Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
schaudern
(L037 Petrus Dasypodius 1537) < ⇓ "S150" niederdt. schudern (Nebenform zu schuddern, engl. shudder, mit ↑ "schütteln" verwandt); zunächst1 von der Frostempfindung (eigentlich ihrer sinnlichen Äußerung) ›sich schütteln, zittern‹: meine Pferde schaudern, der Morgen dämmert auf (Goethe); übertragen und zumeist
2 von der Empfindung der Angst, des Schreckens, auch übergroßen Glücks: ich schaudre oft vor all dem glück zurück (Körner; L059 DWb); auch unpersönlich mich/ mir schaudert (beides z. B. bei Schiller), infinitivisch konstruiert mit Blick auf die Ursache: Der Lerm machet jedermann schaudern (L308 Kaspar Stieler); literarisch der Schrei schauderte durch die Herzen aller Anwesenden (Klinger), Entzücken schaudert mich aus jenen Welten an (Schiller); Partizip Präsens schaudernd auch Attribut eines Gegenstands, der Schaudern erregt: in der schaudernden Stille (Lessing); in gleicher Verwendung ↑ "schauern"; abgeleitet
Schauder (1588; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt); ⇓ "S075" im Gegensatz zu 1"Schauer"(2.2) heute nur von der unangenehmen Empfindung des Zurückbebens, dieser Unterschied wird anfangs nicht gemacht, in Poseidons Fichtenhain tritt er mit frommem Schauder ein (Schiller); dann zumeist ›Grauen‹: Mit Schauder vernehme ichs (L033 Joachim Heinrich Campe); ↑ "Angst";
schauderhaft (1773 Herder) zunächst wie schauerlich: unsichre, schauderhafte Kreise (Goethe), eine schauderhafte Empfindung (Goethe), dann soll die Welt das Schauderhafte sehen (Schiller), ein schauderhafter Anblick; daneben seit Ende des 19. Jahrhunderts umgangssprachliches Empfindungswort ›sehr unangenehm, sehr erbärmlich‹: das durchsehen mancher aufsätze ist eine schauderhafte arbeit (L059 DWb), heute auch ⇓ "S229"sehr, überaus‹, es ist schauderhaft kalt.
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