läszt sich doctor… schimpfen(L059 DWb). ⇓ "S237" Zum Wortfeld schimpfen: ⇑ "keifen", "kritisieren", "mäkeln", "rüffeln", "rügen", "schelten", "schmähen", "tadeln", 2"verweisen", "vorhalten", "vorwerfen". Aus schimpfen wohl rückgebildetSchimpf ahd. scimpf, nur deutsch und niederländisch, ursprünglich ›Scherz‹ (bis ins 18. Jahrhundert erhalten in Schimpf und Ernst bei Wieland, Lessing, Musäus); durch die mittelhochdeutsche Zwischenstufe ›Verhöhnung‹ seit dem 16. Jahrhundert ›Beleidigung, Schmach‹, v. a. ⇓ "S007" in der festen Verbindung
mit Schimpf und Schande (jmdn. davonjagen) ›unehrenhaft‹ (vgl. L059 DWb);
Schimpfwort"S208" mittelhochdeutsch ›Scherzwort, Hohnwort‹, in der heutigen Bedeutung ›Schmähwort‹ seit 1677 (vgl. L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), doch dient ein Schimpfwort (wie Idiot) nicht nur der Beschimpfung anderer, sondern auch der eigenen (Ich Idiot!) als Mittel der Spannungsabfuhr. F.Kiener, Das Wort als Waffe, 1983;
schimpflich (mhd. ), seit etwa 1600 ›beleidigend, unehrenhaft‹.
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