Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
schieben
ahd. scioban, mhd. schieben, gemeingermanisches starkes Verb (got. skiuban, engl. shove), urverwandt litauisch skúbti ›eilen‹;1sacht drückend von der Stelle bewegen‹,
1.1 auf Gegenstände bezogen: das Brod in den Ofen schieben (L169 Matthias Kramer), den Bissen ins Maul schieben(ebenda), man schiebt etwas in die Tasche (L003 Johann Christoph Adelung 1780) im Sinne von ›stecken‹, Schnee schieben besonders norddeutsch, neben Schnee ↑ "schippen" (L066 Jürgen Eichhoff, Karte 15); in festen Wendungen schieb es nicht von einem tage auff den andern (A180 Martin Luther, Sirach 5,8), etwas auf die lange Bank schieben(1"Bank"), die Schuld/ die Ursach auf einen andern schieben (L169 Matthias Kramer), jmdm. etwas in die Schuhe schieben ↑ "Schuh", verschieben, ⇑ "aufschieben", "unterschieben"; speziell Kegel schiebenkegeln‹ (17. Jahrhundert; L059 DWb); umgangssprachlich ↑ "Kohldampf" schieben, Wache schieben wohl unter Einfluß von rotw. schefftentun‹ (S.A.L348 Siegmund A. Wolf 281/ 83): wenn man zehneinhalb Jahr Knast geschoben hat (A054 Hans Fallada, Blechnapf 10);
1.2 auf Menschen bezogen: Einen zur Thür hinaus schieben (L033 Joachim Heinrich Campe), von der drängenden Menge Du glaubst zu schieben und wirst geschoben (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,4117), zur Bezeichnung von Willkür Die Menschen wußt' er, gleich des Brettspiels Steinen, nach seinem Zweck zu setzen und zu schieben (A222 Friedrich Schiller, Wallensteins Tod 4,8), von Rücksichtslosigkeit alle Mitbewerber beiseite schieben (L059 DWb); reflexiv von der trägen Körperbewegung den leibarzt… , der… sich wie eine schildkröte vor die regentin und pazientin schiebt (Jean Paul; L059 DWb); intransitiv ›gehen‹ heute nur umgangssprachlich da kommt er geschoben (L033 Joachim Heinrich Campe), er schob ins Haus (L305 Christoph Ernst Steinbach); speziell im Kriminalwesen ›außer Landes verweisenvagabunden über die grenze schieben (L059 DWb), heute ↑ "abschieben";
2 übertragen ›gesetzwidrigen, unlauteren Handel treiben‹ (frühnhd. schubÜbergabe gestohlenen Guts‹) seit späterem 19. Jahrhundert (vgl. L265 Daniel Sanders Erg.), geläufig seit dem 1.Weltkrieg (vgl. W.L244 Wolfgang Pfeifer), heute häufig im kriminellen Geschäftsleben Devisen schieben, übertragen abgeblaßter wie ›drehenList… um die Dinge so zu schieben (Storm; L320 Trübner), das Geschäft war geschoben, eine geschobene Pleite.
Schieber L305 Christoph Ernst Steinbach 1734, zuvor bei L308 Kaspar Stielerein heimlich die Universität verlassender Student‹;
1schiebbares Gerät‹, um z. B. Brot, Kuchen in den Ofen zu schieben, besonders um eine Öffnung zu verschließen oder zu öffnen. Seit etwa 1880, besonders seit 1916
2 »Art Geschäftsleute, die geringwerthige Pfandscheine als sichere Unterlagen für Anleihen vorschieben« (L265 Daniel Sanders Erg.), dann ›übler Geschäftemacher, Schwarzhändler‹ nach ⇓ "S182" gaunersprachlichem Vorbild;
Schiebung (L284 Justus Georg Schottelius); auf illegale Geschäfte bezogen ⇓ "S192" seit 1916 »brandmarkendes Schlagwort« (L320 Trübner).
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