Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Schatz
ahd. scaz, gemeingermanisch (got. skatts, altnord. skattr), ursprünglich (altfries., slaw.) wohl ›Vieh‹ (wie lat. pecunia und die Entwicklung von "Vieh" im Skandinavischen), dann ›Geldstück‹, mittelhochdeutsch auch durch Anlehnung an das Verb schatzen (s. unten) ›auferlegte Abgabe‹: der monatlich seinen Schatz richtig bezahlt (Möser), so bis ins 19. Jahrhundert vor allem niederdeutsch (auch in Brandschatz [↑ "brandschatzen"], Schlagschatz). Seit dem 13. Jahrhundert1.1bewegliches Vermögen‹; erst später mit der Vorstellung von etwas besonders Aufbewahrtem und Behütetem (bis zum 15. Jahrhundert dafür ↑ "Hort"): Ein Schatz… außgraben… samlen… vergraben (L200 Josua Maaler),
(nicht) für alle Schätze der Weltunter allen/ keinen Umständen‹, Ihr werdet alle Schätze der Welt um ein christliches Seufzerlein geben (A222 Friedrich Schiller, Räuber 5,1); dazu Brautschatz (1482; L059 DWb), Mahlschatz (frühnhd.; »kostbarkeit, welche als pfand bei verlobung oder vermählung von den verlobten einander geschenkt wird« L059 DWb) (↑ "Gemahl"), Bücherschatz (L169 Matthias Kramer), Kunstschatz, Gemäldeschatz (L003 Johann Christoph Adelung 1777), "Sprachschatz", Liederschatz (L059 DWb);
1.2für kostbar Gehaltenes‹: zwei… Bremergroten [waren ihm] unter den Umständen so lieb, als hätte er einen Schatz gefunden (A193 Karl Philipp Moritz, Reiser 334); übertragen auf positiv Bewertetes: Ein trewer Freund… / Wer den hat / der hat einen grossen Schatz (A180 Martin Luther, Sirach 6,14), Die gedachtnuß ist ein Schatz (L200 Josua Maaler), einen Schatz der mannigfaltigsten erfahrung (Lessing; L059 DWb); von da aus ⇓ "S118" Kosewort Liebender (15. Jahrhundert); wohl erst neuer
1.3 auf verwertbare Naturvorkommen bezogen, aber schon bei I.Kant Die Feuerschätze im Innern der Erde (L264 Daniel Sanders), dazu Bodenschatz.  
schatzen ahd. scazzon; zunächst ›jmdn. in bezug auf sein Vermögen taxieren‹, zum Zweck der Besteuerung, daher auch ›mit einer Abgabe belegen‹ (veraltet);
schätzen mhd. schetzen; zunächst und bis ins 18. Jahrhundert Synonym von schatzen (L059 DWb); seit dem Frühneuhochdeutschen
1.1einen Wert feststellen, taxieren‹: ein Gebot… / Das alle Welt geschetzt würde (A180 Martin Luther, Lukas 2,1); abgeblaßt ohne Begriff des Exakten
1.2beurteilen, einschätzen‹: etliche / die vns schetzen / als wandelten wir fleischlicher weise (A180 Martin Luther, 2.Korinther 10,2), häufig auf das Lebensalter bezogen wie alt, zum beispiel, schätzen sie ihn(Schiller; L059 DWb), mit prädikativer Bestimmung sich glücklich schätzen (können) (Schiller; L264 Daniel Sanders), in Zusammensetzungen abschätzen, einschätzen; seit dem Frühneuhochdeutschen weiter verblaßt ›meinen, denken‹: ich schatz, wir gen zum rockenspringen (Fastnachtspiel; L059 DWb); zugleich positiv gedeutet
1.3(hoch-)achten‹: ich schetze mer die gedult denne diu zeichen der menschen (Deutsche Mystiker des 14. Jahrhunderts; L059 DWb), im Partizip Prät. geschätzt »von einigen Neuern« (L003 Johann Christoph Adelung 1777) im Sinne von ›verehrt‹: geschätzter Freund, literarisch Geschätztes Nichts der eitlen Ehre (Haller; L003 Johann Christoph Adelung 1777), veraltet in der Anrede geschätztes Publikum und im Geschäftsbrief Ihr geschätztes Schreiben. hochschätzen, geringschätzen, wertschätzen. ⇑ "abschätzig", "geringschätzig".
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