Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
schelten
ahd. sceltan, dt. / niederländ./ fries. starkes Verb, wohl verwandt mit ↑ "Schall" und ↑ 1"Schelle"; Konjunktiv Prät. schölte, schälte, Imperativ zuweilen schwach schelte statt schilt;1 ›Unwillen, Mißfallen äußern‹, im Sinne von ↑ "schimpfen" ursprünglich ⇓ "S159" norddeutsch und heute gehoben; im Gegensatz zu "tadeln"
1.1 mit dem Merkmal des emotionalen Ausbruchs, so besonders intransitiv: In der Predigt schelten (L308 Kaspar Stieler), Den ganzen Tag schelten (L003 Johann Christoph Adelung 1780), ward sie bös, sehr bös, schalt, spie Gift und Galle gegen ihn aus(Brüder A087 Jacob und Wilhelm Grimm, Jorinde und Joringel); konkret
1.2 auf ein bestimmtes Fehlverhalten bezogen wie "tadeln", "rügen"; intransitiv, in der Infinitivkonstruktion In einer thaat ist er ze Schalten (L200 Josua Maaler), der Vatter wird schelten (L169 Matthias Kramer), auf einen schelten (L169 Matthias Kramer); transitiv Schilt nicht dein leid du selber bist das leid (S.A067 Stefan George, Als sich dir jüngling), Laß Nörgler Dich schelten! Wer hält denn Gericht (A215 Rainer Maria Rilke, Meerleuchten), veraltet mit für: schelten sie mich auch für hässlich(A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust II,8912); mit doppeltem Akkusativ: Einen ein narren Schalten (L200 Josua Maaler); reflexiv wie "schmähen", "vorwerfen" im Sinn einer Selbstbezichtigung: du schiltst dich selber einen hund (16.Jahrhundert; L059 DWb), ursprünglich scherzhaft im Sinne von ›nennen‹ (vgl. L169 Matthias Kramer): dieser Herzog, der sich den Guten schelten läßt (Schiller), transitiv Schützinger schilt uns Ästheten. Dieser Vorwurf schmeckt nach Bier und Rauchtabak (A266 Kurt Tucholsky, Gesammelte Werke 2,351); reziprok sich mit jmdm. schelten bei Luther, wofür in neuerer Sprache auch mit jmdm. schelten (L171 Paul Kretschmer 404, L048 DWA II), ↑ "unbescholten".
Schelte ahd. scelta, jetzt nur üblich in Schelte bekommen, es gibt Schelte u.dgl.; A075 Johann Wolfgang von Goethe gebraucht auch einen Plural: und harren der Schläg' und der Schelten (Der getreue Eckart 33); in Zusammensetzungen
Scheltname ›Schimpfname‹ (L265 Daniel Sanders Erg.),
Scheltwort (mhd. ), die grausame scheltwohrte dieses erbitterten weibes (Rist; L059 DWb). H.Klenz, Schelten-Wörterbuch. Die Berufs-, besonders Handwerkerschelten (1910, Ndr. 1990), ⇓ "S208" im Sinn einer prophetischen Redegattung vgl. L.Markert, Struktur und Bezeichnung des Scheltworts (1977).
1.1 mit dem Merkmal des emotionalen Ausbruchs, so besonders intransitiv: In der Predigt schelten (L308 Kaspar Stieler), Den ganzen Tag schelten (L003 Johann Christoph Adelung 1780), ward sie bös, sehr bös, schalt, spie Gift und Galle gegen ihn aus(Brüder A087 Jacob und Wilhelm Grimm, Jorinde und Joringel); konkret
1.2 auf ein bestimmtes Fehlverhalten bezogen wie "tadeln", "rügen"; intransitiv, in der Infinitivkonstruktion In einer thaat ist er ze Schalten (L200 Josua Maaler), der Vatter wird schelten (L169 Matthias Kramer), auf einen schelten (L169 Matthias Kramer); transitiv Schilt nicht dein leid du selber bist das leid (S.A067 Stefan George, Als sich dir jüngling), Laß Nörgler Dich schelten! Wer hält denn Gericht (A215 Rainer Maria Rilke, Meerleuchten), veraltet mit für: schelten sie mich auch für hässlich(A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust II,8912); mit doppeltem Akkusativ: Einen ein narren Schalten (L200 Josua Maaler); reflexiv wie "schmähen", "vorwerfen" im Sinn einer Selbstbezichtigung: du schiltst dich selber einen hund (16.Jahrhundert; L059 DWb), ursprünglich scherzhaft im Sinne von ›nennen‹ (vgl. L169 Matthias Kramer): dieser Herzog, der sich den Guten schelten läßt (Schiller), transitiv Schützinger schilt uns Ästheten. Dieser Vorwurf schmeckt nach Bier und Rauchtabak (A266 Kurt Tucholsky, Gesammelte Werke 2,351); reziprok sich mit jmdm. schelten bei Luther, wofür in neuerer Sprache auch mit jmdm. schelten (L171 Paul Kretschmer 404, L048 DWA II), ↑ "unbescholten".
Schelte ahd. scelta, jetzt nur üblich in Schelte bekommen, es gibt Schelte u.dgl.; A075 Johann Wolfgang von Goethe gebraucht auch einen Plural: und harren der Schläg' und der Schelten (Der getreue Eckart 33); in Zusammensetzungen
Scheltname ›Schimpfname‹ (L265 Daniel Sanders Erg.),
Scheltwort (mhd. ), die grausame scheltwohrte dieses erbitterten weibes (Rist; L059 DWb). H.Klenz, Schelten-Wörterbuch. Die Berufs-, besonders Handwerkerschelten (1910, Ndr. 1990), ⇓ "S208" im Sinn einer prophetischen Redegattung vgl. L.Markert, Struktur und Bezeichnung des Scheltworts (1977).