Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Scheibe
ahd. sciba, mhd. schibe, altgermanisch (engl. shive, daneben sheave), urverwandt lat. scipio ›Stab‹;1kreisrunde Platte‹, ursprünglich zum Drehen bestimmt: ich gieng… in des Töpffers haus / … / er erbeitet… auff der Scheiben (A180 Martin Luther, Jeremia 18,3), Drehscheibe, nach der Scheibe schießen (L308 Kaspar Stieler), Schießscheibe, dazu umgangssprachlich ja Scheibe! »ruft man, wenn etwas fehlgegangen ist« (L059 DWb), lautlich an gleichbedeutend "Scheiße" angeglichen, ⇓ "S228" verstärkt Scheibenkleister, Scheibenhonig; speziell ›Wurfscheibe, DiskusRunde Scheibe von Stein oder Ertz, die man geworffen hat (L037 Petrus Dasypodius), ›Fensterscheibe‹ (1464ff.; vgl. L059 DWb) zunächst die runde Scheibe, wie sie in Kirchenfenstern üblich ist, dann mit Schwinden des ursprünglichen Sinns auch ›(viereckige) Glasplatte‹: eine Scheibe einschlagen… einsetzen(J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), wo kaum das licht durch blinde scheiben dringt (Grillparzer; L059 DWb); mittelhochdeutsch dazu ein starkes Verb schiben(sich) drehend fortbewegen‹, noch jetzt oberdeutsch Kegel scheiben; übertragen die grosse Scheibe der Sonne/ des Monds (L169 Matthias Kramer); dann bereits mittelhochdeutsch
2 auch für Gegenstände, die nicht kreisförmig sind: einen Apfel, eine Wurst in Scheiben schneiden (L003 Johann Christoph Adelung 1780), "Kniescheibe", Honigscheibe, Scheibe Brot (landschaftlich auch ›belegte/ bestrichene Brotschnitte‹, ↑ "Schnitt"), Fleisch u.dgl.
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