Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
schicken
(12. Jahrhundert) zu (ge)schehen (wie "zücken" zu "ziehen"); zunächst1 ›einrichten, ordnen‹: schicket das Haus eurer Väter in eurer Ordnung (Luther), schicket eure Brüder, daß sie tun nach dem Wort des Herrn (Luther), besonders von Gott, vom Schicksal usw. in bezug auf etwas Künftiges: er aber, Gott unser Vater, schicke unsern Weg zu euch (Luther), sprichwörtlich Gott muß es schicken, wenn es soll glücken (↑ "Geschick"); erhalten in
2 reflexiv ›sich bereitmachen‹ (↑ "anschicken"): da schickte sich Tobias mit allem, was er mit sich wollte nehmen (Luther), der sich zum Balle schickt(Goethe), und schicken sich mit Mordverlangen das Todesopfer zu empfangen (Schiller), der Himmel schickt sich zum Regen L003 Johann Christoph Adelung 1780 (entsprechend "geschickt" sein); südostdeutsch ›sich beeilen‹ (L171 Paul Kretschmer 484), ↑ "eilen"; allgemein üblich
3.1 ›sich fügen‹,
⊚ sich in etwas schicken, sich in die Ordnung zu schicken (Luther) Als Wendung Schickt euch, Kinder! ›seid artig!‹ (vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 3–34, ↑ "artig"). Auch veraltet sich in jmdn. schicken ›sich jmdm. anbequemen‹,
⊚ es schickt sich ›es fügt sich, es kommt dazu‹: daß sich alles so schickt und macht, wie er's gewünscht(Goethe);
3.2 ›passen, angemessen sein‹: Es schickt sich nicht iedermann zu allerley (L308 Kaspar Stieler), der Rock schickt sich nicht zur Weste L003 Johann Christoph Adelung 1780), Eines schickt sich nicht für alle (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Beherzigung), ich schicke mich nicht zum Buchhändler (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom Juli 1773), das nämliche Lied schickt sich zu beider Schicksal (Schiller),
⊚ das schickt sich (nicht) ›das gehört sich (nicht)‹; ⇓ "S029" daneben bereits mittelhochdeutsch, seit dem 16. Jahrhundert vorherrschend
4 ›senden‹ durch elliptische Verkürzung des Ausdrucks, eigentlich ›zurechtmachen, veranlassen‹ (vgl. "geschickt"), Wer hat euch geschicket? (L169 Matthias Kramer), geschickt worden seyn (ebenda), mit verschiedenen Präpositionen: Vmb hilff, zudem Künig schicken (L200 Josua Maaler), einen nach etwas schicken (L169 Matthias Kramer), Wahre nach London schicken (L003 Johann Christoph Adelung 1780), Kinder in die Schule schicken »sie in die Schule gehen heißen.. die Schule besuchen lassen« (L033 Joachim Heinrich Campe).
Schick Mask. (15. Jahrhundert), ⇓ "S150" mittelniederdt. schick; anfangs und heute noch landschaftlich allgemein zu schicken(1)
1 ›richtige Ordnung‹; vor allem zu schicken(3.2)
2 ›(gutes) Benehmen‹: ich bin nur schlecht und gemein, und verstehe den schick nicht (Voß; L059 DWb); A177 Gotthold Ephraim Lessing empfiehlt 1759 das damals veraltete, ihm aus der Schweiz bekanntgewordene Wort (6,32); seit etwa 1850 und bis ins frühere 20. Jahrhundert auch in der Form ⇓ "S184" rückentlehnt < franz. chic (im 16. Jahrhundert aus dem Deutschen entlehnt), dem die heutige Bedeutung
3 ›Eleganz, Attraktivität‹ entspricht, auf das sichere Auftreten, Handeln bezogen mit einem graciösen Schick(Heine; L264 Daniel Sanders), einen Handschuh mit einigem Schick aus- und anziehen (Fontane; L059 DWb); zumeist in bezug auf Kleidung (zuvor niederdeutsch mit entsprechendem Adjektiv auch abwertend möglich dat kleed hat enen dullen [›seltsamen‹] schick [L022 Brem.Wb. 4,652]): mit dem Schick einer Weltdame(1882; L081 FWb), der Schick eines Kostüms;
schick um 1880 < franz. chic; heute auch Ausdruck allgemeinerer Anerkennung ein schickes Auto, schick ausgehen, ⇓ "S060" im begeisterten Ausruf schick!; auch abwertend schicke Gesellschaft (K.Mann; L337 WdG) wie
Schickeria ⇓ "S149" (2. Hälfte des 20. Jahrhunderts < ⇓ "S098" ital. sciccheria ›Eleganz‹; L055 Duden Herkunftswb.);
schicklich (14. Jahrhundert) anfangs und bis ins 18. Jahrhundert ›geeignet‹: Musikstücke… zu Unterlegung schicklicher Worte aussuchen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 1.6.05); dann ⇓ "S029" spezialisiert (zu schicken[3.2]) zu heute nur noch üblichem ›anständig, gebührend‹: Anstand und… schickliche Manieren (A163 Adolf Freiherr von Knigge, 3Umgang 65), jeder glaubt, / Es sei auch schicklich was ihm nützlich ist (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Tasso 1010), Sie hielt es noch nicht für schicklich, sich zu erklären (L003 Johann Christoph Adelung 1780); ebenso
Schicklichkeit (1482; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) im Sinne von ›Eignung‹, auch ›Anstand‹;
Schickung (14. Jahrhundert) zu schicken(3.1) ›(göttliche) Fügung‹.
