Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
schier
1"S087" Adverb, ahd. sciaro, mhd. schiere, nur deutsch, zu einem im Althochdeutschen noch vorliegenden Adjektiv skeri, skiarischnell‹ (auch ›scharfsinnig‹); frühneuhochdeutsch noch ›bald‹: der Unfall Moabs wird schier kommen(Luther), archaisierend noch bei Musäus: und zog, so schier ich immer konnte, den Sudeten zu; seit dem 15. Jahrhundert weiterentwickelt zu heutigem ›fast‹ (dazu ↑ "bald"[4]), Das will mir schier das Herz verbrennen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,365); so heute häufig Ausdruck ungläubigen Erstaunens vor negierten Adjektiven: das ist ja schier unglaublich, unmöglich, auch ›vollends‹: Nur das Erzwungene Ergötzt mich schier (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust II,9784).2"S087" Adjektiv, zunächst ⇓ "S159" norddeutsch umgangssprachlich, seit Bode und G.A.Bürger auch literarisch, aus ⇓ "S150""S137" niederdt.-mitteldt. schirrein, klar‹, gemeingermanisch (got. skeirs, engl. sheer), verwandt mit ↑ "scheinen"; daß seine Haut so schier sei als Alabaster (Bode), die weiße, schiere Milch (G.A.Bürger), auch übertragen durch eine schiere Erfindung (Niebuhr), aus schierer Barmherzigkeit (Storm), die schiere Faulheit; im Sinne von ›unvermischt‹: schierer Hafer L004 Johann Christoph Adelung, schieres Fleisch, Fett usw.
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