Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Scheich
(1654; L081 FWb) Mask. , Plural Scheichs oder Scheiche, im 17. Jahrhundert durch Reiseliteratur ins Deutsche gekommen (L245 2W.Pfeifer) von ⇓ "S013" arab. saihÄltester, Stammesoberhaupt‹ (2L175 Friedrich Kluge/ L175 Elmar Seebold); danach zunächst1 im Sinne eines Titels für Vorsteher u.ä. ›Greis, Ältester‹ (1871 L266 Daniel Sanders FWb), daneben schon früher
2islamischer Priester einer Moschee‹ (L132 Johann Hübner, Reales Staats-, Zeitungs- und Conversations-Lexicon, 1752) und »Ehrentitel für mohammedanische Gelehrte und Geistliche« (L081 FWb); heute v. a.
3 ›(reicher) politischer Machthaber, Herrscher (in arabischen Gebieten)‹ (ebenda): Und nicht wie jene Scheichs der Wüstenstämme, / die nächstens auf verwelktem Teppich ruhten, / aber Rubinen ihren Lieblingsstuten / einsetzen ließen in die Silberkämme (A215 Rainer Maria Rilke, Das Stundenbuch, 3, 354); aufgrund des Reichtums vieler Scheichs umgangssprachlich übertragen (oft ironisch) ›Person mit viel Geld‹ (1950; L179 Heinz Küpper, 1987), den Grund für den Wohlstand illustriert die Zusammensetzung "Ölscheich" (1974; L098 2GWb). In der Soldatensprache seit dem 20. Jahrhundert daneben pejorativ
4schlechter Soldat‹ (L081 FWb), übergegangen in die Umgangssprache für ›fester Begleiter, Freund‹ (ebenda) und ›Bräutigam, Liebhaber‹ (ca. 1920; L179 Heinz Küpper, 1987) bzw. negativ ›unangenehmer Mensch‹ (1920; ebenda). Zu Scheich(3) die substantivische Ableitung
Scheichtum (1957; L081 FWb) ›Herrschaftsgebiet eines Scheichs‹ (ebenda).
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