2 reflexiv ›sich bereitmachen‹ (↑ "anschicken"): da schickte sich Tobias mit allem, was er mit sich wollte nehmen (Luther), der sich zum Balle schickt(Goethe), und schicken sich mit Mordverlangen das Todesopfer zu empfangen (Schiller), der Himmel schickt sich zum Regen L003 Johann Christoph Adelung 1780 (entsprechend "geschickt" sein); südostdeutsch ›sich beeilen‹ (L171 Paul Kretschmer 484), ↑ "eilen"; allgemein üblich
3.1 ›sich fügen‹,
⊚ sich in etwas schicken, sich in die Ordnung zu schicken (Luther) Als Wendung Schickt euch, Kinder! ›seid artig!‹ (vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 3–34, ↑ "artig"). Auch veraltet sich in jmdn. schicken ›sich jmdm. anbequemen‹,
⊚ es schickt sich ›es fügt sich, es kommt dazu‹: daß sich alles so schickt und macht, wie er's gewünscht(Goethe);
3.2 ›passen, angemessen sein‹: Es schickt sich nicht iedermann zu allerley (L308 Kaspar Stieler), der Rock schickt sich nicht zur Weste L003 Johann Christoph Adelung 1780), Eines schickt sich nicht für alle (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Beherzigung), ich schicke mich nicht zum Buchhändler (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom Juli 1773), das nämliche Lied schickt sich zu beider Schicksal (Schiller),
⊚ das schickt sich (nicht) ›das gehört sich (nicht)‹; ⇓ "S029" daneben bereits mittelhochdeutsch, seit dem 16. Jahrhundert vorherrschend
4 ›senden‹ durch elliptische Verkürzung des Ausdrucks, eigentlich ›zurechtmachen, veranlassen‹ (vgl. "geschickt"), Wer hat euch geschicket? (L169 Matthias Kramer), geschickt worden seyn (ebenda), mit verschiedenen Präpositionen: Vmb hilff, zudem Künig schicken (L200 Josua Maaler), einen nach etwas schicken (L169 Matthias Kramer), Wahre nach London schicken (L003 Johann Christoph Adelung 1780), Kinder in die Schule schicken »sie in die Schule gehen heißen.. die Schule besuchen lassen« (L033 Joachim Heinrich Campe).
Schick Mask. (15. Jahrhundert), ⇓ "S150" mittelniederdt. schick; anfangs und heute noch landschaftlich allgemein zu schicken(1)
1 ›richtige Ordnung‹; vor allem zu schicken(3.2)
2 ›(gutes) Benehmen‹: ich bin nur schlecht und gemein, und verstehe den schick nicht (Voß; L059 DWb); A177 Gotthold Ephraim Lessing empfiehlt 1759 das damals veraltete, ihm aus der Schweiz bekanntgewordene Wort (6,32); seit etwa 1850 und bis ins frühere 20. Jahrhundert auch in der Form ⇓ "S184" rückentlehnt < franz. chic (im 16. Jahrhundert aus dem Deutschen entlehnt), dem die heutige Bedeutung
3 ›Eleganz, Attraktivität‹ entspricht, auf das sichere Auftreten, Handeln bezogen mit einem graciösen Schick(Heine; L264 Daniel Sanders), einen Handschuh mit einigem Schick aus- und anziehen (Fontane; L059 DWb); zumeist in bezug auf Kleidung (zuvor niederdeutsch mit entsprechendem Adjektiv auch abwertend möglich dat kleed hat enen dullen [›seltsamen‹] schick [L022 Brem.Wb. 4,652]): mit dem Schick einer Weltdame(1882; L081 FWb), der Schick eines Kostüms;
schick um 1880 < franz. chic; heute auch Ausdruck allgemeinerer Anerkennung ein schickes Auto, schick ausgehen, ⇓ "S060" im begeisterten Ausruf schick!; auch abwertend schicke Gesellschaft (K.Mann; L337 WdG) wie
Schickeria ⇓ "S149" (2. Hälfte des 20. Jahrhunderts < ⇓ "S098" ital. sciccheria ›Eleganz‹; L055 Duden Herkunftswb.);
schicklich (14. Jahrhundert) anfangs und bis ins 18. Jahrhundert ›geeignet‹: Musikstücke… zu Unterlegung schicklicher Worte aussuchen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 1.6.05); dann ⇓ "S029" spezialisiert (zu schicken[3.2]) zu heute nur noch üblichem ›anständig, gebührend‹: Anstand und… schickliche Manieren (A163 Adolf Freiherr von Knigge, 3Umgang 65), jeder glaubt, / Es sei auch schicklich was ihm nützlich ist (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Tasso 1010), Sie hielt es noch nicht für schicklich, sich zu erklären (L003 Johann Christoph Adelung 1780); ebenso
Schicklichkeit (1482; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) im Sinne von ›Eignung‹, auch ›Anstand‹;
Schickung (14. Jahrhundert) zu schicken(3.1) ›(göttliche) Fügung‹.