Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Schicht
mhd. (mitteldt.) schiht, althochdeutsch in missaskiht ›Unglück‹, zu ahd. scehan ›sich fügen, geschehen‹ (wie "Geschichte" zu "geschehen", dazu mittelniederdt. shigt-bok der stad Brunswyk, Hermann Botes Dat schicht boick); anfangs ›Schickung, Ordnung, Einteilung‹, daher zunächst ⇓ "S033" bergmannssprachlich (um 1300)1 ›eine bestimmte Arbeitszeit‹: 24 stunden des tags und nachts in 3 schichten getheilt (1557; L059 DWb), dazu eine Schicht fahren (Göpfert, L360 ZDW3), Schicht machen (ebenda; L308 Kaspar Stieler) ›die Arbeit einstellen‹, auch umgangssprachlich ›etwas beenden‹: denn is es Zeit, un denn mußt du nu Schicht damit machen (A060 Theodor Fontane, Treibel 192); auch metonymisch »die zu jeder Schicht bestimmten Arbeiter« (L003 Johann Christoph Adelung 1780); übertragen er konnte mit Freudigkeit seine Schicht beschließen (Novalis) ›sterben‹; dann auch
2 ›Lage‹: schiht von epfeln (14. Jahrhundert; L059 DWb), bei A180 Martin Luther auch von nebeneinander befindlichen Reihen: Lasset die sich setzen bey schichten / ja funffzig vnd funffzig (Lukas 9,14); auf Naturerscheinungen bezogen, Nebelschicht, Wolkenschicht (Goethe; L059 DWb); speziell geologisch die Schichten in der Erde (L003 Johann Christoph Adelung 1780) ›lagenweise Anordnung verschiedener Gesteinsarten‹, ↑ "Erdschicht"; seit dem 19. Jahrhundert
3 gesellschaftstheoretisch gedeutet, ersetzt z. T. zuvor gebrauchtes ›Stand‹, ›Klasse‹: Die unteren Schichten… bedrohten… die ganze sociale Existenz der bürgerlichen Gesellschaft (1857; L086 GG2,788); in der älteren ⇓ "S181" Rechtssprache
4 ›Erbteilung‹ (so noch bei L033 Joachim Heinrich Campe).
umschichtig (19. Jahrhundert) ›abwechselnd‹;
schichten (13. Jahrhundert);
1 Holz schichten, schnee zu solchen höhn geschichtet(Platen; L059 DWb), auch reflexiv Soll wiederum sich schichten ein Scheiterhaufen? (Chamisso; L264 Daniel Sanders); in der älteren Rechtssprache
2 ›die Erbteilung vornehmen‹: die Kinder erster Ehe abschichten ›durch Auslieferung ihres Anteils an der Erbschaft abfinden‹; dazu Erbschichter (Luther).
2 ›Lage‹: schiht von epfeln (14. Jahrhundert; L059 DWb), bei A180 Martin Luther auch von nebeneinander befindlichen Reihen: Lasset die sich setzen bey schichten / ja funffzig vnd funffzig (Lukas 9,14); auf Naturerscheinungen bezogen, Nebelschicht, Wolkenschicht (Goethe; L059 DWb); speziell geologisch die Schichten in der Erde (L003 Johann Christoph Adelung 1780) ›lagenweise Anordnung verschiedener Gesteinsarten‹, ↑ "Erdschicht"; seit dem 19. Jahrhundert
3 gesellschaftstheoretisch gedeutet, ersetzt z. T. zuvor gebrauchtes ›Stand‹, ›Klasse‹: Die unteren Schichten… bedrohten… die ganze sociale Existenz der bürgerlichen Gesellschaft (1857; L086 GG2,788); in der älteren ⇓ "S181" Rechtssprache
4 ›Erbteilung‹ (so noch bei L033 Joachim Heinrich Campe).
umschichtig (19. Jahrhundert) ›abwechselnd‹;
schichten (13. Jahrhundert);
1 Holz schichten, schnee zu solchen höhn geschichtet(Platen; L059 DWb), auch reflexiv Soll wiederum sich schichten ein Scheiterhaufen? (Chamisso; L264 Daniel Sanders); in der älteren Rechtssprache
2 ›die Erbteilung vornehmen‹: die Kinder erster Ehe abschichten ›durch Auslieferung ihres Anteils an der Erbschaft abfinden‹; dazu Erbschichter (Luther).