Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Schiff
ahd. scif, scef, gemeingermanisch (got./ altnord. skip, engl. ship), urverwandt litauisch šk’ibit ›hauen, schneiden‹, also vielleicht eigentlich ›ausgehöhlter (Einbaum)‹;1 teils nur von größeren Fahrzeugen gebraucht, denen ⇑ "Kahn", "Nachen", "Boot" gegenübergestellt werden, teils allgemeine Bezeichnung: Den Schiffer im kleinen Schiffe / Ergreift es mit wildem Weh (A118 Heinrich Heine, Loreley), daher auch Schiffchen (Schifflein) ›Nachen‹, ursprünglich seemannssprachlich Schiff und Geschirr im 16. Jahrhundert verallgemeinert ›Gerät‹ (Arentin), seit Ende des 17. Jahrhunderts auch ›landwirtschaftliches Inventar‹; bildlich ›Kamel‹: dem höckrigen lastthier / … ein lebendes schiff (1819; L059 DWb), vielfach literarisch nach der Vorstellung des Hin- und Hergeworfenwerdens: als ein schif von winde / uf und abe swinde (Albrecht von Halberstadt; L059 DWb), seit dem Barock speziell im Sinne von Staatsschiff: Wir schwimmen auff dem Meer / Auff dem zustuckten Schiff (A095 Andreas Gryphius, Ermordete Majestät; vgl. Beller, in: Arcadia 15,1ff.);
2was die Form eines Schiffs hat‹, auf Gefäße übertragen althochdeutsch, später Kühlschiff (in Brauereien), veraltet (Warmwasser-)Schiff (im Herd); als Lehnbedeutung nach mittellat. navisseit etwa 1500 ›Hauptteil der Kirche‹, zunächst im Gegensatz zum Chor, dann bei weitergehender Gliederung Mittelschiff, Seitenschiff, Langschiff, Querschiff, ebenfalls Lehnbedeutung nach lat. navis(wie auch nach der Ähnlichkeit) bei den Webern zumeist im Diminutiv (bei L305 Christoph Ernst Steinbach Weberschifflein) seit dem 15. Jahrhundert ›Werkzeug, mit dem der Einschlag durch die Kette geschossen wird‹; im Diminutiv auch militärisch gleichbedeutend ↑ "Käppi" (L137 HWb) bzw. allgemeiner für die modische Kopfbedeckung.
Schiffbruch (mhd. ), Ein Schiffbruch erleyden »Sein Schiff in einem vngewitter verlieren« (L200 Josua Maaler), übertragen ›scheitern‹: am glauben Schiffbruch erlitten (A180 Martin Luther, 1.Timotheus 1,19), mit seinem Vorhaben Schiffbruch erleiden;
schiffen
1zu Schiff fahren‹, früher auch transitiv Waren schiffen, so noch in einschiffen, ausschiffen, verschiffen;
2 umgangssprachlich ›den Harn ablassen‹ zu SchiffNachtgeschirr‹ (1781 ⇓ "S211" studentensprachlich; L115 Helmut Henne/ L115 Georg Objartel 2,209);
Schiffer (15. Jahrhundert) ›Eigentümer‹ bzw. ›Führer eines Schiffes‹.
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